Eishockey

Apothekerin für die harten Jungs

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Berlin -

Zwischen dem Lärm der Fangesänge und Trommeln klingelt ein Handy. Zum Glück hat Heidi Lachner damit gerechnet. Sofort steigt sie von der Tribüne, verlässt die Eishalle und läuft das kurze Stück zu ihrer Apotheke. Sie holt, was gebraucht wird, und liefert persönlich aus – in die Umkleidekabine der Straubing Tigers.

Lachner hat mit ihrer Einhorn-Apotheke in Straubing die pharmazeutische Betreuung des örtlichen Eishockeyvereins übernommen. Obwohl die Tigers in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) spielen, also der höchsten Spielklasse, war die Versorgung mit Arzneimitteln in der Vergangenheit eher zufällig organisiert. Das medizinische Team besorgte die Medikamente selbst, in Apotheken oder online.

Lachner ist glühende Anhängerin der Tigers. Ihr erstes Spiel hat sie im Alter von 15 Jahren gesehen, mitten im Fanblock. Die Apothekerin sponsert den heimischen Eishockeyclub seit Jahren. Im Gespräch mit einem anderen Sponsor kam das Gespräch auf die medizinische Versorgung. Lachner war sofort Feuer und Flamme und berät ihre Tigers seitdem in allen Arzneimittelfragen.

Die Einhorn-Apotheke liefert nicht nur Medikamente und Verbandstoffe, sondern hat auch bei allen Nahrungsergänzungsmitteln und anderen Produkten die NADA-Dopingliste im Blick. „Wir passen auf, dass da nichts schief geht“, sagt Lachner. Auch die Arztkoffer des medizinischen Teams stattet die Apotheke aus.

Der Bedarf von Eishockeyspielern ist mitunter recht speziell, etwa Kühlspray, das auch im Gesicht angewendet werden kann. Vieles muss extra bestellt werden, hohe Aufschläge nimmt Lachner dabei nicht. Die gesamte Kooperation fußt eher auf Herzblut als auf wirtschaftlichem Interesse, zumal die komplette Mannschaft nur aus rund zwei Dutzend Spielern besteht.

„Dafür kann man seine pharmazeutische Kompetenz voll einfließen lassen“, so die Apothekerin. Die Eishockeyprofis kämen häufig selbst in die Apotheke, um sich individuell beraten zu lassen. Das Verhältnis zur Mannschaft sei sehr gut. „Die Jungs sind sehr offen, kaufen auch gerne bei uns ein, da hier bekannt ist, auf was geachtet werden muss.“

Lachner verpasst kein Spiel der Tigers, hat sogar für ihr Apothekenteam drei Dauerkarten gestiftet. Ihre Familie ist auch immer dabei, ein fester Freundeskreis trifft sich zu den Heimspielen in der Halle. Lachner mag die Stimmung im Stadion und dass man dort sich auch mit gegnerischen Fans in der Pause unterhält. Anders als beim Fußball liefen die Spiele in 99,9 Prozent der Fälle gewaltfrei ab – wenigstens auf der Tribüne.

Auf dem Eis geht es freilich härter zu: „Der Erste wurde schon operiert“, berichtet Lachner. In der Saisonvorbereitung hat sich ein Spieler der Tigers die Kniescheibe gebrochen. Selbstverständlich kümmert sich die Apotheke mit darum, dass er schnell wieder auf die Schlittschuhe kommt.

Lachner wird notfalls auch während der Spiele selbst eingreifen. „Das kommt zwar selten vor, da die Physiotherapeuten und Ärzte sehr professionell vorbereiten, aber wenn wirklich etwas akut fehlt, liefere ich ad-hoc tatsächlich selber in die Kabine.“ Die Betreuer kennen sie sowieso. „Und nach der Drittelpause bin ich wieder an meinem Platz“, sagt Lachner.

Heute Abend steht das erste Saisonspiel an: Die Iserlohn Roosters sind zu Gast in der Eissporthalle am Pulverturm. Schon ab 16:30 Uhr beginnt das Fanfest in Straubing – die Tigers starten in ihre zehnte DEL-Saison. Was sich Lachner davon erhofft: „Am liebsten die Meisterschaft!“ Mindestens Platz 6 soll es werden, weil der zur direkten Teilnahme an den Play-offs berechtigt. Dazu müssen sich die Tigers allerdings steigern: In der vergangenen Saison wurden sie Vorletzter – aber da hatten sie ja auch noch nicht die Einhorn-Apotheke für die Betreuung.

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