Video-Challenge

Apotheke erfindet Hitzeimpfung

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Berlin -

In den nächsten Tagen schlägt die Sommerhitze mit Temperaturen nahe 40 Grad noch einmal gnadenlos zu. Ein Apotheker im osthessischen Schlitz hat sich eine eigenwillige Strategie einfallen lassen, wie seine Mitarbeiter gut über die Zeit kommen, und sie in einem Video für die Nachwelt dokumentiert.

Sein Team arbeite zu Geschäftszeiten wohltemperiert bei 23 Grad, sagt Dr. Christian Gerninghaus von der Sonnen-Apotheke in Schlitz. „Hitze kennen wir erst nach Feierabend, aber wenn wir nach draußen kommen, trifft es uns wie ein Brett.“ Da habe man sich überlegt, wie man die Kühle aus der Apotheke konservieren könne. „Wir haben dann die erste duale Hitzeimpfung der Welt entwickelt.“ Dazu nehme man dampfend Selbstgebrautes aus dem Labor und kombiniere es mit Sekt. Und weil selbst das vielleicht manchmal noch nicht ausreiche, dürfen die Mitarbeiterinnen vom Kunden unbemerkt in Wannen mit kaltem Wasser hinter dem HV-Tisch stehen.

Natürlich ist die Strategie nicht ganz ernst gemeint. Das Video ist Teil einer seit Ende Juli laufenden Challenge für den guten Zweck. „Wir haben im nahen Gießen eine sehr aktive Kinderkrebshilfe, die jedes Jahr einen Benefizlauf veranstaltet“, erzählt Gerninghaus. „Ein schlauer Kopf kam auf die Idee zu einer Videostafette.“ Einen Eimer mit Eiswasser muss sich gottlob diesmal niemand über den Kopf schütten. Stattdessen setzen lokale Firmen ihre Strategien gegen die anhaltenden Rekordtemperaturen ins rechte Bild. Da steckt ein Unternehmensteam die Füße ins Wasser des örtlichen Bachs, ein anderes schlägt sein Laptop-Büro im Freien auf Tapeziertischen auf. „Damit verbunden ist eine Spende an die Krebshilfe, sodass schon vor dem Lauf eine gewisse Summe zusammenkommt“, sagt der Apotheker.

So musste Gerninghaus bei seiner eigenen Nominierung mit einem ähnlich kreativen Einfall kontern. Die Auswahl der Filmrequisiten geriet höchst professionell. Der gefährlich aussehende Dampf des Labormischungen stammt von Trockeneis, die Fußwannen sind Großhandelskisten. „Ursprünglich wollte ich auch in die Wannen Trockeneis füllen, aber dann bekamen meine Mitarbeiterinnen Manschetten, dass Stückchen davon an die Füße kommen könnten.“

„Mittlerweile hat die Challenge ihren Höhepunkt erreicht“, sagt Gerninghaus. „Es gibt die ersten Unternehmen, die sich nicht zu einer Teilnahme zwingen lassen wollen.“ Spielverderbern winkt allerdings eine Strafe. Sollte es die vom Apotheker nominierten Handballer des TSG Slitisa und Mitarbeiter eines örtlichen Modegeschäfts bis Mittwoch nicht gelingen, ein Video einzustellen, müssen sie jeweils zwei Kisten Bier und 20 Bratwürstchen in der Offizin abgeben.

Vier Mitarbeiter gehen am 9. September beim Benefizlauf an den Start. „Wir treten erstmals als Team an, weil wir drei neue laufbegeisterte Mitarbeiterinnen dazu gewonnen haben.“ Für gute Zwecke engagiert sich der Apotheker regelmäßig. „Im Juni 2017 haben wir gemeinsam mit einem Sportstudio ein Bubble-Soccer-Event veranstaltet.“ Die Kicker wurden dabei in große Bälle von 1,50 Meter Durchmesser gesteckt. „Die Füße waren frei, der Kopf und der Rumpf dagegen geschützt. Alle hatten dabei viel Spaß.“ 2000 Euro kamen damals für eine Behinderteneinrichtung zusammen, die dafür Trikots für die Special Olympics finanzierte. „Sie sind heute noch in Gebrauch.“

Gerninghaus ist im 9000-Einwohner-Ort mittlerweile tief verwurzelt. „Ich bin mit der Sonnen-Apotheke im 25. Jahr meiner Selbstständigkeit, die Apotheke selbst feiert dieses Jahr ihren 220. Geburtstag“. Mittlerweile hat sich der Pharmazeut in der Region ein kleines Apothekenreich aufgebaut, 2011 kam die Wartenberg-Apotheke im gleichnamigen Ort und 2014 die Rathaus-Apotheke in Homberg (Ohm) dazu.

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