Braunsbach

Nach der Flut: Apotheke wieder geöffnet

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Berlin -

Es ist genau ein halbes Jahr her – da schoss eine Flutwelle durch den kleinen Ort Braunsbach und riss mit sich, was nicht niet- und nagelfest war. Nun feiern die ersten Betriebe nach langen Renovierungsarbeiten Wiedereröffnung, darunter die Kochertal-Apotheke.  

Die Bilder vom Abend des 29. Mai 2016 aus Braunsbach gingen deutschlandweit durch die Nachrichten. Innerhalb von Minuten wurde der kleine baden-württembergische Ort von einer Welle aus Wasser, Schutt, Geröll und herausgerissenen Bäumen überrollt. Und noch immer sieht man ihm die Folgen der Katastrophe an: So gut wie alle Läden haben zu, viele Häuser sind unbewohnbar.

Nach langen Renovierungsarbeiten öffnen aber nun die ersten Geschäfte. Den Anfang machte Apothekerin Gerlinde Mayer. Ihre Kochertal-Apotheke ist seit Oktober zu den regulären Zeiten geöffnet. Allerdings sei der Kundenstrom noch deutlich schwächer als vor der Flutkatastrophe, berichtet sie.

Dadurch, dass kaum andere Geschäfte geöffnet hätten, würden viele Menschen ihre Erledigungen noch außerhalb unternehmen. Auch die Arztpraxis, die sich im selben Gebäude befindet, sei noch geschlossen. Die Renovierung der Praxisräume wird voraussichtlich bis Januar andauern. Der Lebensmittelladen soll frühestens im Februar öffnen. Mayer hofft, dass danach mehr Kunden in ihre Apotheke finden.

Trotzdem findet die Pharmazeutin, dass sie Glück im Unglück hatte: „Die Apotheke wurde nicht komplett zerstört.“ Da im vorderen Teil der Offizin keine Fenster und Türen kaputt gegangen sind, war lediglich der Boden mit einigen Zentimetern Wasser und Schlamm überdeckt. Labor und Arzneimittel waren so gut wie gar nicht betroffen. „Wir haben erst einmal den Schlamm aus der Apotheke geschoben“, erinnerte sie sich an die Tage direkt nach der Flut.

Als Aufräum- und Putzarbeiten abgeschlossen waren, habe es zunächst so ausgesehen, als könne die Apotheke schon bald eröffnen. Allerdings machte ein Gutachter Mayer einen Strich durch die Rechnung: Der Boden der Apotheke müsse komplett grundsaniert werden, war sein Urteil. „Also musste alles raus“, erzählte die Pharmazeutin. Anschließend liefen Industrietrockner mehrere Wochen lang, um die Böden trocken zu legen.

Die Arzneimittel aus der Kochertal-Apotheke hat Mayer in ihre Hauptapotheke im rund acht Kilometer entfernten Untermünkheim gebracht. Die Mitarbeiter der Braunsbacher Offizin konnten ebenfalls in der Rössler-Apotheke eingesetzte werden. Auch ihre Kunden wurden dort betreut. „Sie haben uns die ganze Zeit über unterstützt und uns die Treue gehalten“, sagte die Apothekerin dankbar.

Denn weit schlimmer als der Sachschaden seien die Kosten durch den Betriebsausfall. „Ich hatte zwar eine Betriebsausfallversicherung, aber keine Elementarversicherung“, erklärt Mayer. Deshalb habe die Versicherung nicht gezahlt. „Erst im Ernstfall begreift man wirklich, was die Klauseln in den Verträgen bedeuten und lernt dazu.“

Der Schrecken stecke aber noch bei allen Einwohnern gehörig in den Knochen. Auch die Verzweiflung sei noch vielerorts zu spüren, vor allem bei denjenigen, die noch auf die Zahlung ihrer Versicherung warten und um ihre Existenz bangen müssten. „Das Warten zermürbt“, sagte Mayer. Auch bei ihr habe es Momente gegeben, in denen sie die Hoffnung fast verlassen hätte.

Am Dienstag, genau ein halbes Jahr nach der Flutkatastrophe, bekam die Gemeinde einen Förderbescheid des Landeswirtschaftsministeriums über drei Millionen Euro. Damit sollen unter anderem die Sanierung eines Kindergartens und des Rathauses sowie von öffentlichen Straßen und Freiflächen realisiert werden. Zudem soll geschädigte Bausubstanz erneuert und neuer Wohnraum geschaffen werden. Direkt nach der Flutkatastrophe hat die Gemeinde Braunsbach vom Land nach bereits Sonderfördermittel in Höhe von 10,6 Millionen Euro bewilligt bekommen, um die immensen Unwetterschäden beseitigen zu können.

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