Lieferengpässe

BfArM fragt nach Ibuprofen

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Berlin -

Was die Lieferprobleme bei Ibuprofen angeht, geben sich offizielle Stellen gelassen. Das Schmerzmittel steht nicht auf der Liste der versorgungsrelevanten Wirkstoffe, es gibt genügend Alternativen. Trotzdem hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) jetzt vorsorglich den Verteiler angeworfen und eine Abfrage bei den Herstellern gestartet.

Die Engpässe bei Ibuprofen machen den Apotheken seit Monaten zu schaffen – und nach dem Ausfall des BASF-Werks in Bishop im US-Bundesstaat Texas könnte die Situation noch schlimmer werden. Gestern griffen die großen Medien das Thema auf. Auch beim BfArM klingelten die Telefone heiß.

„Der Lieferengpass ist uns bekannt. Wir stehen in engem Austausch mit den Fachkreisen, wie Ärzteschaft und pharmazeutische Industrie, um uns ein Bild der Gesamtsituation zu machen. Das Ziel ist es, schnell Lösungsmöglichkeiten anzustoßen“, wird ein Sprecher der Behörde in der Bild-Zeitung zitiert. Sorgen, dass sie Schmerzen leiden, müssten sich Patienten aber nicht. „Es gibt eine Reihe Therapiealternativen, Diclofenac oder Naproxen zum Beispiel. Das muss im Einzelfall aber der Arzt oder Apotheker gemeinsam mit dem Patienten entscheiden.“

Dass Lieferengpässe gemeldet werden, erwartet man in Bonn nicht. Denn Ibuprofen steht nicht auf der Liste der versorgungsrelevanten Wirkstoffe – das sind all jene Medikamente, bei denen in der Vergangenheit schon einmal ein Versorgungsmangel eingetreten war oder bei denen die Anzahl der Hersteller, Zulassungsinhaber oder Wirkstofflieferanten eine kritische Grenze unterschreitet.

Tatsächlich haben mehr als 180 Firmen Zulassungen für Ibuprofen, dazu kommen knapp 300 Apotheken. Dem Vernehmen nach sind in den entsprechenden Unterlagen insgesamt 18 Wirkstofflieferanten aufgeführt – dabei gibt es weltweit nur noch sechs Fabriken, die Ibuprofen herstellen. Je zwei Standorte gibt es in China, Indien und in den USA. Die Marktanteile sind annähernd gleich verteilt, in jedem Werk werden zwischen 10 und 20 Prozent des gesamten globalen Bedarfs von aktuell rund 37.000 Tonnen produziert. Teilweise sind die gesamten Kapazitäten bis zum Jahresende blockiert.

Um Licht in dieses Dunkel zu bringen, will das BfArM nun über die Verbände die wichtigsten Informationen einholen. In einem zweiten Schritt könnte es dann eine Telko mit den Herstellern und Vertretern der Fachkreise geben. Erst dann wird sich zeigen, ob der Wirkstoff in die Liste aufgenommen wird. Verantwortlich im BfArM ist Dr. Michael Horn, Leiter der Zulassungsabteilung 1.

BASF hatte sein US-Werk am 3. Juni heruntergefahren, Grund für den Ausfall waren technische Probleme. „Der Ausfall wird voraussichtlich drei Monate dauern“, bestätigte ein Konzernsprecher gegenüber T-Online. „Genauer können wir das erst nach einer technischen Bestandsaufnahme im Juli sagen.“ Eigentlich hatte die Produktion am Standort bereits im ersten Quartal ausgebaut werden sollen. Parallel will BASF in Ludwigshafen sogar eine neue Produktionsstrecke bauen, diese soll jedoch erst 2021 in Betrieb gehen.

Die ersten Pharmafirmen suchen bereits händeringend nach Zwischenhändlern, die ihnen noch Wirkstoff oder fertig produzierte Ware vermitteln können. Eine Folge der anhalten Engpässe sind auch massive Preissteigerungen von 20 bis 40 Prozent pro Jahr.

In den Apotheken gibt es bereits seit Monaten gelegentliche Lieferausfälle. Erst war der Saft betroffen, zuletzt fehlten Packungen mit 20 beziehungsweise 50 Tabletten. Auf Nachfrage beteuern Hersteller zwar, den Großhandel zu beliefern, das wird auf Nachfrage allerdings nicht bestätigt. Direktbestellungen sind noch möglich, nicht selten legen Apotheken bereits das Doppelte eines Monatsbedarfs als Vorrat an. Wenn doch Ware fehlt, muss auf andere Hersteller ausgewichen oder ausgeeinzelt werden.

Mit 27 Millionen Verordnungen auf Rezept sowie 51 Millionen verkauften Packungen in der Selbstmedikation ist Ibuprofen das wichtigste Schmerzmittel in Deutschland. Der Wirkstoff hat andere Substanzen wie Acetylsalicylsäure und Paracetamol abgelöst und wird zunehmend auch in Kombinationspräparaten gegen Erkältungen und Schmerzcremes verarbeitet. Insgesamt hat sich der Absatz in den vergangenen Jahren fast verdoppelt.

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