Kriminalität

So wird die Apotheke einbruchsicher(er)

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Berlin -

Apotheken werden immer wieder Ziel von Einbrechern: Betäubungsmittel, Technik und vermeintliche Bargeld-Vorräte locken Kriminelle an – selbst Ostern ist ihnen nicht heilig. Mit einigen Tricks kann die Apotheke zumindest besser abgesichert werden. Dazu gehören etwa die richtige Alarmanlage, besondere Schutzvorrichtungen an der Automatiktür oder eine geschickte Verteilung der Risiken. Wer in die Sicherheit seiner Apotheke investiert, kann auch bei der Versicherung sparen.

Bei der Sicherheitsfirma Abus hat man die Erfahrung gemacht, dass die Täter auch in Apotheken den „klassischen“ Weg wählen – über Fenster und Türen. „Daher ist es ratsam, diese Schwachstellen mit entsprechenden Sicherungen zusätzlich zu schützen“, so ein Firmensprecher. Neben Nachrüstlösungen empfiehlt er den Einbau von elektronischer Sicherheitstechnik wie Alarm- und Videosystemen. „Diese schrecken potentielle Täter ab, können aber auch bei der Aufklärung von anderweitiger Diebstahlskriminalität helfen.“

Viele Apotheken setzen auf klassische Alarmanlagen. Die haben aus Sicht von Günter Mayrhofer, Versicherungsmakler im bayerischen Niederaichbach, allerdings zwei Schwächen. Zum einen gebe es häufig Fehlalarme, zum anderen könne viel Zeit vergehen, bis die Polizei vor Ort sei.

Einen falschen Alarm erlebte im Januar beispielsweise die Farma-Plus Apotheke in Stolberg: Weil eine Angestellte die Sicherheitstechnik nicht korrekt deaktivierte, erzeugte die angeschlossene Nebelanlage künstlichen Dunst – und die Feuerwehr rückte an. Auch wenn es nicht immer gleich so extrem kommen muss, sind Fehlalarme teuer. Schnell kommen bis zu 200 Euro zusammen.

Mindestens genauso ärgerlich, wie für einen unnötigen Einsatz zahlen zu müssen, ist es, wenn die Polizei zu spät kommt. „Professionelle Einbrecher wissen ganz genau, wie viel Zeit ihnen zum Ausräumen bleibt“, so Mayrhofer. Denn bei klassischen Alarmanlagen sei die Reaktionskette mitunter sehr lang: Im ungünstigsten Fall werde bei einem Einbruch zunächst der Wachdienst alarmiert, der sich zu dem Gebäude begebe – und dabei an jeder roten Ampel stoppen müsse. Wenn er vor Ort etwas Verdächtiges entdecke, informiere er die Polizei, die nun ihrerseits erst anrücken müsse. Den Einbrechern bleibe also viel Zeit, zu verschwinden.

Allerdings: „Der schlimmste Vandalismus kommt immer am Ende eines Einbruchs“, weiß der Berliner Versicherungsmakler Michael Jeinsen. Deshalb sollte die Zeit, die den Einbrechern in einer Apotheke bleibt, so kurz wie möglich sein. Er empfiehlt Alarmanlagen, die die Reaktionszeiten durch moderne Kommunikationstechniken verkürzen – etwa indem das Geschehen in der Apotheke mit einer Kamera beobachtet oder der Wachdienst sogar über eine Sprechanlage zugeschaltet werden kann. Die direkte Ansprache treibt die Diebe bestenfalls direkt wieder aus der Apotheke. Außerdem wird sofort die Polizei informiert.

Damit die Diebe gar nicht erst in die Apotheke gelangen, rät Mayrhofer, die neuralgischen Punkte – Türen und Fenster – durch mechanische Nachbesserungen gegen Einbrüche zu schützen. Allein für die Automatiktür gibt es verschiedenste Möglichkeiten: Abus beispielsweise bietet eine Schiebetürsicherung an, außerdem kann sie mit Stangen blockiert werden.

Darüber hinaus können Rollgitter oder Tore vor der Schiebetür angebracht werden. Dabei müssen die baulichen Gegebenheiten und der Denkmalschutz beachtet werden. Nicht immer ist jede Lösung machbar – bei Schrägen, wie sie bei Apothekeneingängen typisch sind, ist ein Tor mit zwei Flügeln mitunter nicht die beste Lösung. Darüber hinaus kann man noch zwischen Gittern und undurchsichtigen Toren wählen, letztere sind etwas preiswerter, erstere bieten den Vorteil, dass etwa im Sommer gelüftet werden kann, ohne dass man die Tür im Blick haben muss. Außerdem muss beachtet werden, dass der Notdienstplan auch nachts einsichtig ist.

Apotheken mit guten Schutzvorkehrungen könnten sogar Versicherungskosten sparen – denn manche Versicherer gewähren laut Mayrhofer Boni für effektive Sicherheitseinrichtungen. Selbstverständlich sei das zwar noch nicht – allerdings: „Üblich sind 3 bis 5 Prozent, manchmal auch 7, gelegentlich sogar noch mehr“, sagt Mayrhofer.

Wie hoch die Rabatte ausfallen, hängt demnach auch vom Verhandlungsgeschick des Maklers ab. Doch selbst wenn die Versicherung keine Boni gewährt, könnten Apotheken von Rollgittern und zusätzlichen Sicherungen profitieren: Denn umgekehrt steigen bei einer hohen Schadensquote auch die Prämien, so Mayrhofer. Kann die Schadensquote hingegen gesenkt oder bei Null gehalten werden, bleiben auch die Beiträge gering.

Allerdings räumt Mayrhofer ein, dass die baulichen Gegebenheiten für Nachbesserungen selten optimal sind: Viele Apotheken hätten beispielsweise eine Automatiktür mit einfachen Bodenschlössern. „Für Einbrecher ist so eine Tür neben der Schleuse die einfachste Möglichkeit, um in eine Apotheke einzudringen“, weiß Mayrhofer.

Doch selbst wenn die Tür gesichert wird, eine hundertprozentige Lösung gebe es so gut wie nie. „Professionelle Einbrecher oder organisierte Banden kommen praktisch in jedes Gebäude hinein, wenn sie es wirklich wollen“, so Mayrhofer. Sei es durch ein Kellerfenster, eine Dachluke oder eine Hintertür.

Mayrhofer empfiehlt daher, nicht „alle Eier in ein Nest zu legen“: „Aus Versicherungssicht gehören Bargeld und Betäubungsmittel immer in unterschiedliche Safes“, sagt er. Rezepte haben seiner Meinung nach niemals etwas in einem Tresor zu suchen. „Dafür reicht auch eine Schublade, denn sie sind außerhalb der Apotheke wertlos.“

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