Suchmaschinen

Notdienst-Dilemma mit Google

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Berlin -

Bei der Suche nach einer notdiensthabenden Apotheke helfen der Blick ins Schaufenster oder in die Tageszeitung, ein Anruf bei der Hotline 22833 oder die Suche im Internet. Die ABDA etwa informiert über das Verbraucherportal Aponet über die aktuellen Dienste, mit der Suchmaschine Google kooperiert sie dabei aber nicht. Ein Apotheker aus Deggendorf hatte wegen der Suchergebnisse des Internetkonzerns bereits verärgerte Kunden vor der Türe stehen.

Apotheker Heribert Brunner hatte sich lange gewundert, warum Patienten oft vor seiner Offizin stehen, obwohl er gar keinen Notdienst hat. Als an einem Abend im Juli eine Kundin auf die Ergebnisliste von Google verwies, war dem Pharmazeuten die Sache klar: Die Salvator-Apotheke werde bei der Suche nach einem Apothekennotdienst in Deggendorf auf der ersten Seite genannt, auch wenn er keinen Notdienst habe.

Dem Pharmazeut geht es vor allem um die Darstellung über die Landkarte Google Maps. Die Anzeige sei ungünstig und irreführend, kritisiert Brunner. Die Liste informiere lediglich über die Apotheken, die sich in der Nähe befänden – ohne Bezug zum Notdienst. Auch wenn Aponet an erster Stelle stehe, würden sich die Patienten oft auf die Anzeige von Google Maps verlassen.

Das Problem trete vor allem beim jüngeren Klientel auf. Diese Kundschaft informiere sich nicht mehr über die Tageszeitung oder die Anzeige im Schaufenster. „Die Leute vertrauen dem Internet.“ Auf dem Land steuerten die Kunden die Apotheke mit dem Auto an und seien dann besonders verärgert, wenn geschlossen sei.

Eine klarere Ergebnisliste anzubieten, dürfte indes schwierig sein. Google selbst bietet kein eigenes Notdienstregister an, der Internetkonzern sucht sich die Daten selbst zusammen. Für die „Maps-Anzeige“ werden etwa Information von anderen Internetseiten wie Branchenverzeichnissen herangezogen sowie Daten, die Betriebe selbst hinterlegen. Bei Google wird nach Konzernangaben rund 120.000 Mal pro Tag nach dem Stichwort „Apotheke“ gesucht, oft in Verbindung mit „Öffnungszeiten“.

Der Internetkonzern distanziert sich von dem Problem: „Google macht die Informationen auffindbar, die im Internet vorhanden sind“, sagt ein Sprecher. Unternehmen können bei der Suchmaschine ihre Öffnungszeiten individuell hinterlegen. Dazu müssen sie sich beim Dienst „My Business“ anmelden. Brunner selbst hat dort keinen Kontakt hinterlegt.

Brunner hat die ABDA und die Bayerische Apothekerkammer (BLAK) bereits über das Dilemma informiert. In Berlin habe es lediglich geheißen, in diesem Fall könne man nichts machen: Aponet informiere über alle Notdienstapotheken in Deutschland. Auf dem Portal wird aber daraufhin hingewiesen, dass die Informationen unverbindlich seien, da sich die Dienste sehr kurzfristig ändern könnten. Der Betreiber könne keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernehmen.

Jede Nacht bieten laut ABDA rund 1400 Apotheken Notdienste an und versorgen rund 20.000 Patienten. Jährlich werden rund eine halbe Million Notdienste geleistet. Dabei werden rund sieben Millionen Arzneimittel abgegeben – zu gleichen Teilen rezeptpflichtige und -freie Präparate.

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