Call-Center-Mitarbeiter prüfen

Online-Testzentrum: Selbsttest unter Video-Beobachtung Carolin Ciulli, 06.05.2021 15:24 Uhr

Digitales Testzentrum: Kunden werden für ein Zertifikat dabei beobachtet, wie sie sich selbst auf eine Infektion mit Sars-Cov-2 testen. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Apotheken stellen nach einem negativen Testergebnis vielerorts Zertifikate für Besuche in Pflegeheimen oder eines Friseursalons aus. Ein neues Onlineangebot will die Nachweise unabhängig von einer Vor-Ort-Teststelle digital ermöglichen: Die Durchführung des Selbsttests wird aufgezeichnet und von Call-Center-Mitarbeitern geprüft. Hinter dem Projekt steht der Hilfsmittelanbieter Care Integral aus Schleswig-Holstein, der auch Selbsttests vertreibt.

Die Idee zu einem Online-Testzentrum geht unter anderem auf Geschäftsführer Timo Scharpenberg zurück. Er fragte sich gemeinsam mit Freunden, welche Schritte eine weitere Ausbreitung von Sars-Cov-2 verhindern könnten. Als Vertreiber von verschiedenen Schnelltests entstand die Idee inklusive Webshop. Über covidtestonline.de können Nutzer einen Schnelltest kaufen, einen Termin für die Testdurchführung ausmachen und im Anschluss ein digitales Zertifikat erhalten.

Das Testzentrum wird formal von der Firma Coteon betrieben, die über die nötige Zulassung verfügt. Die Durchführung wird von einem Mitarbeiter per Video kontrolliert. Wichtig ist dem Portal zufolge, dass das Testkit erst geöffnet wird, wenn dazu aufgefordert wird. Nur ungeöffnete Tests könnten zertifiziert werden. Vorab wird die Identität des Testers geprüft und er erhält ein Erklärvideo. Die Teilnahme ist dem Anbieter zufolge per Smartphone oder Tablet mit Kamerafunktion möglich. Wichtig sei ein guter und stabiler Internetzugang sowie ausreichend Speicherplatz für die WebID-App. Aufgenommen würden Gesicht und Testkassette. Werde die Internetverbindung unterbrochen, könne kein Zertifikat ausgestellt werden. Das Zertifikat werde auf den Zeitpunkt datiert, an dem das Testergebnis vorliege.

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) unterstützt Tests, die von Dritten explizit per Videoübertragung überwacht werden. Die Anbieter müssten demnach nach dem Recht des Staates, in dem der Test vorgenommen wurde, dazu autorisiert sein, solche Testungen vorzunehmen oder zu überwachen, so das Ministerium. Der Dritte müsse die Identität der getesteten Person mittels eines amtlichen Lichtbildausweises überprüfen und bestätigen. Der Testnachweis sei auf Papier oder in einem elektronischen Dokument, jeweils in deutscher, englischer oder französischer Sprache zu erbringen. „Für den Abgleich der Mindestkriterien durch die zuständigen Gesundheitsbehörden müssen Angaben zum Hersteller der Antigen(schnell)-Tests ersichtlich sein.“

Scharpenberg zufolge könnten über den Onlinedienst pro Tag maximal eine Million Tests durchgeführt werden. „Wir arbeiten mit 48 Call-Centern zusammen.“ Datenschutz und IT-Sicherheit seien dabei wichtige Themen. Die Grundidee dahinter sei, die Heilberufler wie Apotheken oder Ärzte zu entlasten: „Die Praxen sollten sich jetzt lieber auf das Impfen konzentrieren“, sagt er. Auch für Menschen aus Regionen ohne ein breites Angebot an Testzentren oder etwa Schiffsbesatzungen, die in einem Hafen anlegen wollen, sei das Online-Testzentrum gedacht. Zudem werde es für Testzentrums-Anbieter werden immer schwieriger wirtschaftlich zu arbeiten, je weniger getestet werden müsse. In einigen Wochen würden viele Kapazitäten abgebaut, erwartet Scharpenberg. Bei einem positiven Ergebnis werden die Kunden über das weitere Vorgehen informiert.

Wer über das Portal einen Test kauft, zahlt inklusive Zertifikat knapp 24 Euro. Angeboten werden die Antigentests für einen vorderen Nasenabstrich von Hotgen, der auch offizieller Partner ist. Kunden sollen künftig auch einen eigenen Test mitbringen können, dann werden für das Zertifikat knapp 15 Euro fällig. Noch ist dies allerdings nicht möglich. Als nächsten Schritt will Scharpenberg die Tests im Auftrag der Länder als kostenlose Bürgertestungen anbieten und mit den Kassenärztlichen Vereinigungen abrechnen.