KcKesson zieht sich aus Europa zurück

Großhandel plus Apothekenkette zu verkaufen

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Berlin -

Der US-Großhändler McKesson zieht sich aus Europa zurück. Einen Großteil der Aktivitäten übernimmt Phoenix, doch für einige Länder werden noch Käufer gesucht.

McKesson hatte Anfang 2014 im zweiten Anlauf den Stuttgarter Pharmahändler Celesio übernommen. Doch weder Umsatz noch Ertrag entwickelten sich offensichtlich wie erwartet, daher zieht sich der Konzern jetzt wieder zurück. Für einen bislang unbekannten Kaufpreis übernimmt Konkurrent Phoenix einen Großteil der Aktivitäten.

Doch nicht überall kam der Mannheimer Konzern zum Zuge – mutmaßlich aus kartellrechtlichen Gründen. So sind die Aktivitäten in Großbritannien, Norwegen, Österreich und Dänemark nicht Teil der Transaktion und werden vorerst weiter von McKesson betrieben. Auch die Minderheitsbeteiligung am deutschen Joint Venture mit Walgreens Boots Alliance (WBA) werde man behalten. Man sei jedoch bestrebt, strategische Alternativen für alle verbleibenden europäischen Unternehmen zu erkunden und zukünftige Investitionen auf Wachstumsstrategien außerhalb Europas zu konzentrieren, so der Konzern in einer Mitteilung.

  • Großbritannien: Hier ist Phoenix als Großhändler aktiv, zu dem die Kooperation Numark gehört. Außerdem betreibt Phoenix die Apothekenkette Rowland‘s mit 450 Filialen. Zu McKesson gehören der Großhändler AAH und die Apothekenkette Lloyds.
  • Norwegen: Hier hatte sich der finnische Großhändler Tamro schon vor der Übernahme durch Phoenix den Großhändler Apokjeden geschnappt und nach der Liberalisierung im Jahr 2001 mit Apotek 1 die führende Apothekenkette aufgebaut. Zu McKesson gehören der Großhändler Norsk Medisinaldepot (NMD) und die Apothekenkette Vitusapotek. Dritter Player ist Alliance/Boots – die drei paneuropäischen Pharmahändler hatten den Markt faktisch unter sich aufgeteilt.
  • Österreich: Herba Chemosan ist mit einem Marktanteil von 45 Prozent führend; Celesio hatte sich die ehemalige Genossenschaft im Jahr 1999 geschnappt und die Sanacorp in letzter Minute ausgestochen. Phoenix kommt auf knapp 20 Prozent. Beide Großhändler haben sich über die zulässigen Minderheitsbeteiligungen an Apotheken ihren Einfluss gesichert.
  • Dänemark: Hier teilen sich die Phoenix-Tochter Nomeco und der McKesson-Ableger Tjellesen Max Jenne als Großhändler den Markt.
  • Deutschland: Hierzulande lag Phoenix mit einem Marktanteil von knapp 30 Prozent seit Jahren vorn, doch McKesson und WBA haben ihre Großhändler Gehe und Alliance Healthcare Deutschland (AHD) im vergangenen Jahr in ein Gemeinschaftsunternehmen eingebracht, das auf eine ähnliche Größe kommt.

Nahe liegend wäre, dass WBA doch noch zugreift. Gerade in Deutschland könnte der Konzern die 30 Prozent des Partners ohne Probleme übernehmen. Auch in Dänemark und Österreich könnte der Konzern – oder besser der Großhändler AmerisourceBergen (ASB), an den WBA gerade sein Großhandelsgeschäft abgegeben hat und mit 30 Prozent beteiligt ist – die Aktivitäten von McKesson übernehmen.

Anders sieht es in Norwegen und in Großbritannien aus, denn hier ist WBA/ASB selbst als Großhändler und mit eigenen Apotheken vertreten. Hier verhandelt McKesson laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg mit einem Finanzinvestor.

McKesson-CEO Brian Tyler bezeichnete die Transaktion als wichtigen Schritt, um „das Geschäft von McKesson zu rationalisieren und Investitionen in den Bereichen zu priorisieren, in denen wir über umfassendes Know-how verfügen und für unsere langfristige Wachstumsstrategie von zentraler Bedeutung sind“. Man sei zuversichtlich, dass die verkauften Aktivitäten unter der starken Führung von Phoenix gut für die Zukunft gut aufgestellt sind, um effektiver im Wettbewerb zu stehen und Kunden besser bedienen zu können. „Wir werden unsere verbleibenden Geschäfte in Großbritannien, Norwegen, Österreich und Dänemark weiterhin betreiben und gleichzeitig einen strategischen Weg erkunden, um die europäische Region vollständig zu verlassen. Unser Ziel ist es, unsere Wachstumsstrategien zu beschleunigen, eine fokussiertere Organisation zu werden und unsere Mission zu erfüllen, die Versorgung in jedem Umfeld zu verbessern.“

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