Handelsblatt

Im Test: Apotheke vs. DocMorris

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Berlin -

„Apotheke oder DocMorris: Wo kaufst du besser Medikamente?“ Dieser Frage ging Orange by Handelsblatt nach. Das Magazin erklärt Schülern und Studenten komplexe Sachverhalte aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in einfachen Worten. Im aktuellen Beitrag geht es um Preis, Beratung, Verfügbarkeit und Lieferzeit von DocMorris im Vergleich zur Apotheke um die Ecke auf. Das Fazit ist klar und überzeugt.

Der Beitrag startet mit einer Einführung in Zahlen. Eine Apotheke würde pro Jahr durchschnittlich 2,5 Millionen Euro einnehmen. Zu dem Schluss kommt die Redakteurin anhand des Apothekenwirtschaftsberichtes. Demnach hätten alle Apotheken in Deutschland etwa 49 Milliarden Euro erwirtschaftet. Jeder Haushalt könnte also für 1200 Euro Tabletten kaufen. Eine stattliche Summe, entfallen doch 4178 Einwohner auf jede der etwa 20.000 Apotheken.

Der Online-Markt ist groß, Kleidung, Bücher und vieles mehr kann bequem per Klick bestellt werden. Diese Angebote habe die Testerin bereits genutzt, Arzneimittel standen jedoch noch nie auf der Online-Shopping-Liste. Einmal ist bekanntlich immer das erste Mal – und so wird mit der Illusion, mit Fieber im Bett zu liegen in der selbsternannten größten Versandapotheke Europas – DocMorris – geordert und sehnsüchtig auf den Paketboten gewartet.

Bestellt werden nach Rücksprache mit dem Arzt die Produkte, die junge Menschen am häufigsten konsumieren. Dazu zählen mit „magensaftresistenten Kapseln gegen Sodbrennen und Magenbeschwerden“ (Protonenpumpenhemmer, PPI), Schmerzgele, Schleimlöser bei Husten und Vaginalzäpfchen zum Aufbau der Scheidenflora. Die Testerin strickt sich aus diesen vier Medikamenten eine Geschichte, die sie der Apotheke um die Ecke und der DocMorris Hotline vorträgt.

Die Beratung vor Ort überzeugt. Der Testerin wird in der Pempelfort Apotheke in Düsseldorf das Schmerzgel Voltaren (Diclofenac) empfohlen, aber auch eine generische günstigere Alternative wird angeboten. Zusätzlich erhält die Kundin eine Empfehlung für ein Wärmepflaster. Gegen Sodbrennen und Magenbeschwerden empfiehlt die Apothekerin Iberogast. Die Anwendung wurde erklärt und das persönliche Gespräch schaffe Vertrauen, so sei auch der Weg für die Beratung zum intimen Thema Vaginalzäpfchen geebnet und für die Testerin kein Problem. Auch ein ausreichender Diskretionsabstand werde gewahrt, so dass die junge Frau sich nicht von anderen Kunden belauscht fühlte.

Eine anonyme Beratung bei DocMorris scheint nicht möglich. Die junge Frau muss vorab bitten, das Gespräch nicht aufzuzeichnen und wird erst nach Nennen von Kundennummer, Namen und Geburtsdatum beraten. Auch hier wurde die Einnahme ausführlich erklärt. Ins Holpern kommt das Gespräch jedoch, als die Kundin darauf hinweist, dass der Hustensaft für den Bruder sei. Er solle selbst die Hotline anrufen, wird entgegnet. „1:0 für die Apotheke“.

Positiv geht es für die Apotheke vor Ort weiter. Alle vier Medikamente sind vorrätig. Inhaber David Siegloch gibt an, etwa 4500 Arzneimittel an Lager zu haben. DocMorris hat das Nachsehen, die Lieferung verzögert sich, da ein Arzneimittel nicht vorrätig ist. Welches das ist, lässt sich anhand der Bestellung nicht nachvollziehen. Nach Angaben des Versenders seien etwa 180.000 Produkte an Lager. Mit einer Lieferzeit von etwa 30 Minuten – inklusive Fußweg von zehn Minuten – punktet die Apotheke vor Ort. Zwar dauert die Bestellung bei DocMorris nur fünf Minuten zuzüglich einmaligen zehn Minuten für die Registrierung, die Bestellung sei aber am nächsten Abend noch nicht eingetroffen.

Die Nase vorn hat DocMorris beim Preis. Etwa 25 Prozent ist der Versender günstiger. Vor Ort werden 39,46 Euro fällig, online sind es 28,59 Euro. Das Fazit überzeugt: Die Apotheke ist schneller erreichbar und die Beratung angenehm. Die Hotline sei zwar hilfreich, könne aber nicht auf persönliche Bedürfnisse eingehen. „Beim Preis liegt DocMorris klar vor der Apotheke. Bei akuten Beschwerden bietet die Apotheke aber den entscheidenden Vorteil.“ Wer Arzneimittel auf Vorrat kaufe, könne bei den Versendern sparen.

Das Fazit des Düsseldorfer Apothekers fällt ähnlich aus: „Versandapotheken wie DocMorris sind für uns keine Konkurrenz, da wir immer da sind, wenn man uns braucht, und erklären, was für die Beschwerden genau das Beste ist. Wir beraten aktiv, das ist besser und wichtiger als 50 Prozent Rabatt auf die Medikamente. Der Job ist toll, die Dienstleistung ist toll.“

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