Dezentrales Impfen

Biontech-Seminar: Keine Insulinspritzen für Comirnaty Alexandra Negt, 25.03.2021 12:09 Uhr

Biotech informiert über längere Haltbarkeiten und weniger geeignete Spritzen zur Impfstoffaufbereitung. Foto: BioNTech SE 2020, all rights reserved.
Berlin - 

Im Vorfeld des Impfstarts in den Arztpraxen gibt Biontech noch einmal aktuelle Hinweise zur Lagerung und Aufbereitung des mRNA-Impfstoffes. Von der Verwendung von Spritzen ohne Totvolumen rät Referent Marco Münch, Apotheker aus Zwickau, ab.

Zusammen mit dem Impfstoff soll den Arztpraxen auch das Impfzubehör geliefert werden. Ob der Großhandel dies vorkonfektioniert oder die Apotheke, ist derzeit noch nicht bekannt. Zuletzt hatten sich die Gesundheitsminister noch mit der Frage beschäftigt, wie das Material aus den bestehenden Reservierungen der Länder freigegeben werden und für Bestellungen durch den Großhandel freigegeben werden kann.

Damit die Apotheken und Arztpraxen wissen, welche Spritzen und Kanülen sie zum Aufbereiten und zum Injizieren verwenden können, hat Biontech noch einmal Empfehlungen ausgesprochen: „Für die Verdünnung empfehlen wir 2-ml-Spritzen sowie eine Kanüle mit 21 Gauge oder in Ausführungen mit kleinerem Durchmesser.“ Laut Hersteller können auch 3 ml oder 5 ml genutzt werden. Wichtig ist, dass die Skalierung der Spritze ein genaues Zuspritzen von 1,8 ml ermöglicht. Eine Skalierung in 0,1 ml oder 0,2 ml Schritten wäre optimal. Für die Applikation werden 1-ml-Spritzen mit geeigneter Kanüle und insgesamt nicht mehr als 35 µl Totvolumen empfohlen. Denn mit Standardspritzen können möglicherweise nicht immer sechs Dosen entnommen werden.

Die vor einigen Wochen entfachte Diskussion um die Verwendung von Insulinspritzen oder Spritzen zur intravitrealen Injektion zur maximalen Ausbeute hält Referent Marco Münch für falsch. Diese quasi Totvolumen-freien Medizinprodukte seien wenig geeignet für einen mRNA-Impfstoff: Die Scherkräfte in der Kanüle könnten die Lipide zerstören. Im schlimmsten Fall wird der Impfstoff hierdurch unwirksam. Scherspannungen werden zum einen beim Aufziehen in solche Applikationsspritzen erzeugt, aber vor allem beim eigentlichen Injizieren, da der Arzt hier gegen einen Widerstand spritzen muss.

Bislang konnte Comirnaty für 15 Tage im Thermoversandbehälter gelagert werden. Nun kann die Firma Stabilitätsdaten vorweisen, die eine Lagerung von 30 Tagen ermöglichen. Das „Nacheisen“ alle fünf Tage mit ausreichend Trockeneis muss dennoch weiterhin erfolgen. Ein vollständiger Thermoversandbehälter enthält aber insgesamt 5580 Impfdosen – und zwar fünf Faltschachteln mit insgesamt 195 Durchstechflaschen. Das Gesamtgewicht eines Kartons beträgt 33,5 Kilogramm. Wichtig ist diese Information vor allem für die Impfzentren. Für die öffentlichen Apotheken ist die nun doppelt so lange Lagerung weniger interessant, da der Impfstoff über den Großhandel bereits aufgetaut geliefert wird und dann nur innerhalb von fünf Tagen verimpft sein muss.