Öffnungszeiten

Der heilige Mittwochnachmittag

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Berlin -

Längere Öffnungszeiten – mehr Geld in der Kasse? Viele Apotheken winken ab. Mehraufwand und Personalkosten wiegen den Einsatz nicht auf. Auch die Apothekengewerkschaft Adexa ist gegen eine Ausweitung der Arbeitszeiten und befürchtet unter anderem eine Verschärfung des Fachkräftemangels. Ein Apotheker aus einem 14.000-Einwohner-Ort erklärt, warum längere Öffnungszeiten seinem Betrieb nichts bringen.

„Eine Ausweitung der Öffnungszeiten von Apotheken auf den späten Abend und die Wochenenden wird von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Sicherheit nicht begrüßt, wenn nicht sogar kategorisch abgelehnt“, sagt Tanja Kratt, Zweite Vorsitzende von Adexa. „Schon jetzt klagen sehr viele unserer Mitglieder über dünne Personaldecken und häufige Mehrarbeit. Eine weitere Aufweichung der Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben würde aktuelle Arbeitsverhältnisse eher sehr belasten und zudem die Attraktivität der Apothekenberufe schmälern. Der bereits vorhandene Fachkräftemangel würde sich weiter verschärfen“, so Kratt.

Apotheker Thomas Luft aus der Post-Apotheke in Edingen-Neckarhausen berichtet: „Wir sind hier ländlich geprägt und haben entsprechend schwache Öffnungszeiten.“ Edingen-Neckarhausen ist eine Gemeinde mit rund 14.000 Einwohnern im Rhein-Neckar-Kreis in Baden-Württemberg. „Wir liegen nicht ganz in der Pampa, haben Mannheim und Heidelberg vor der Haustür, aber wir können nicht wie ein Einkaufszentrum geöffnet halten. Zum Glück haben wir einen hohen Stammkundenanteil“, erklärt er. Die Post-Apotheke gibt es seit 37 Jahren, Luft führt sie in zweiter Generation.

„Wir machen zwei Stunden Mittagspause. Mittwoch haben wir von 8.30 bis 13 Uhr geöffnet, nachmittags haben wir geschlossen. Auch am Samstag sind wir von 8.30 bis 13 Uhr für unsere Patienten da. Wir können nicht von 8 bis 20 Uhr geöffnet haben. Das ist unserer Lage geschuldet, wir haben hier keine Frequenzlage“, erklärt der Neckarhausener Apotheker.

„Ich habe bisher noch nie daran gedacht, länger geöffnet zu halten. Das Einzige, was es bringen würde, wären höhere Personalkosten und das macht für mich keinen Sinn. Ich werde von den Kollegen in Seckenheim immer ein bisschen beneidet, dass ich Mittwochnachmittags geschlossen habe. Es gab einmal die Idee einer turnusmäßigen Rotation, sodass reihum jeder mal Mittwoch frei gehabt hätte, aber die Kollegen konnten sich nicht einigen. Am Ende haben alle aufgemacht.“

Seine Öffnungszeiten hat er denen der Ärzte im Umkreis angepasst: „Auch da haben einige Mittwochnachmittags wieder geschlossen. Wenn die Ärzte nicht geöffnet haben, gibt es in der Apotheke keine Frequenz, das ist anders als wenn man als Apotheker im Einkaufszentrum ist. Einfach nur geöffnet zu haben, um geöffnet zu haben, macht an meinem Standort keinen Sinn.“

Er beschäftigt neun Teilzeitkräfte und sagt lächelnd: „Wir haben einen hohen Frauenanteil, praktisch fast 100 Prozent, ich bin der einzige Mann hier. Alle Kolleginnen haben Kinder und auch deshalb passen die Öffnungszeiten gut.“

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