Österreich

Gratis Coronatests: Ansturm auf Apotheken

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Berlin -

Die österreichischen Apotheken haben Großkampftag. Denn seit heute können sich Österreicherinnen und Österreicher in Vor-Ort-Apotheken kostenlos auf Sars-CoV-2 testen lassen. Entsprechend groß ist der Andrang. Und die Vorbereitungszeit hätte kürzer kaum sein können: Erst am Freitag wurde das neue Angebot im Rahmen der Lockerungen der Corona-Auflagen verkündet. Besonders gut kommen deshalb Apotheken weg, die bereits in der Vergangenheit getestet haben und auf die entsprechende Infrastruktur zurückgreifen können.

Wer heute telefonisch eine Apotheke in Wien erreichen will, könnte es schwer haben: durchgehend besetzt oder endlose Wartschleife. „Bei uns laufen die Telefone gerade heiß wegen der ganzen Termine“, sagt eine Mitarbeiterin der Paulaner-Apotheke in Wien. Man hört die Hektik – denn den österreichischen Apotheken geht es am Montag nicht viel besser als ihren deutschen Kollegen im Dezember: vielerorts herrscht Andrang ohne Ende. Und das gilt nicht nur bezüglich des Arbeitsaufwands, sondern auch der Vorbereitungszeit. Erst am Freitagvormittag informierte die Apothekerkammer, dass es am Montag losgehen soll. „Wirklich viel Zeit zum Nachdenken ist da nicht geblieben“, sagt Karin Simonitsch, Inhaberin der Marien Apotheke in Wien.

Auch deshalb betont die Österreichische Apothekerkammer, dass das Angebot von Schnelltests ist keineswegs verpflichtend sei, sondern auf freiwilliger Basis erfolge. Dabei müssen die Apotheken darauf achten, dass sie beim Gesundheitsministerium als „naturwissenschaftliche Einrichtung“ gemäß Epidemiegesetz registriert sind – oder das noch tun. Verwendet werden dürfen alle Antigen-Tests, die eine CE-Kennzeichnung haben und vom Hersteller für einen Nasen-Rachen-Abstrich bestimmt wurden. Nicht erlaubt sind hingegen anterio-nasale Tests. Das sei vom Gesundheitsministerium nicht erwünscht und daher im Rahmen der Apothekentests nicht zulässig. Nur Apotheker:innen dürfen den Abstrich durchführen und müssen dabei die erforderlichen Schutz- und Hygienevorkehrungen einhalten.

Pro Test erhalten die Apotheken 25 Euro pauschal für Material und Dienstleistung. Die Leistungen sind von der Umsatzsteuer befreit. Die Abrechnung erfolgt mit den Trägern der gesetzlichen Krankenversicherung über die Pharmazeutische Gehaltskasse. Den Krankenkassen werden die Kosten dann wiederum vom Bund ersetzt. Derzeit werde für die Abrechnung eine eigene Sonder-PZN erstellt. Detaillierte Information sollen die Kassen noch bekanntgeben. „Wir genau die Abrechnung funktionieren wird, weiß ich auch noch nicht, es ist ja gerade er erste Tag“, sagt Simonitsch. „Wir gehen also schon in Vorleistung.“

Das Honorar ist allerdings nicht in Stein gemeißelt: „Diese Rahmenbedingungen gelten vorerst bis zu einer Evaluierung des Testangebots in den öffentlichen Apotheken Ende Februar/Anfang März. Sollten bis dahin mehr als eine Million Tests in den öffentlichen Apotheken durchgeführt worden sein, kommt es zu Nachverhandlungen des Kostenersatzes“, so die Kammer. Zumindest mit der bisherigen Summe sei sie aber vollends zufrieden. „Das ist großartig. Ich muss mir an einer Notsituation der anderen goldene Türschnallen verdienen“, sagt sie. Bereits kurz zuvor – ihre Apotheke bietet bereits seit Monaten Tests als Selbstzahlerleistung an – habe sie den Preis von 24,99 Euro auf 19,99 Euro reduziert. „Weil ich mir gesagt habe, dass der Friseurbesuch sonst ja absurd verteuert wird“, wie sie erklärt.

