Expopharm

Cannabis on tour Deniz Cicek-Görkem, 21.09.2017 09:00 Uhr

Berlin - 

Cannabis goes Expopharm: Neben den üblichen Ausstellern findet man jährlich auch Neueinsteiger bei der größten europäischen Pharmamesse. So wie Cannamedical. Der Importeur von Medizinalhanf aus Köln war zum ersten Mal dabei.

„Wir haben die Expopharm sehr positiv erlebt“, sagt Firmengründer David Henn. Ganz unterschiedliche Besucher seien an seinen Stand gekommen: „Das Thema Medizinalhanf hat viele interessierte und aufgeschlossene Apotheker, Ärzte und PTA zu uns geführt, die wir gerne individuell beraten haben.“

Auch Monate nach der Legalisierung von Cannabis zu medizinischen Zwecken seien noch nicht alle Fragen geklärt. Der Deutsche Arzneimittel-Codex (DAC) sieht zur Identifizierung zwingend eine dünnschichtchromatographische Analyse vor. „Die Tage der Expopharm-Ausstellung haben wieder einmal klar gemacht, dass Apotheker insbesondere bei der Identitätsbestimmung von Cannabis einer Herausforderung gegenüber stehen“, so Henn.

„Auch an dem Punkt werden wir nun ansetzen, um in Zusammenarbeit mit Betroffenen Klarheit zu schaffen.“ Geplant sei eine komprimierte Anleitung zum sachgemäßen Identifizieren der Blüten. Einige Apotheker und PTA prüfen laut Henn bei einer Großbestellung mit mehreren Dosen einer Charge jede einzelne Dose. Dies sei überflüssig, denn Cannamedical verschicke immer nur Dosen einer Charge. „Das Analysezertifikat bestätigt die Qualität für die gesamte Charge“, stellt Henn klar.

Eine Herausforderung für sein Unternehmen seien die fehlenden weltweit einheitlichen Analysestandards. Denn die kanadischen Cannabisblüten würden zweimal im Herkunftsland geprüft und danach von Cannamedical untersucht. Bei den niederländischen Blüten entfalle die Prüfung, da es sich um einen GMP-zertifizierten Lieferanten innerhalb der EU handele.

Die Prüfung der kanadischen Sorten muss laut Henn auch entfallen, da es zwischen der EU und Kanada diesbezüglich ein „Mutual recognition agreement“ (MRA) gebe. „Die Blüten werden insgesamt dreimal getestet, obwohl eine Vereinbarung besteht“, kritisiert Henn. Zudem könnten verschiedenen Analysemethoden Abweichungen und unterschiedliche Ergebnisse zu Folge haben, sagt er. Im extremen Fall könne die Charge nicht nach Deutschland verbracht werden. Ziel sei daher eine Festlegung einheitlicher Analysestandards mit den Laboren in Kanada.

Der Cannabis-Importeuer hat aktuell Lieferverträge mit drei GMP-zertifizierten Lieferanten. „Neben Bedrocan erwarten wir Ende Oktober eine große Lieferung des kanadischen Herstellers Peace Naturals, die bisher unter dem Namen der Pedanios geführt wurden“, so Henn. Peace Naturals 24/1 und Peace Naturals 26/1 seien die Sorten mit dem höchsten THC-Wert auf dem europäischen Markt: Die Zahlen geben die prozentuale Angabe der Hauptwirkstoffe wieder; die erste Ziffer steht für Tetrahydrocannabinol (THC), die zweite für das Cannabidiol (CBD). Der dritte Lieferant „Medreleaf“, ein weiterer kanadischer Hersteller, werde das Angebot des Unternehmens gegen Ende des Jahres mit vier weiteren Produkten ergänzen.

Henn sieht sich in der Verantwortung, dass „jeder Patient Zugang zu zuverlässiger Versorgung haben sollte“. Die Zahl der Cannabis-Patienten in Deutschland wachse stetig, doch der Import komme nicht hinterher. Cannamedical will dies in Zusammenarbeit mit Peace Naturals ändern. Im Oktober will die Firma den bisherigen Marktführer ablösen.

Am Stand wurde man mit dem Bild eines Sportlers in Übergröße mit der Strukturformel von THC konfrontiert. Was haben Cannabisblüten mit Sport zu tun? „Für den Sportler haben wir uns entschieden, weil er unserer Überzeugung nach dem Potenzial von medizinalem Cannabis Ausdruck verleiht. Wir erleben Patienten viel zu häufig am Rande ihrer eigenen Leistungsfähigkeit, an der langwierige und individuelle Patientengeschichten ohne den erwarteten Erfolg verlaufen“, erklärt Henn die Bedeutung des Bildes, die auch auf der Website verwendet wird.

Das Unternehmen wurde im Oktober 2016 gegründet, daher sind die Erfahrungen der ersten Ausstellung für Cannamedical neu – so wie auch für den jungen Geschäftsführer. Für die nächste Messe in München gibt der 27-Jährige noch keine endgültige Zusage. „Wir stehen aber aufgrund unserer positiven Erfahrungen der Expopharm 2018 aufgeschlossen gegenüber.“