Apothekenvertretungen

„Fliegende Apotheker“ suchen Verstärkung

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Berlin -

Apotheker Dr. Devid El-Wahsch sucht neue Mitarbeiter –

 

für andere Kollegen. Seine Firma „Flying Pharmacist“ aus Düsseldorf vermittelt seit 2010 Vertretungen für Apotheker, die krank sind oder in den Urlaub fahren wollen. Nicht alle Apothekerkammern sind davon begeistert.

Angefangen hatte es mit einer Insolvenz dreier Apotheken im Raum Aachen und Umgebung. Zwar war es nicht seine eigene Apotheke, die vor gut vier Jahren pleite ging – trotzdem wurde El-Wahsch als Filialleiter arbeitslos. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte der heute 32-Jährige zahlreiche Notdienste in anderen Apotheken geleistet. Ihm machte es Spaß, in verschiedenen Betrieben als Vertretungsapotheker zu arbeiten.

Mit der Zeit stieg die Nachfrage und war bald größer als das Angebot. Also gründete El-Wahsch Flying Pharmacist. Zunächst waren das nur er und eine Kollegin, inzwischen verfügt El-Wahsch über ein Team von rund 25 Personen und einer Sachbearbeiterin, die ihm bei der Organisation zur Seite steht. Aktuell sucht er mit einem YouTube-Video nach neuen Mitarbeitern.

Die Anfragen für die Vertretungen kommen telefonisch, per E-Mail oder über Facebook. Grundsätzlich funktioniert das Geschäft bundesweit, der Schwerpunkt liegt aber im Großraum Nordrhein-Westfalen. Es werden Urlaubs-, Krankheits-, Nacht- und Notdienstvertretungen angeboten.

Die Daten der Mitarbeiter werden in einer zentralen Datei gesammelt, auf die die Kunden Tag und Nacht zugreifen können. Im YouTube-Video wirbt El-Wahsch mit flexiblen Arbeitszeiten und der Übernahme von Fahrt- und Übernachtungskosten. Die Einsatzorte können sich die Vertreter selbst aussuchen, ebenso wie das Arbeitsaufkommen. „Wir vermitteln sowohl Approbierte, die eine feste Stelle an zwei Tagen in der Woche haben, für den Rest ihrer Wochenzeit, als auch Kollegen, die erst in ein paar Monaten wieder einen Job haben und bis dahin Vollzeit-Vertretungen machen möchten“, so El-Wahsch.

Gezielt gesucht werden auch Berufseinsteiger, die ihre Approbation schon in der Tasche haben. „Sie können durch uns Erfahrungen sammeln“, sagt El-Wahsch. „Wir suchen auch dringend Doktoranden, die nicht unbedingt an jedem Wochenende im Labor stehen müssen.“

Schätzungen zufolge arbeiten derzeit rund 300 Approbierte schwerpunktmäßig als Vertretungsapotheker in deutschen Apotheken. Sie sind selbstständig – das vereinfacht die Angelegenheit für den Inhaber und auch für den Vertreter, dem vor allem hinsichtlich der Krankenversicherung ein großer Verwaltungsaufwand erspart wird. Es weckt aber auch die Befürchtung, dass ohne Festanstellung das Prinzip des Apothekers in seiner Apotheke ausgehöhlt werden könnte.

Wegen dieser Sorge war die Bayerische Landesapothekerkammer (BLAK) vor Gericht gezogen, hatte in zweiter Instanz jedoch eine Abfuhr kassiert. Das Oberlandesgericht (OLG) München hatte Anfang 2013 befunden, dass Apotheker Apothekenleiter auch auf freiberuflicher Basis vertreten können, solange die vertragliche Ausgestaltung stimmt.

In der Urteilsbegründung stellten die Richter klar: Die freiberufliche Vertretung ist nirgends explizit untersagt, weder durch die Forderung des Apothekengesetzes (ApoG) nach der persönlichen Leitung der Apotheke durch den Inhaber noch durch die Vorschriften der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) in Bezug auf die Vertretung durch einen Apotheker. Eine entsprechende vertragliche Gestaltung vorausgesetzt, könne der Apothekenleiter auch bei freien Mitarbeitern „seine Weisungsbefugnis hinsichtlich aller übertragenen Betriebsabläufe ausüben“.

Die Kammern sehen die Sache unterschiedlich. In Niedersachsen wurden freiberufliche Vertretungen noch nie geahndet; in Bayern ist man etwas strenger. Da es keine höchstrichterliche Rechtsprechung gibt, ist es in jedem Fall sinnvoll, sich vor einer Vertretung bei der zuständigen Kammer zu informieren, wie Vertretungen dort behandelt werden.

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