Denn anders als hierzulande haben die Friseure, Geschäfte und Museen in Österreich ab Montag wieder geöffnet. Auch Schulen nehmen den Präsenzunterricht teilweise und unter Auflagen wieder auf. Und zu denen gehören neben FFP2-Masken vor allem die Antigen-Tests. Neben Schulen müssen vor allem „körpernahe Dienstleister“ wie Masseure oder Friseure künftig ein negatives Testergebnis verlangen, das nicht älter als 48 Stunden sein darf. Flankiert werden die neuen Regelungen von einer Test-Offensive, zu der neben fast 1000 Stationen nun auch die öffentlichen Apotheken gehören.

Kunden, die sich testen lassen wollen, müssen ihre sogenannte E-Card mitbringen, die in Österreich für alle Verwaltungsakte von Kranken- bis Arbeitslosenversicherung verwendet wird. Das Apothekenpersonal muss dann die Identität der Kundin/des Kunden feststellen. Nadelöhr ist wie hierzulande die Terminvergabe: Hier hakt es bei vielen Apotheken. Denn die Anmeldungen sollen vorerst grundsätzlich per Telefon erfolgen, wie die Kammer schreibt. Erst zwischen dem 15. und dem 22. Februar sollen die öffentlichen Apotheken vollständig in die technische Infrastruktur des Bundes integriert werden und dadurch Anmeldungen und Terminreservierungen über das offizielle Webtool möglich sein.

Einzelne Apotheken gehen aber bereits einen anderen Weg: Die Urania-Apotheke in Wien beispielsweise weist Kunden direkt zu Beginn des Telefonats mit einer automatischen Ansage darauf hin, dass sie telefonisch keine Termine buchen können. Stattdessen hat sie auf ihrer Apothekenhomepage ein eigenes Terminportal eingerichtet. Kunden müssen dort ein Zeitfenster eingeben, in dem sie verfügbar sind, und kriegen dann einen Termin zugewiesen. Die Apotheke hatte die Antigen-Tests bereits zuvor zum Selbstzahlerpreis von 27 Euro angeboten, seit Montag führt sie sie kostenlos durch. Das Ergebnis erhalten sie laut Eigenangaben rund 15 Minuten nach dem Test per E-Mail.

Auch Simonitsch ist schon moderner aufgestellt, sie nutzt ebenfalls ein digitales Termintool. Die Zeit, das einzurichten, nahm sie sich, nachdem sie Ende Oktober gezwungen war, die Tests zeitweise einzustellen und in ihrer Apotheke nachzurüsten. „Davor hatten wir zwischen 100 und 150 Anrufe täglich“, erzählt sie. Durch die Bekanntmachung der Gratistest ab Montag sei das Anrufaufkommen wieder etwas gestiegen, allerdings muss dann nur noch auch das Termintool verwiesen werden. Simonitsch ist also auch Ansturm-geprüft: „Uns hat die Schlange um den gesamten Häuserblock gestanden. Ich hatte schon Sorge, dass wir Ärger mit anderen Anliegern kriegen.“

Dass die Masse sich ins Netz verlagert hat, könne sie eindeutig sehen: „Allein im Dezember hatten wir knapp 270.000 Zugriffe auf unsere Internetseite! Seit dem 9. November sind wir durchgehend ausgebucht.“ Über 20.000 Tests habe sie allein im vergangenen Jahr durchgeführt, rund 350 am Tag seien es. Dank der vorhandenen Infrastruktur sei sie deshalb auch am Montag gut aufgestellt für den Ansturm. „Wir sind da schon etwas weiter als andere Apotheken. Wir haben eine gut funktionierende Teststraße und unsere Abläufe ändern sich nur geringfügig. Durch die Erstattung ist es sogar ein wenig einfacher geworden, weil wir nicht mehr abkassieren müssen.“ Trotzdem plant Simonitsch, das Angebot – auch angesichts der neuen Teststrategie – noch größer aufzuziehen. So schaue sie gerade, wie sie noch mehr Personal abstellen kann, um noch längere Testzeiten anzubieten. „E tut mir furchtbar leid, wenn ich jemanden wegschicken muss, weil wir keine Kapazitäten frei haben. Denn so einen Test sollte man niemandem verwehren müssen“, sagt sie. „Ich bin deshalb dabei, die Testkapazitäten noch auszuweiten. Wir haben das Personal und das Know-how – und was wir gerade machen ist wirklich sehr wichtig.“

 

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