ApoRetrO – der satirische Wochenrückblick

Apotheker hat pures Glück

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Berlin -

Apotheker Hans Gremm ist niemand, der sich schnell beklagt. Und er hat auch wenig Grund dazu. Kaum zu glauben, aber der 37-Jährige, der noch heute Morgen in seiner Märchenwald-Apotheke am HV-Tisch stand, reitet jetzt auf seiner Kuh Richtung Abendsonne.

Gremm hatte vor zwölf Jahren als angestellter Approbierter in der Märchenwald-Apotheke angeheuert. Schon nach sieben Jahren konnte er den Betrieb vom Inhaber übernehmen. Nach damaligen Verhältnissen für einen Freundschaftspreis, heutzutage würde man von Wucher sprechen. Hauptsache endlich eine eigene Apotheke. Seinen Anteil an der väterlichen Apotheke hatte Gremm nämlich für ein Linsengericht eingetauscht, aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Heute Morgen also stand Gremm in seiner Apotheke, da kam ein Mann in einem langen schwarzen Umhang in die Offizin und wollte den Chef sprechen. Sein Angebot: Ein Dokument, das alle Apotheken vor unfairem Wettbewerb schützen und die lokale Arzneimittelversorgung stützen würde. Im Gegenzug verlangte er Gremms Märchenwald-Apotheke. Abgemacht, unterschrieben mit Blut und froh in die Welt hinaus gezogen.

Doch dann stellte sich heraus, dass dieser Koalitionsvertrag, den er eingetauscht hatte, gar nichts wert war. Er musste ihn wieder loswerden. Also rief er seinen alten Kollegen Philipp am Tor an, der könnte bestimmt helfen: Wenn man wirtschaftliche Interessen in politische Vorhaben umsetzen kann, müsste das doch eigentlich auch anders herum funktionieren.

Philipp hatte tatsächlich eine Idee: Den Wisch einfach irgendeinem Börsenheini andrehen, das klappt meistens. Hans Gremm tauschte das RxVV gegen Wirecard-Aktien, fand aber zum Glück einen Glücksritter, der ihm im Tausch eine Kuh anbot. Eine echte. Und wie Gremm so vergnügt durch die Lande zieht mit seiner Kuh, kommt er vor eine Apotheke und der Inhaber will gerade abschließen, zum letzten Mal. Wie das? „Tja, keinen Käufer gefunden“, sagt der alte Apotheker. Aber wenn er, Gremm, wolle, könne er den Laden gerne übernehmen. Gratis und den Kunden zuliebe.

Und jetzt hat Hans wieder eine eigene Apotheke und kann sein Glück gar nicht fassen. Nur manchmal kommen ihm doch Zweifel: Wenn er zum Beispiel Herstellerabschläge für einen Importeur bezahlen soll, nur weil der sich nicht einigen will. Oder wenn er mit Klagen und Retaxationen bedroht wird, nur weil sich zwei Hersteller über das Wesen der Opiumtinktur streiten. Hans hat mal Opium gegen ein Opossum getauscht, aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Kommt Ihnen alles wie ein Märchen vor? Stimmt – für das meiste. ADL und Innocur sind Realität und auch das mit der verschenkten Apotheke kommt laut Statistiken der Apobank immer öfter vor. Um 20 Prozent sind die Verkaufspreise für Apotheken zuletzt abgestürzt. Und gegebenenfalls kommen dann noch Kosten für eine Umbenennung dazu. Wobei: Der Aufwand wird zumindest Mohren-Apotheken immer häufiger abgenommen. Richtiges Ziel, falscher Weg, findet der Autor. Dass allerdings deshalb der Staatsschutz ermitteln muss, ist vielleicht doch etwas dick aufgetragen.

Das Robert Koch-Institut (RKI) und mit ihm wir alle sind besorgt angesichts der drohenden zweiten Corona-Welle. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) plant zwar Pflichttests an Flughäfen, aber das wird die Pandemie kaum nennenswert stoppen, anstecken kann man sich auch im Inland. Und in der Ferienzeit sind viele im Land unterwegs. Hier ein Podcast über eine ganz besondere Reiseapotheke.

Am Ende werden wir vermutlich doch auf den Impfstoff warten müssen. Dabei gibt es zumindest Hoffnung: Biontech und Pfizer wollen schon Ende Oktober einsatzbereit sein. Ob Russland mit seinem offenbar in Phase II an Soldaten getesteten Projekt tatsächlich schon im August kommt, warten wir lieber mal ab. Hier gibt es jedenfalls einen Überblick über die verschiedenen Impfstoff-Kandidaten.

Zu den umstrittenen Projekten zählt der Botendienst-Service der Noweda. Zwar darf man der Genossenschaft glauben, es gut mit den Apothekern zu meinen, sind ja schließlich die Eigentümer. Doch bei der Abda ist man alles andere als erfreut über die Idee aus Essen. Rechtsanwalt Ulrich Laut von der Landesapothekerkammer Hessen (LAK) erklärt, warum er das Modell für unzulässig hält, Noweda-Anwalt Dr. Morton Douglas hält dagegen. Das BMG zeigt sich in einer kleinen Stellungnahme verhalten skeptisch.

Falls Sie an diesem Wochenende Notdienst haben und noch eine PTA zusätzlich benötigen, gibt es hier einen Vermittlungsservice. Falls nicht: Genießen Sie das schöne Wetter und sehen Sie das Glück, wo es auf Sie wartet.

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