Apothekeneröffnung

„Das ist hier wie im Big Brother Container“ APOTHEKE ADHOC, 18.08.2019 13:40 Uhr

Berlin - 

Die letzten Meter sind immer die längsten, das weiß jetzt auch Thomas Grittmann. Bevor der Pharmazierat am Freitag zur Erstabnahme kam, mussten er und sein Team stramm durcharbeiten – und zwar fast im Wortsinn. Entsprechend aufgeregt war er dann, als es so weit war. Am Montag ist der erste Arbeitstag, Kunden hatte er aber trotzdem schon. APOTHEKE ADHOC begleitet den Pharmazeuten auf seinem Weg von der Planung bis zur fertigen Offizin.

Nicht nur Grittmann und sein Team mussten Sonderschichten schieben, auch die Leute von Gollmann hatten sicher schon mal ein entspannteres Wochenende: Bis Sonntagabend mussten sie ran, um den Kommissionierer im Keller samt Fahrstühlen an die Kassen einzubauen. Denn am Montag kamen die Arzneimittel. Damit war das große Finale eingeläutet – es musste schließlich alles vorzeigbar aussehen, wenn der Pharmazierat kommt.

Also standen der 28-Jährige und sein Team die ganze Woche von morgens um 7 bis abends um 22 Uhr in der Apotheke, am Tag vor der Abnahme gar bis Mitterrnacht. Der Kommissionierer musste befüllt, die Ware eingebucht, Regale eingeräumt und nicht zuletzt natürlich auch sauber gemacht werden. „Der Kommissionierer läuft schon die ganze Woche ohne Pause durch“, erzählt er. „Der ganze Keller steht voller Kisten.“ Und als würde das nicht reichen, kamen noch Schulungen dazu, darunter eine von Korres und zwei von Awinta.

Seine „Mädels“, wie er sie liebevoll nennt, haben ihn in der Zeit zutiefst beeindruckt. „Es ist echt anstrengend gerade, aber die Mädels halten eisern durch“, erzählt er. „Die haben selbst Familie zuhause, aber verbringen ihre ganze Zeit hier mit mir in der Apotheke. So lange wie wir jeden Tag hier waren, hätten sie eigentlich gar nicht nach Hause fahren müssen – das ist hier schon fast wie im Big Brother Container.“

Sich beschwert oder Unmut geäußert habe keine seiner Angestellten, erzählt er anerkennend. „Die Mädels waren unglaublich motiviert, die musste ich abends fast rausscheuchen“, erzählt er. „Die sind echt der Wahnsinn, da habe ich wirklich einen Glücksgriff gemacht!“ Als wäre das nicht schon genug Zeit für die Apotheke, hat PTA Sonja sogar noch einen draufgesetzt: Die Eröffnungsfeier steht auch noch an und das Gespräch kam auf das Wetter, hoffentlich werde es gut zur Feier. „Bei uns in der Gegend ist das Franziskanerkloster Engelberg, deswegen gibt es die Redewendung, man solle doch auf dem Engelberg eine Kerze anzünden, wenn man sich etwas wünscht“, erklärt der Pharmazeut. Sonja hat das durchgezogen. „Sie ist ernsthaft eines morgens um 6 Uhr dorthingefahren und hat eine Kerze für uns angezündet, bevor sie in die Apotheke gekommen ist.“

So gewappnet kann eigentlich kaum noch etwas schiefgehen – trotzdem war er aufgeregt vor der Abnahme durch den Pharmazierat. Rund drei Stunden hielt der sich am Freitag mit der Erstabnahme auf, hat alle Räumlichkeiten in Augenschein genommen und seine Liste abgehakt: Sind alle Utensilien in der Rezeptur? Hat sie einen Abzug? Wo werden die Gefahrstoffe gelagert? Wurden die Substanzen geprüft? Auch für die Belegschaft hat er sich interessiert: Arbeitet genug pharmazeutisches Personal in der Apotheke, um alle Kassen zu bedienen?

Dann folgte noch ein Blick ins QMS, vor allem wegen des Abholautomaten. In dem dürfen tagsüber keine Medikamente gelagert werden, deswegen muss sichergestellt sein, dass er jeden Abend befüllt und morgens wieder geleert wird. Auch dass keine BtM, Tierarzneimittel, Einzelimporte oder kühlpflichtigen Arzneimittel in ihm gelagert werden, muss sichergestellt sein. Sogar Details wie der Diskretionsabstand von zwei Metern zwischen den wartenden Kunden musste hinhauen. „Zum Glück kannte mein Innenarchitekt den Pharmazierat schon von früheren Projekten und wusste deshalb, worauf er besonderen Wert legt“, erzählt Grittmann. Ganz ohne Ortskenntnis kam allerdings auch nicht: „Er hat gesagt, er war sehr neugierig, weil er den Bau auf APOTHEKE ADHOC mitverfolgt hat.“

Am Ende kriegte der junge Inhaber einen Daumen hoch vom Pharmazierat. „Da war ich schon sehr erleichtert“, sagt der frisch gebackene Inhaber. „Es hat im Großen und Ganzen alles gepasst.“ Nur Kleinigkeiten muss er im Nachhinein noch beheben: So fehlten noch Gefährdungsbeurteilungen einzelner Substanzen in der Rezeptur. „Die Ware kam erst am Vortag, ich war noch nicht dazu gekommen, das zu machen.“ Das sei aber alles kein Problem: „Er hat gesagt, ich soll ihm dann einfach Fotos schicken, wenn ich es nachgeholt hab.“

Bau: fertig. Pharmazierat: durch. Ware: einsortiert. Verkaufsraum: geputzt. Nur ein zentrales Element jedes Kleinbetriebs fehlte noch: „Nachdem der Pharmazierat weg war, haben wir dann auch endlich die Kaffeemaschine angeschlossen – das neue Heiligtum!“, scherzt er. Am Montag ist es dann so weit, dann ist der erste Arbeitstag. Wobei das auch nicht ganz stimmt. „Wir hatten bestimmt schon 20 Kunden, seit der Pharmazierat weg ist. Das sieht hier alles komplett fertig aus und die Türen sind ja auch offen, weil wir ständig etwas rein- und raustragen“, erzählt er. Weg schicken kann man die Kunden natürlich nicht – also begann die Arbeit schon vor der Eröffnung.