Apothekensoftware

Wettlauf um Hilfsmittelverträge

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Berlin -

Welche Hilfsmittel bei welcher Kasse abgegeben und was dabei beachtet werden muss, ist für Apotheker in der Praxis kaum überschaubar. Abhilfe schaffen seit einiger Zeit Online-Datenbanken, in denen die Verträge hinterlegt sind. Die Anbieter der verschiedenen Systeme konkurrieren nun um Marktanteile.

Das erste System auf dem Markt war die Hilfsmitteldatenbank des privaten Rechenzentrums AvP, die es seit 2013 gibt. Durch die Anbindung an Kassensysteme können Apotheker direkt in ihrer Warenwirtschaft einsehen, welchen Verträgen sie beigetreten sind und zu welchen Konditionen sie abrechnen können – ohne jeden Vertrag individuell einpflegen zu müssen. Die Apotheker müssen lediglich angeben, an welchen Verträgen sie beteiligt sind. Umgesetzt wurde das Projekt zunächst mit dem AvP traditionell nahe stehenden Softwarehaus ADG.

Insgesamt nutzen laut AvP-Chef Klaus Henkel derzeit knapp 900 Apotheken seine Hilfsmitteldatenbank. Weitere sollen folgen: Auch das Softwarehaus ADV will eine Schnittstelle zu der AvP-Datenbank einrichten, die Pilotierungsphase ist laut Henkel bereits abgeschlossen. Zwei weitere Anbieter sollen bis zur Expopharm Anfang Oktober folgen.

In die Hilfsmitteldatenbank werden von den AvP-Mitarbeitern auch solche Verträge eingepflegt, die zwischen einzelnen Apotheken und Kassen vereinbart wurden – ohne Beteiligung der Apothekerverbände. Außerdem bekommen die Apothekenmitarbeiter Unterstützung bei der Berechnung des richtigen Preises. Während des Bedienvorgangs werden die nötigen Fragen gestellt, etwa ob es sich um eine Erst- oder Folgeverordnung handelt, wie alt der Patient ist oder für welchen Zeitraum ein Hilfsmittel verordnet wurde. Das Modul kostet 20 Euro im Monat.

Das Online-Vertragsportal der Apothekerverbände (OVP) gibt es seit Anfang des Jahres. Laut Landesapothekerverband Baden-Württemberg (LAV) besitzen bereits 1300 der insgesamt 2600 Apotheken einen aktiven Zugang zum OVP. In Bayern sind dem dortigen Apothekerverband zufolge rund 2000 der insgesamt knapp 3300 Apotheken Teilnehmer. Beide Kammerbezirke waren Pilotregionen für die Einführung des Vertragsportals.

Eine Schnittstelle zum OVP haben die Softwarehäuser CIDA, das zum ARZ Darmstadt gehört, und Lauer-Fischer eingerichtet. CIDA hat die Fertigstellung der Schnittstelle bereits im Juli angekündigt. Inzwischen sei die Anbindung bei den ersten Kunden installiert, so ein Sprecher des Softwarehauses.

Lauer-Fischer will die Schnittstelle zum OVP auf der Expopharm präsentieren und anschließend mit dem Roll-Out beginnen. Mit dem Update, das den Kunden ab November zur Verfügung steht, würden die Apotheken an das OVP angebunden, so eine Sprecherin. Zusätzliche Kosten fielen nicht an. Auch ADG unterstützt – obwohl AvP-Partner – das Vertragsportal der Verbände.

Sowohl AvP als auch die Apothekerverbände mit ihrem OVP sind darauf angewiesen, in Kassensysteme eingebunden zu werden. Denn nur dann können die Informationen direkt aus der Software abgerufen werden, ohne eine zusätzliche Internetseite aufrufen zu müssen. Henkel geht davon aus, dass auf lange Sicht kein Softwarehaus darum herum kommt, eine OVP-Schnittstelle zu etablieren. Das sei auch für andere Anbieter von Vorteil, da die Apotheken auf diese Weise einen Überblick über „ihre“ Verträge bekommen – und diese dann auch leichter in andere Systeme einpflegen könnten.

Die Eintragung der Hilfsmittelverträge in der Software übernimmt in Baden-Württemberg der LAV – die Daten liegen dem Verband ohnehin vor, da Apotheken den Verträgen über den Verband beitreten. „Wir pflegen zentral alle Verträge jeder einzelnen Apotheke in das OVP ein“, erklärt Geschäftsführerin Ina Hofferberth. Das unterscheide das OVP von anderen am Markt angebotenen Systemen, in denen der Apotheker seine Verträge selbst einarbeiten und auch aktuell halten müsse.

„Derzeit arbeiten wir die seit Anfang Juli geltenden zwei neuen Hilfsmittelverträge der Barmer GEK ein“, so Hofferberth. Knapp 1000 Datensätze entfielen auf den Diabetiker-Vertrag und weitere 600 Datensätze auf den Vertrag zur Versorgung mit ableitenden Inkontinenzhilfen. Aber auch Änderungen der bestehenden Verträge in einer Apotheke würden an den LAV gemeldet und in das OVP eingepflegt.

Hofferberth wünscht sich, dass weitere Softwarehäuser aufspringen und das OVP anbinden. Die Möglichkeit hätten sie: Die Schnittstelle sei offen und allen Unternehmen zur Verfügung gestellt worden, erklärt ein LAV-Sprecher. Hofferberth berichtet, dass es in vielen Gesprächen bereits Zusagen gegeben habe – oft sei als Termin die Expopharm genannt worden.

Auch in Bayern machen die Apotheker Druck. Bei der Mitgliederversammlung des Bayerischen Apothekerverbands (BAV) Ende Juni wurden die Apotheker von Geschäftsführer Dr. Stefan Weber aufgefordert, bei ihren Softwarehäusern nachzuhaken, „ob es sich an der Umsetzung dieser Schnittstelle beteiligt und wann Ihnen das Ergebnis für Ihre praktische Arbeit in der Apotheke zur Verfügung stehen wird“.

Allerdings haben zwei Softwarehäuser bereits eigene Module entwickelt, darunter die VSA-Tochter Awinta. Das Softwarehaus bietet seit Anfang des Jahres den „himiDialog“. Das Programm kann unabhängig vom Warenwirtschaft über eine Webseite genutzt oder über eine Schnittstelle an die Software angebunden werden. Pharmatechnik bietet seit November die „A+V Hilfsmittelvertragsdatenbank“ für die Systeme IXOS und XT an.

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