Alternative zum DAV-Portal

Impfzertifikate: Diese Apotheke stellt weiter aus

, Uhr aktualisiert am 27.07.2021 15:19 Uhr
Berlin -

Der Ärger über den Stopp der Ausstellung digitaler Impfzertifikate ist in Apotheken groß. Wann und wie das Portal des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) nach Bekanntwerden der Sicherheitslücke in der vergangenen Woche wieder geöffnet wird, ist unklar. In Sachsen kann ein Apotheker über eine Software weiterhin die Nachweise für seine Kunden ausdrucken – bisher auf eigene Kosten.

Robert Herold wartet wie viele Kolleg:innen auf eine Stellungnahme des DAV. „Ich bin von der aktuellen Situation enttäuscht“, ließ der Inhaber der Central-Apotheke in Falkenstein den Verband über eine Nachricht an das Apothekenportal wissen. „Viele Jahre hatten wir Zeit, die Apotheken, welche auch in Zukunft noch existieren wollen, fit für die Telematik zu machen. Wir zahlen stetig unsere Beiträge für Kammer und Verband.“

Er kritisiert, dass Mitgliedsapotheken jetzt unter denjenigen Betrieben litten, die nicht im Verband seien. „Eine Notwendigkeit zum Anschluss an die Telematik braucht es plötzlich auch nicht mehr.“ Im sächsischen Vogtland sei glücklicherweise die Ausstellung der Zertifikate weiter möglich. Der Apotheker nutzt dafür eine Software, in der er nach Prüfung über den „Rettungszweckverband Südwestsachsen“ freigeschaltet wurde. Auch das Gesundheitsamt habe seinen Betrieb vorab kontrolliert.

Die Software kommt von der Firma Simba n³ und wurde vor allem für Coronatests entwickelt. Herold nutzte das Portal schnelltest.click ebenfalls für Bürgertests. Darüber können die Verwaltung und KV-Abrechnung abgewickelt werden. Später wurde die Erstellung der Impfzertifikate hinzugefügt – in erster Linie für den Rettungszweckverband, der die digitalen Nachweise über die Testzentren anbietet. Allein im Vogtlandkreis betrieb der Rettungszweckverband in Höchstzeiten 200 Testzentren mit rund 30.000 Tests pro Woche. Mittlerweile gibt es noch fünf Testzentren.

Herold ist laut Rettungszweckverband der einzige Apothekeninhaber in der Region, die über das Portal schnelltest.click digitale Impfnachweise ausstellt. Bei dem Nachweis handelt es sich laut Angaben der Softwarefirma um ein Dokument für den regionalen Einsatz in Sachsen etwa um den Einwohnern den Besuch eines Friseurs, Biergartens oder Freibads zu erleichtern. Herold zufolge ist es aber mittlerweile auch möglich, einen über das Robert Koch-Instiut generierten Code zu erstellen. Dieser könne in der CovPass-App des RKI hochgeladen werden, so Herold. „Das haben wir geprüft.“ Simba n³-Geschäftsführer Matthes Nagel zufolge wurde die technische Anbindung an das RKI hergestellt. Damit könnten die klassischen EU-Zertifikate ausgestellt werden. „Über die fachliche Freischaltung entscheiden die Gesundheitsämter“, betont er.

Seit der Abschaltung am Mittwochnachmittag seien knapp 100 Zertifikate ausgedruckt worden, sagt Herold. Dass in den Medien über die Sicherheitslücke berichtet wurde, habe zu einem Einbruch geführt. Doch noch immer kämen Kund:innen und wollten angesichts der Urlaubszeit ihr Zertifikat. Der Apotheker stellt die Nachweise über schnelltest.click bisher auf eigene Kosten aus. Ob der Service im Nachhinein abrechenbar sei, wisse er nicht. „Wir haben gesagt, Hauptsache die Kunden sind zufrieden.“ Über die Software könne er nachweisen, wie viele Zertifikate er ausgestellt habe. Von der Handhabung her sei die Software angenehmer, da er die Kund:innendaten über die Gesundheitskarte einlesen könne. Zudem könnten beide Impfdaten gemeinsam eingegeben werden.

Über das DAV-Portal generierte Herold zuvor rund 4000 QR-Codes. „Wir hatten schon immer einen großen Zulauf an Patienten.“ Das Portal ist unterdessen weiter deaktiviert. Die Ausstellung von Impfzertifikaten soll in dieser Woche schrittweise wieder ermöglicht werden. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) und die Abda erklärten in einer gemeinsamen Stellungnahme am Freitag, dass der Zertifikate-Dienst in die Telematikinfrastruktur (TI) überführt werden soll. Von der Schwachstelle beim Zugang zum Webportal seien „nur die wenigen hundert Apotheken“ betroffen, „die nicht Mitglied des DAV sind“. Von 470 Gastzugängen für Nichtmitglieder war die Rede.

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