Existenzgründer-Studie

Apothekerinnen entdecken Filialen für sich

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Berlin -

Im Pharmaziestudium sind die Frauen schon lange und deutlich in der Überzahl. Das schlägt sich inzwischen auch deutlich bei den Apothekengründungen nieder: Nach Zahlen der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank) wurden im vergangenen Jahr 60 Prozent der neuen Apotheken von Frauen gegründet. Neuerdings interessieren sie sich auch verstärkt für die Filialisierung.

Damit setzt sich der Trend der vergangenen Jahre fort. 2015 lag das Verhältnis bei 55 zu 45 Prozent zugunsten der Frauen und 2016 bei 58:42 Prozent. Neu ist laut Apobank, dass Apothekerinnen zunehmend Interesse an Verbünden zeigen, die bislang eher eine Männerdomäne waren: Mit 56 Prozent übernahmen 2017 erstmals mehr Frauen als Männer einen Apothekenverbund.

Dasselbe Bild zeigt sich bei der Filialisierung: Waren früher Männer bei der Expansion deutlich aktiver, ist das Verhältnis jetzt beinahe ausgeglichen: 47 Prozent der von der Apobank ausgewerteten Filialen haben Frauen neu gegründet beziehungsweise in den meisten Fällen eine bestehende Apotheke als Filiale übernommen. 2015 wurden noch zwei Drittel aller Filialen von Männern gegründet.

Frauen geben im Vergleich zu früher auch mehr Geld für ihre Apotheken aus. Die Gesamtinvestition der Gründerinnen ist laut Apobank in den vergangenen Jahren gestiegen, während sie bei den Männern 2017 sogar rückläufig war, von durchschnittlich 628.000 auf zuletzt 599.000 Euro.

Allerdings haben die Apothekerinnen ihre Kollegen in dieser Statistik noch nicht eingeholt: Frauen investierten in die Übernahme einer Apotheke durchschnittlich 496.000 Euro, also rund 20 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Aber auch hier hat sich die Annäherung rasant vollzogen: Im Jahr 2013 lag die durchschnittliche Investition eines Apothekers bei 633.000 Euro, Apothekerinnen legten nur 365.000 Euro auf den Tisch.

Frauen übernehmen deutlich häufiger kleinere Apotheken mit entsprechend niedrigeren Umsätzen: 2017 haben beispielsweise 38 Prozent für ihre Niederlassung einen Kaufpreis gezahlt, der unter 150.000 Euro lag. Unter den männlichen Gründern waren es nur 23 Prozent. Andererseits hat fast jede fünfte Apothekengründerin in eine hochpreisige Apotheke investiert, bei der der Kaufpreis jenseits von 600.000 Euro lag. Bei den Männern war es knapp jeder vierte.

Im Durchschnitt entscheiden sich Frauen später für die Gründung einer eigenen Apotheke: Während Männer mit 36,5 Jahren in die Selbständigkeit wechseln, waren Frauen bei der Niederlassung mit 39,8 Jahren mehr als drei Jahre älter. Vor allem unter den jüngsten Existenzgründern unter 30 Jahren sind nur fünf Prozent aller Apothekengründerinnen vertreten. Bei Männern ist der Anteil mit 16 Prozent wesentlich höher. Insgesamt lässt sich mehr als die Hälfte (51 Prozent) der Existenzgründerinnen erst mit über 40 Jahren in der eigenen Apotheke nieder, bei den Männern war es nur jeder vierte.

Ein Exkurs in die einzelnen Regionen Deutschlands zeigt ebenfalls deutliche Altersunterschiede unter den pharmazeutischen Existenzgründern. Vor allem im Osten Deutschlands waren sowohl die Apothekerinnen als auch die Apotheker zum Zeitpunkt der Existenzgründung im Schnitt wesentlich jünger (Frauen: 37,6 Jahre; Männer: 34,7 Jahre) als im Westen (Frauen: 41,9 Jahre; Männer: 37,3 Jahre).

„Unsere Analysen zeigen deutlich, dass Frauen und Männer durchaus unterschiedliche Präferenzen für ihre Niederlassung haben“, sagt Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und -politik der Apobank. „Die spezifischen Lebensentwürfe und Berufswünsche sollten noch mehr im Fokus aller Marktpartner liegen, die eine Existenzgründung begleiten.“

Bei der Apobank freut man sich über die Entwicklung, dass Apothekerinnen zunehmend bereit sind, sich niederzulassen. „Denn aus Befragungen und persönlichen Gesprächen mit unseren Kundinnen wissen wir, dass bei ihnen Vorbehalte und Unsicherheiten gegenüber der Niederlassung oftmals eine größere Rolle spielen, als bei ihren männlichen Kollegen“, so Zehnich.

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