Umbau in Rekordzeit

Ein Drache wie ein „Apple Store“

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Berlin -

Eine Rundumerneuerung in nur zwei Wochen verpasste sich die Drachen-Apotheke im niederrheinischen Geldern. Und das bei laufendem Betrieb: Tapfer trotzte das Team Schmutz und Lärm. Vom Ergebnis zeigen sich alle begeistert.

Seit 16 Jahren arbeitet Philipp Petja Kramer als Apotheker. Vor sechs Jahren übernahm er die Drachen-Apotheke in Geldern, am 1. Juli kam die 500 Meter entfernte Galenus-Apotheke dazu. Auch seine Frau ist vom Fach, ihr gehört die Marien-Apotheke im nahe gelegenen Nieukerk. Am Niederrhein fühlt sich die Familie wohl. „Wir haben zwei kleine Kinder, sie sind ein und vier Jahre alt, für sie ist die Gegend hier ideal.“

Eigentlich habe die Galenus-Apotheke nach 23 Jahren ohne Neuanstrich eine Rundumverschönerung viel nötiger gehabt. „Aber ich hatte meinem Team hier versprochen, dass wir die Offizin umgestalten und auf den neuesten technischen Stand bringen.“ Die Arbeiten seien ein halbes Jahr minutiös im Voraus geplant worden, damit der Betrieb weiterlaufen konnte.

„Dafür wurden die alten HV-Tische zersägt und auf fahrbare Untersätze gestellt“, berichtet Kramer. Der schon vorhandene Kommissionierer stellte die Versorgung mit Medikamenten sicher. Tapfer hätten seine Mitarbeiter die Belastung durch Lärm, Schmutz und Staub durchgestanden. Auch sei in dieser Zeit wenig Umsatz verloren gegangen. „'Wir gehen lieber dreimal durch den Dreck als woanders hinzugehen', haben mir Kunden gesagt“, freut sich der Inhaber. Zwischendurch gönnte er sich, seinen Angestellten und Kunden aber dann doch mal drei Tage Pause.

Wie bei einer Rundumerneuerung dieser Größe fast unausweichlich, sei nicht immer alles gleich glatt gelaufen: „Wir hatten eine Rampe auf der Rückseite vergessen, die musste mit Presslufthammern beseitigt werden.“

Am Ende habe man den Zeitplan sogar noch unterbieten können: „Drei Wochen hatten wir einkalkuliert. Doch der Klimabauer arbeitete parallel zu den Bodenlegern und Möbelbauern“, erzählt Kramer. „Weil die Arbeiten so gut Hand in Hand liefen, haben wir es auch schon in zwei Wochen geschafft.“

Die Offizin bekam ein völlig neues Gesicht: Die HV-Tische wurden durch Inseln ersetzt, die Regale an die Seiten verpflanzt. „Eine digitale Sichtwahl wurde eingebaut. Und auch alles andere wurde erneuert: die Decke, der Boden, die Klimaanlage und die Beleuchtung. Für Kinder haben wir eine digitale Spielecke geschaffen.“ Die Klimaanlage wärmt in Herbst und Winter, so konnten die alten Heizkörper verschwinden. „Die Fenster waren auch schon vorher bodenlang, nur kam man an sie kaum heran.“

Die neue LED-Anlage sei State of the Art: „Die Lichtstimmung passt sich automatisch der Uhr- und auch der Jahreszeit an. Morgens signalisiert die Beleuchtung, dass die Apotheke jetzt geöffnet ist. Für den Nachmittag gibt es ein Zwischenlicht“, berichtet Kramer. „In der dunklen Jahreszeit haben wir eine aktivierende Stimmung eingebaut, im Sommer ist eher Entspannung angesagt.“

Sogar an die Reinigungskraft sei dabei gedacht worden: „Sie bekommt ein helleres Licht, damit sie ihren Arbeitsbereich gut überblicken kann.“ Allein die Programmierung der Anlage habe eine Woche in Anspruch genommen. Auch die alten Lamellendecken mussten weichen, alle Wände sind jetzt schneeweiß. „So verschwindet kein Licht mehr.“

Zugleich sei das Design der Apotheke bewusst reduziert worden. „So wirkt die Offizin viel größer und heller, obwohl sich an der Quadratmeterzahl nichts geändert hat. Alles ist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe.“ Damit das auch so bleibt, will Kramer in Zukunft auf aufwändige Dekorationen verzichten.

Das Team habe sich mittlerweile gut von den Strapazen erholt. „In der Offizin fehlen nur noch Klein- und Feinarbeiten.“ Der letzte Mosaikstein folgt Ende Juli, dann erhält auch die Außenfassade einen neuen Glanz.

Die Resonanz auf die Umgestaltung sei „Wahnsinn“. „Es gibt nicht einen, der gesagt hätte, dass ihm das nicht gefällt.“ Ein Kunde habe die neue Drachen-Apotheke mit einem Apple Store verglichen. „Ein größeres Kompliment kann man gar nicht bekommen, wir zeigen so, dass wir auch eine junge Generation ansprechen können“, freut sich Kramer. Die älteren Kunden seien beeindruckt, wie hell die Offizin jetzt sei.

So ein gründlicher Relaunch hat natürlich seinen Preis. Etwa 300.000 Euro legte Kramer dafür hin. Doch legt er keine Atempause ein: „Wenn ich aus dem einen Umbau rauskomme, gehe ich praktisch schon in den nächsten rein.“ Zum 1. Juli hat er die Galenus-Apotheke übernommen. „Nach 23 Jahren ohne Veränderung müssen wir auch da mal ran. Im September und Oktober soll es soweit sein. Wir übernehmen hier auch Elemente aus der Drachen-Apotheke.“ Auch die Apothekenbauer von Rheindesign sind so stolz auf ihr Projekt, dass es sie es im September bei der Expopharm in Düsseldorf präsentieren.

 

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