Zwei Einbrüche an einem Wochenende

Hannover: Einbrecher schlafend in der Apotheke gefunden APOTHEKE ADHOC, 07.07.2020 14:39 Uhr

Ermüdende Tat: In Hannover sind zwei Einbrecher einschlafen, während sie die Ernst-August-Apotheke ausräumen wollten. Foto: Ernst-August-Apotheke Hannover
Berlin - 

Als hätte er nicht schon genug zu tun: Erst Anfang des Jahres übernahm Dr. Arne Trettin eine neue Apotheke – kurz darauf begann die Coronakrise. Die Aufregung für den Apotheker hörte nicht auf, zum 1. Juli musste er mit der Mehrwertsteuersenkung umgehen und hat zudem noch ein Problem mit einer IT-Umstellung am Hals. Und dann wird auch noch bei ihm eingebrochen: nicht einmal, sondern gleich zweimal in zwei aufeinanderfolgenden Nächten. Glück im Unglück: Zumindest die beiden Täter des ersten Einbruchs haben sich ziemlich dumm angestellt. Sie schliefen während des Einbruchs ein.

Für die Polizei war es ein denkbar einfacher Einsatz: In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurden sie zur Ernst-August-Apotheke in der Hannover Innenstadt gerufen. Ein Zeuge hatte beobachtet, wie zwei Männer sich am Eingang der Apotheke zu schaffen machten, und alarmierte die Beamten. Die beiden Einbrecher zu stellen, war dann kein großes Problem mehr: Einer lag in der Apotheke, der andere davor. Beide wurden in Gewahrsam genommen, Alkoholtests ergaben später Promillewerte von 0,45 und 1,13. Die beiden hatten offenbar etwas zu tief ins Glas geschaut, bevor sie in das Geschäft einsteigen wollten.

Allzu große Beute hätten sie ohnehin nicht gemacht. Etwas über 79 Euro haben die beiden zu klauen versucht, erzählt Trettin. Gegen zwei Uhr nachts weckte ihn die Polizei. „‚Entschuldigung, wir sind von der Polizei und stehen gerade in Ihrer Apotheke‘, meinten die Beamten am Telefon zu mir“, erinnert sich der Inhaber. „Mein erster Gedanke war: ‚Echt jetzt?! Erst Corona und Mehrwertsteuersenkung – und jetzt auch noch sowas?‘“ Doch glücklicherweise hielt sich der Schaden in Grenzen: Die beiden hatten die Eingangstür aufgehebelt, einer stieg ein, der andere stand offenbar Schmiere, zumindest bis ihn der Schlaf übermannte. „Der Einbrecher in der Apotheke hat dann in die Kasse gegriffen und größtenteils Wechselgeld herausgenommen, das er sich in die Hosentaschen steckte.“

Doch auch für ihn fand die Diebestour ein sanftes Ende, er schlief in der Offizin ein. Alles in allem haben sich die beiden ziemlich dilettantisch angestellt. „Das war keine professionelle Tat“, sagt Trettin. „Da war nichts lange geplant, das war offensichtlich ein Akut-Akt. Denen waren sogar die Videokameras egal.“ Auch angesichts der berüchtigten Drogenszene am angrenzenden Kröpcke fragt sich Trettin, ob er den beiden überhaupt böse sein kann.

Er vermutet, es habe sich um Junkies gehandelt. „Ich habe auch manchmal Mitleid mit solchen Leuten. Natürlich finde ich es ärgerlich, dass in meinen Betrieb eingebrochen wurde. Aber dass es denen anscheinend so schlecht geht, dass sie für ein paar Euro so eine Straftat begehen, finde ich schon traurig.“ Seit den coronabedingten Schließungen von Bars und Diskotheken am Kröpcke sei auch die Zahl der Junkies wieder gestiegen. Was es da bräuchte, wären mehr Streetworker in der Gegend, sagt Trettin.

Die Geschichte hat aber auch einen anonymen Helden: Trettin weiß nach eigenen Angaben nicht, wer Samstagnacht die Beobachtung gemacht und die Polizei gerufen hat. „Ich würde mich gern bei ihm oder ihr für diese soziale Leistung bedanken“, sagt er. Doch auch Alltagshelden arbeiten nur selten zwei Nächte in Folge. Denn 24 Stunden später erhielt Trettin die nächste schlechte Nachricht: Schon wieder wurde bei ihm eingebrochen, diesmal erfolgreich. Der Inhaber vermutet einen Zusammenhang, Indizien dafür gibt es nicht.

Diesmal konnten der oder die Täter unerkannt fliehen, haben tatsächlich Beute gemacht und anders als zuvor auch Schaden hinterlassen. Eine Kassenschublade haben sie herausgerissen, aus einer anderen Kasse das Wechselgeld geklaut und sich sogar im Backoffice bedient. Neben einem Diensthandy ließen sie die Kaffeekasse mitgehen. Der finanzielle Schaden hält sich trotzdem in Grenzen, rund 300 Euro betrage er, erklärt Trettin. Schuld an dem Doppeleinbruch sei offensichtlich ein Fehler in der Sicherheitsanlage gewesen, den er aus nachvollziehbaren Gründen nicht genauer erklären will. Doch man sei bereits dabei, ihn zu beheben. „Wir werden alles dran setzen, dass heute Nacht nicht schon wieder eingebrochen wird“, sagt er.