Kunde schreitet ein

Gefälschter Impfpass: PTA angegriffen Carolin Ciulli, 02.11.2021 11:26 Uhr

Angriff in Apotheke: In Dortmund wurde ein Mann handgreiflich, nachdem ihn eine PTA auf einen gefälschten Impfpass aufmerksam gemacht hat. Foto: Hafen Apotheke
Berlin - 

In einer Dortmunder Apotheke ist ein gefälschter Impfpass entdeckt worden und die Situation daraufhin eskaliert. Eine PTA wurde angegriffen und kam dank des Einsatzes eines weiteren Kunden vermutlich glimpflich davon. Der Tatverdächtige soll eine Vorladung erhalten.

Am Samstagmittag betrat der Mann die Hafen Apotheke in Dortmund. Er reichte der PTA seinen Impfpass, um ein digitales Zertifikat zu erhalten. Die Einträge seien jedoch aus mehreren Gründen auffällig gewesen, sagt ein Polizeisprecher. Die Arztunterschrift sei gefälscht und ein Datum nicht richtig gewesen. „Insgesamt war es nicht stimmig.“ Die Angestellte habe den Kunden darauf hingewiesen.

Daraufhin wollte er den Impfpass zurück und griff die Angestellte an, als sie ihm das Dokument nicht aushändigen wollte. Er habe ihr den Arm auf den Rücken gedreht, so der Polizeisprecher. Ein weiterer männlicher Kunde bemerkte den Übergriff und der Mann flüchtete. Den gefälschten Impfpass mit seinen persönlichen Daten ließ er zurück.

Apothekerin Janine Sänger ist froh, dass ihre Angestellte ohne körperliche Schäden davon gekommen ist. Allerdings erlitt die PTA einen Schock und ist vorerst krankgeschrieben. Täglich würden zwei bis drei gefälschte Impfausweise in der Apotheke vorgelegt, sagt die Inhaberin. Aufgrund der Regelmäßigkeit bat sie die Ermittler bereits, in zivil um die Mittagszeit oder am Samstag vor der Apotheke zu warten. „Die Polizei weist uns darauf hin, dass wir alles zur Anzeige bringen sollen.“

Das Muster sei immer gleich, denn zu diesen Zeiten hätten die Praxen geschlossen und Rückfragen seien nicht möglich. „Mittlerweile kennen wir unsere Pappenheimer“, sagt Sänger. Seit etwa fünf Wochen seien die gefälschten Ausweise ein Thema. Im Team sei besprochen worden, wie man reagiere und dass man die gefälschten Dokumente melden wolle. Bislang seien die entlarvten Kund:innen immer eher „kleinlaut“ gewesen.

Die Aggression im aktuellen Fall habe die PTA überrascht. „Das hat sie so nicht kommen sehen“, sagt die Inhaberin. Sie will jetzt mit ihrem Team besprechen, wie die Sicherheit erhöht werden kann. Künftig würden die Kund:innen nicht mehr an einem extra dafür aufgestellten Stehtisch in der Offizin über die digitalen Zertifikate informiert. „Wir werden hinter der Scheibe in der Mitte des HV-Tischs bleiben.“

Die aufgefallenen Fälschungen will Sänger weiterhin an die Polizei melden. Dass Menschen eine Impfung vortäuschten, sei unsolidarisch, sagt sie. Wenn sie die Fälle melde, schütze sie das Allgemeinwohl. Dass der Tatverdächtige um die Ecke wohne, bereite ihr ein ungutes Gefühl. „Natürlich ist die Angst da, dass er sauer wird oder bestimmte Freunde hat, die etwas anstellen. Aber man muss Zivilcourage zeigen.“

Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts auf Körperverletzung und Urkundenfälschung gegen den 30-jährigen Mann. Der Verdächtige werde eine Vorladung erhalten. „Apothekenangestellte sind ausgebildete Fachkräfte, die den Menschen helfen und sie beraten“, betont der Sprecher. Dass sie angegriffen würden, „geht gar nicht“.