EuGH-Urteil

Apothekerin startet Unterschriftenkampagne

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Berlin -

Nach dem EuGH-Urteil zu Rx-Boni fordern die Apotheker ein Rx-Versandverbot. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) ist überzeugt, muss aber öffentlichen Gegenwind ertragen und den Koalitionspartner überzeugen. Die Herz-Apotheke am Siegbogen in Siegen will deshalb die Patienten ins Boot holen und startet eine Unterschriftenaktion. Inhaberin Julia Eckardt wünscht sich, dass möglichst viele Kollegen ihrem Beispiel folgen.

„Für uns steht fest, dass es nur einen Weg gibt, die Apothekenstruktur in der jetzigen Form zu erhalten, und zwar durch Unterstützung der Bevölkerung“, sagt Eckardt. Versandapotheken sieht sie gerade nicht als wichtigen Bestandteil der Versorgung. Seit 2004 gebe es den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln, der Marktanteil sei noch immer bescheiden.

In diesen zwölf Jahren habe der Versandhandel bei Rx keinen nennenswerten Marktanteil erreicht. „Ein klares Indiz, dass es eben kein wichtiger Bestandteil der Versorgung ist, der nur durch das Gewähren von monetären Kaufanreizen eine Wachstumschance hat.“ Unter gleichen Wettbewerbsbedingungen habe der Versandhandel im Rx-Bereich keine oder nur eine geringe Relevanz.

Die Herz-Apotheke hat daher gestern eine Aufklärungs- und Unterschriftenkampagne gestartet. „Ja, ich bin für den Erhalt der wohnortnahen Apotheke in der jetzigen Form“, ist diese betitelt. Bis zum Monatsende sollen die Kunden auf die Aktion aufmerksam gemacht werden.

Auf dem Flyer wird kurz über das EuGH-Urteil informiert, wonach ausländische Versandapotheken nicht mehr an die Arzneimittelpreisbindung gebunden sind. „Damit werden ausländische Versandapotheken gegenüber allen inländischen Apotheken massiv bevorteilt.“ Versandapotheken nähmen aber „weder am Notdienst teil, noch fertigen sie Rezepturen an und liefern keine Arzneimittel nach dem Betäubungsmittelgesetz“, heißt es weiter.

Wörtlich heißt es zur Erklärung: „Die Konsequenz aus dem Urteil, auch für Sie als Patienten/Kunden wir sein:

- es wird einen massiven Rückgang an wohnortnahen Apotheken, insbesondere in ländlichen Regionen geben, verbunden mit einer Gefährdung der Akutversorgung mit Medikamenten
- massiver Stellenabbau und damit verbunden Serviceverlust in den lokalen deutschen Apotheken
- Infrage stellen des heutigen Notdienstsystems

Weitere, sicher nicht positive Folgen, sind noch nicht absehbar. Darum fordern wir:

1. Den Erhalt der wohnortnahen Apotheke in der jetzigen Form
2. Ein komplettes Verbot für den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln.“

Die Unterschrift sollen gesammelt an das Bundesgesundheitsministerium (BMG) übergeben werden. Auch darüber werden die Kunden informiert und zur Teilnahme animiert: „Wir möchten auch weiterhin für Sie da sein. Herzlichen Dank.“

Eckardt erhofft sich, mit der Aktion den Druck auf den Gesetzgeber zu erhöhen: „Welcher Politiker stellt sich gegen eine relevante Menge der Wahlberechtigten?“ Ziel müsse sein, dass möglichst viele Apotheken mitmachen.

„Gehen wir davon aus, dass sich nur 10.000 Apotheken beteiligen würden, und jede davon 300 Unterschriften sammelt, dann können wir Herrn Gröhe Ende November 3 Millionen Unterschriften vorlegen. Und das ist in jedem Fall machbar“, ist Eckardt überzeugt. Sie würde sich natürlich auch eine Unterstützung der Apothekerverbände wünschen. „Es liegt an uns, die Politik wird uns nicht retten“, so Eckardt.

Hier können Sie den <media 45670 _blank external-link-new-window>Flyer und die Unterschriftenliste</media> herunterladen.

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