Steigende Anfragen bei Google

Magenmittel gegen Corona? dpa/APOTHEKE ADHOC, 30.04.2020 09:22 Uhr

Die Google-Suchmaschine wird in Corona-Zeiten besonders häufig verwendet – nun ist ein Magenmittel in den Fokus gerückt. Foto: Thaspol Sangsee/shutterstock.com
Berlin - 

Derzeit werden viele mögliche Therapieansätze gegen das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 diskutiert: Nun ist ein Magenmittel in den Fokus gerückt, woraufhin die Suchanfragen bei Google deutlich anstiegen. Auch weitere Themen in Bezug auf Corona werden häufig „gegoogelt“.

Berichte über eine mögliche Wirksamkeit des Magenmittels „Famotidin“ bei der Behandlung der Covid-19-Krankheit haben zu einer explosionsartigen Zunahme der Suchanfragen im Internet nach dem Medikament geführt. Nach einer Auswertung der Suchmaschine Google vom Mittwoch stiegen die Anfragen nach dem Begriff „Famotidin“ in Deutschland um 5000 Prozent, nachdem berichtet worden war, dass das Medikament bereits getestet werde. Über die absolute Zahl der Suchanfragen machte Google keine Angaben.

Der Wirkstoff Famotidin

Der Wirkstoff Famotidin gehört zur Gruppe der H2-Antihistaminika. Diese werden normalerweise verwendet, um die Magensäuresekretion zu hemmen, indem die histaminvermittelte Säureproduktion der Magenschleimhaut blockiert wird. Daher liegen die Einsatzgebiete der Substanz bei gutartigen Magengeschwüren, Zwölffingerdarmgeschwüren und dem sogenannten „Zollinger-Ellison-Syndrom“. In Kombination mit Antazida wird der Arzneistoff auch zur Behandlung von Sodbrennen und der Refluxkrankheit eingesetzt. In Deutschland ist der Wirkstoff zwar in rezeptpflichtiger Form auf dem Markt, wird jedoch im Vergleich zu anderen Vertretern aus der Arzneistoffgruppe – wie Ranitidin – eher selten eingesetzt.

Hinweise stammen aus China

Der entscheidende Hinweis zu Famotidin im Kampf gegen Covid-19 stamme womöglich von chinesischen Bauern, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet: „Durch Zufall, Beobachtung und Tüftelei am Computer sind chinesische und amerikanische Ärzte auf die Idee gekommen, das Magenmittel Famotidin könnte auch die Vermehrung von Sars-CoV-2 hemmen.“ Viele Covid-19-Patienten klagten demnach über Sodbrennen und Reflux. „Wer gegen das lästige Übel das billigere Famotidin einnahm, überlebte offenbar eher als Corona-Patienten, denen teurere Mittel wie Omeprazol verabreicht worden waren“, berichtet die Zeitung.

Ein Enzym, das für die Replikation des Virus essenziell ist, die Papain-like-Protease (PLpro), sei besonders in den Fokus der Forscher geraten – der genaue Aufbau war jedoch unbekannt: Wie das Fachjournal Science berichtet, testeten die Wissenschaftler in verschiedenen Simulationen mehr als 2600 Arzneibestandteile darauf, ob sie zur vermuteten Struktur des Viren-Enzyms passen könnten – drei Substanzen gerieten in den Fokus: Eine davon ist Famotidin.

Aufgrund der Beobachtungen wurde schließlich eine Studie gestartet: 200 Covid-19-Patienten wurden bereits in einer randomisierten Doppelblindstudie mit Famotidin behandelt – insgesamt sollen es mehr als 1100 werden. Sobald 400 Patienten eingeschlossen und behandelt wurden, sollen erste Zwischenergebnisse veröffentlicht werden. Die Probanden erhielten Famotidin in intravenöser Form. Nach dem Bericht in Science haben einige US-Medien das Thema aufgegriffen und auch bei Google geriet der Wirkstoff schließlich in den Fokus.

Suchanfragen zu Corona häufen sich

Auf Platz zwei des Interesses bei der Suche im Internet lag demnach die Frage, wie es mit der Wiedereröffnung der Schulen weitergeht. Die Zahl der Suchanfragen mit dem Inhalt „welche klassen müssen am 4 mai in die schule“ schnellte in den vergangenen sieben Tagen um 1150 Prozent nach oben, wie Google berichtete. Starkes Interesse verzeichnete die Suchmaschine auch danach, wie die sogenannte Reproduktionszahl berechnet wird, also wie viele Menschen statistisch ein Infizierter neu ansteckt. Dieser Wert, der zurzeit um eins schwankt, muss nach Worten von Bundeskanzlerin Angela Merkel eindeutig unter eins liegen, um Beschränkungen in größerem Stil aufzuheben. Fragen zu diesem Thema schnellten in den vergangenen sieben Tagen um 750 Prozent in die Höhe.

Im selben Zeitraum interessierten sich auch sehr viel mehr Menschen als zuvor, wann sie sich wieder tätowieren lassen könnten. Google registrierte hier bei der Frage „wann öffnen tattoo studios wieder“ einen Anstieg um 350 Prozent. Weit vorn bei den Suchanfragen lagen auch „reise stornieren oder abwarten“ (plus 180 Prozent) und „ryanair rückerstattung corona“ (120 Prozent). In Bayern und Nordrhein-Westfalen stiegen die Anfragen nach „wann öffnen die hotels in deutschland wieder“ um 140 Prozent.