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Apotheker zieht in seine Apotheke

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Berlin -

Es gibt sie noch, die ganz kleinen Apotheken. Sogar echte Ein-Mann-Betriebe. Je nach Öffnungszeiten und Entfernung zur eigenen Wohnung lohnt sich da schon gar nicht mehr, nach Hause zu gehen. Projekt: Der Apotheker immer in seiner Apotheke.

Nehmen wir Marco B. Seine Mittagspause hat er sowieso schon immer allein in seiner Eremiten-Apotheke verbracht. Nur schnell gegenüber etwas zu essen gekauft und dann die Pause – er spricht von kundenfreier Zeit – im Büro für den ganzen Papierkram genutzt. Als es abends über Rezeptkontrolle und Kassemachen mal wieder spät wird, entscheidet er sich, die Nacht im Notdienstzimmer zu verbringen. (Wofür auch er vermutlich nicht so gerne aufsteht.)

Gut ausgeschlafen nimmt er sich am nächsten Morgen Zahnbürste und -pasta aus der Sichtwahl und trottet ins kleine Badezimmer – da kommt ihm die Idee. Wozu soll er überhaupt noch Miete zahlen? Seit Jahren ist er kaum mehr als zum Schlafen zu Hause. Wozu also diese doppelte Haushaltsführung? Mit einer paar kleinen Anpassungen hätte er hier alles, was er zum Leben benötigt.

Die Mitarbeitertoilette – Marco nennt sie aus Gewohnheit so – ist zu klein für ein vollwertiges Badezimmer. Aber im Labor ist noch Platz. In einer Ecke richtet er eine kleine Nasszelle ein und tarnt sie als Abzug. Das Esszimmer-Büro wird etwas wohnlicher eingerichtet. Das Wichtigste aber für Marco: ein gutes Bett. Die Pritsche im Notdienstzimmer ist durchgelegen. Ein befreundeter Innenarchitekt hat die zündende Idee: Gemeinsam bauen sie in einem Teil der Sichtwahl um – morgens Kytta, abends Klappbett.

Marco ist begeistert: „Ich liebe meinen Beruf. Für mich gibt es nichts Schöneres, als in der Apotheke zu sein.“ Und die Zeit, die er sonst mit Fahrtwegen zu seiner Apotheke verschwendet hat, trainiert er jetzt im Fitnessraum in der Großhandelsschleuse – die er ja nun ebenfalls nicht mehr benötigt. Er ist ja immer da.

Von dem gesparten Geld für die Miete hat er sich einen Umbau und einen Kommissionierer gegönnt. Den braucht die kleine Landapotheke zwar eigentlich nicht, aber er spart Platz – also Wohnfläche. Nur sollte man keinen Hocker in der High-Tech-Maschine vergessen, sonst wird es teuer. Beim nächtlichen Sortieren und Umlagern des Automaten kann Marco jedenfalls wunderbar einschlafen. Nur manchmal träumt Marco schlecht – von der nächsten Revision.

Klingt alles total unwahrscheinlich? Fragen Sie mal Renatus Ramm. Der steht seit 30 Jahren seinen Mann in seiner Ein-Mann-Apotheke. Das ist zwar bestimmt oft stressig, hat aber unbestreitbar auch Vorteile: keine Urlaubspläne oder Gehaltserhöhungen, keine Krankschreibungen, Kündigungen und Stellenanzeigen („Der Bewerber sucht die Apotheke aus“) usw. Und man hat in seiner Mittagspause nicht gleichzeitig Anwesenheitspflicht.

Apotheker Ralf König möchte dagegen alle Kollegen in seine Apotheke holen. Wenigstens auf seine Plattform. Mit Curacado hat er bei VISION.A abgeräumt und damit gleich den Bayerischen Rundfunk in seine Offizin gelockt und etliche Kollegen. Dem TV-Team hat er dann seine Pläne gegen Amazon verraten.

Die Zeit dafür ist günstig. Gerade hat das Landgericht Dessau-Roßlau einem kleinen Versandapotheker aus Sachsen-Anhalt verboten, seine apothekenpflichtigen Produkte über die Plattform des Internetriesen zu verkaufen. Denn die Kunden müssten wenigstens wissen und zustimmen, wer dann alles ihre sensiblen Gesundheitsdaten mitliest. Die Kundendatenfrage stellt sich offenbar auch im Verhältnis EU-Versandapotheke und Shop-Apotheke.

Und das alles schon vor dem 25. Mai. Dann wird die Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO) scharf geschaltet. Dann sollte auch die Apotheken-EDV im Idealfall Hilfestellung bieten. Zum Auffrischen geht es hier noch einmal zum Faktencheck.

Einen Diätmittel-Check hat die Bild-Zeitung durchgeführt. Die Rettung aus der Dose gewissermaßen. Eine Frage habe ich noch: Wie finden Sie den Start von Jens Spahn (CDU) als Bundesgesundheitsminister? Laut Umfragen hat er sich mit seinen Äußerungen beim Wähler nicht sonderlich beliebt gemacht, aber immerhin bekannt. Und das reicht ihm vielleicht fürs Erste. Den Rüffel von Merkel gab es gratis dazu.

Irgendwas wollte ich Ihnen noch sagen. Ach ja. Schönes Wochenende!

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