Rabatt-Apotheker zu FFP2-Honorarkürzung

„Dieses Weihnachtsgeld war ja auch völlig übertrieben“ APOTHEKE ADHOC, 01.02.2021 15:34 Uhr

Immer noch genug: Apothekeninhaber Dr. Axel Vogelreuter sieht die Kürzung des FFP2-Abgabehonorars als nachvollziehbar – 6 Euro pro Maske seien schlicht zu viel gewesen. Foto: Apotheke am Neumarkt
Berlin - 

Viele Apotheken haben mit dem Honorar für die Abgabe kostenloser FFP2-Masken großzügig kalkuliert: Da fallen für die Kunden nicht nur die Masken auf den Berechtigungsscheinen ab, sondern gern auch mal doppelt so viele. Die Zuzahlung entfällt auch oft und manchmal müssen sie nicht einmal in die Apotheke, weil diese die Masken versendet. Rentiert sich das noch mit einem Drittel weniger Honorar? „Klar macht sich das finanziell spürbar“, sagt Inhaber Dr. Axel Vogelreuter. „Aber um ehrlich zu sein ist die Kürzung nur vernünftig und konsequent, denn dieses Weihnachtsgeld war ja auch völlig übertrieben.“

Dass er es übertrieben habe, werfen wiederum manche Kollegen Vogelreuter vor. Er hatte nicht nur auf die zwei Euro Zuzahlung verzichtet, sondern Anwohner:innen seines Stadtteils in Köln sogar per Werbezuschrift angeboten, ihnen die Masken nach Hause zu schicken – der Freiumschlag lag bereits bei. Der Adressdienstleister ließ ihn dabei auch noch unnötig schlecht dastehen, weil er unsauber arbeitete und mehrere bereits Verstorbene ebenfalls Werbebriefe erhielten. Mitbewerber warfen ihm vor, das staatliche Geld für eine große Werbeaktion in eigener Sache zu nutzen – Vogelreuter wies das zurück und betonte, dass bei seiner Aktion das Verantwortungsbewusstsein die maßgebliche Rolle gespielt habe.

Vom staatlichen Geld fällt nun jedenfalls ein großer Brocken weg. Doch Vogelreuter bereut seine Aktion deshalb nicht, sondern betont, dass sie ganz im Gegenteil sogar zeige, wie großzügig das zuvor kalkuliert worden war: „Bei mir ist alles gut, meine Kalkulation geht trotzdem auf. Ich habe sogar heute nochmal nachgeordert“, sagt der Inhaber der Apotheke am Neumarkt. Es laufe also alles zu seiner Zufriedenheit. „Das ist ja sowieso eine Blackbox, man hat davor immer Investitionen und muss hoffen, dass die sich rentieren. Natürlich hat man als Unternehmer immer ein Risiko, aber wenn man das nicht will, darf man keine Apotheke eröffnen.“

Mehrere Apothekerinnen und Apotheker, die in den vergangenen Wochen ebenfalls wegen ihrer Rabatt- und Bonusaktionen in der Öffentlichkeit standen, wollen sich auf Anfrage nicht äußern. Das negative Echo auf die Aktion sei weit größer ausgefallen als sie vorher erwartet hatten, hört man da. So erging es allerdings auch Vogelreuter. Wenig Verständnis zeigt er vor allem für diejenigen, die nun ihre Rabatt-Kollegen für die Honorarkürzung verantwortlich machen. „Es war ja klar, dass so argumentiert wird. Die Entscheidung der Politik ist aber ganz bestimmt nicht darauf zurückzuführen, dass Apotheken Rabatte gewährt haben. Es ist doch keine Herausforderung, zu wissen, wie die Marktpreise sind, wenn jeden Tag bei mir Mails mit Angeboten für FFP2-Masken eingehen“, sagt er. Dafür müssen man nicht einmal die Fachpresse lesen. „Aber das sind die Unbelehrbaren, die Ewiggestrigen, die immer wollen, dass alles wie im Jahr 1970 gehandhabt wird. Natürlich suchen die immer schwarze Schafe.“

Genau genommen treffe ihn die Honorarkürzung sogar bedeutend mehr als viele seiner Kritiker, betont er. Schließlich habe er nicht nur höhere Kosten bei der Maskenverteilung in Kauf genommen, sondern er sei sogar selbst angehalten, gut zu haushalten. „Klar hätte ich auch lieber 5,04 Euro als 3,30 Euro. Wir können aber auch mit der neuen Summe noch ganz gut leben“, sagt er. Ihn ärgere allerdings, wenn er von Kollegen kritisiert wird, deren Apotheke von der Krise nicht so hart getroffen sind wie seine eigene, die mitten in einer innerstädtischen Fußgängerzone liegt und wegen des Lockdowns erhebliche Kundeneinbrüche verkraften muss. „Diese Kollegen hatten einen guten Zusatzverdienst, der nicht wie bei uns genutzt werden muss, um Einbußen auszugleichen.“

Zusatzverdienst hin oder her, Vogelreuter betont, dass die nachträgliche Kürzung zwar ärgerlich sei, er aber Verständnis habe. „Ich finde es auch nicht schön, aber Gier ist auch kein guter Ratgeber. Außerdem muss man immer beachten, was gerade politisch opportun und gesellschaftlich vertretbar ist.“ Politisch gesehen könne die Entscheidung der Apothekerschaft sogar noch einen Dienst erweisen. „Ich kann es absolut nachvollziehen und es war für mich auch völlig klar, dass es so kommen wird, als wir im Dezember diese Wahnsinnsüberweisung aus dem Nacht- und Notdienstfonds bekommen haben“, erklärt er. Er habe damals schon vorhergesagt, dass das große Wellen schlagen werde, wenn es nach außen dringt. Schließlich habe jede Apotheke einen fünfstelligen Betrag erhalten. „Und eins ist doch klar, nämlich dass das den Apothekern ohnehin irgendwann auf die Füße gefallen wäre. Dann hätte es in den nächsten politischen Verhandlungen geheißen, man habe uns schon so viel Geld in den Rachen geworfen, jetzt kriegen wir nichts mehr.“

Aus objektiver Sicht könne man schlicht niemandem plausibel machen, dass Apotheken mehr als 5 Euro kriegen, wenn die Masken im Einkauf teilweise für 50 Cent angeboten werden. „Wenn wir 3,30 Euro pro Maske kriegen, finde ich das immer noch üppig. Diese Marge von 50 Cent im Einkauf und 3,30 in der Abgabe hat man sonst nirgendwo.“ Deshalb werde er auch weiterhin an seiner Aktion festhalten. „Da ändert sich nichts, auch wenn ich da höhere Kosten habe. Aber das ist mein Anspruch ans Dienstleistungsverständnis. Da steht für mich die Kostenbetrachtung an zweiter Stelle, aber an erster die Versorgung des Kunden, denn ich sehe mich als qualitativ hochwertiger Dienstleister. Und mit meiner Zwei-Euro-Rabatt-Aktion kann ich zumindest sagen, dass wir vom Honorar etwas abgegeben haben.“