Apothekenbetriebsordnung

Aufsicht verbietet Bargeld-Service in Apotheke Alexander Müller, 18.01.2017 14:54 Uhr

Berlin - 

Apotheker Christian Donner wollte seinen Kunden weite Wege zur Bank ersparen und bot in seiner Linden-Apotheke in Grimma einen Bargeld-Service an. Bis zu 200 Euro konnten Kunden kostenlos abheben. Die Bankenaufsicht erlaubt solche Dienstleistungen unter bestimmten Umständen – doch die Apothekenaufsicht hatte etwas dagegen.

Donner hat ein Schreiben der Landesdirektion erhalten: Aus Sicht der Aufsichtsbehörde ist der Bargeld-Service unzulässig, da keine apothekenübliche Dienstleistung gemäß Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO). Der Apotheker sollte schriftlich bestätigen, dass er seine Kunden künftig nicht mehr mit Bargeld versorgt.

Dem Inhaber der Linden-Apotheke hat gegenüber der Behörde zwar mitgeteilt, dass er anderer Auffassung ist, die geforderte Erklärung aber dennoch abgegeben. „Die Sache ist es mir nicht wert, mich dafür vor Gericht mit der Aufsicht zu streiten“, sagte er gegenüber APOTHEKE ADHOC. Der Service wurde eingestellt. Kunden, die deswegen bei ihm nachfragen, kann er nur an die Behörde verweisen.

Donner hatte sich vorab mit seinem Steuerberater besprochen, ob er den Service anbieten darf: „Um rechtssicher zu sein, muss man jeden Vorgang – etwa für das Finanzamt – nachvollziehbar dokumentieren. Das bedeutet zwar etwas Aufwand, ist aber durchaus machbar“, erklärt der Apotheker. Mehr sei seinem Steuerbüro zufolge nicht notwendig, „man tauscht ja lediglich Plastikgeld gegen Bargeld“. Nur mit der Strenge der eigenen Aufsichtsbehörde hatte der Apotheker nicht gerechnet.

Die Linden-Apotheke liegt im Süden von Grimma, einer Stadt mit knapp 30.000 Einwohnern südöstlich von Leipzig. Im Februar vergangenen Jahres hatte die Sparkasse vor Ort geschlossen. Seitdem mussten die Anwohner in die Innenstadt fahren, um Geld bei der Bank abzuheben. Das wollte Donner seinen Kunden ersparen. Seit März konnten sie sich in seiner Apotheke kostenlos Bargeld von ihrem Konto auszahlen lassen. Das Limit lag bei 200 Euro, was vergleichbaren Angeboten im Supermarkt oder an Tankstellen entspricht.

Gerade die weniger mobilen Anwohner seien dankbar für den Service gewesen, berichtet der Apotheker. Täglich werde das Angebot von einer Handvoll Kunden in Anspruch genommen. Die Transaktionskosten hatte die Apotheke übernommen. Donner selbst hatte keine direkte Vorteile, allenfalls eine kleine Ersparnis bei den Einzahlungsgebühren der Bank.

Den Service gibt es seit Längerem bereits bei verschiedenen Supermarktketten, die damit Kunden anlocken wollen. Da es häufig einen Mindesteinkaufswert für den dann kostenlosen Service gibt, landet manchmal vielleicht auch mehr Waren im Einkaufswagen als ursprünglich geplant. Auch Tankstellen bieten den Bargeld-Service zum Teil an, allerdings nicht immer kostenlos.