ApoRetrO – der satirische Wochenrückblick

10 Dinge, die Apotheker vor Weihnachten auch noch schnell übernehmen könnten

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Berlin -

FFP2-Masken schützen vor Infektionen. Von dieser überraschenden Erkenntnis beseelt, wird Gesundheitsminister Spahn (CDU) aktiv: Masken für Alle! Oder zumindest für Alte! Verteilung? Die Apotheken wuppen das schon. Und wo sie schon dabei sind, könnten sie doch gleich noch ein paar mehr nichtpharmazeutische Dienstleistungen übernehmen. Hier sind die Top 10, die noch im Rennen sind.

  1. Geschenke einpacken
    Sie bringen einfach Ihre online bestellten Sachen in die Apotheke, egal was. Und vielleicht fehlt sogar noch ein Geschenk – Zusatzverkauf Apothekenkosmetik (das Geschäft muss sowieso wieder aufgepäppelt werden).
  2. Die Weihnachtsgans braten
    Apotheker arbeiten sehr akkurat und haben immer Beifuß im Haus. Das sind ideale Voraussetzungen für Ihr perfektes Weihnachtsdinner. Solange der Inhaber nicht Herba Artemisia mit Herba Absinthii verwechselt (Archiv). Kann man Silvester wiederholen zum traditionellen Spanferkel-Essen.
  3. Gesundheits-Check
    Damit nicht nur die Ü60-Generation wegen der Masken in die Apotheke strömt, muss es auch was für die Jüngeren geben: Ab 35 zahlt das die Kasse den Check-up. Den Apothekern zwar nicht, aber das kommt erst weit im neuen Jahr raus.
  4. Fotobuch erstellen
    Ein tolles Geschenk, macht aber jedes Jahr auch eine Menge Arbeit! Das können die Apotheker wunderbar im Nachtdienst für Sie erledigen. Die werden ja schließlich auch dafür bezahlt – auch wenn keiner kommt!
  5. Urlaubsreise buchen
    Gilt analog zum Fotobuch: Die Recherche ist sehr zeitaufwändig und nervig. Perfekt für den ruhigen Weihnachtsnotdienst. Weiterer Vorteil für Sie als Kunde: Muss die Reise Corona-bedingt doch wieder storniert werden, hat erstmal der Apotheker das Problem.
  6. Ein kleines Vögelchen aus Holz für die Oma schnitzen lassen
    Also darauf hat nun wirklich keiner Lust. Einfach mal in der Apotheke nachfragen.
  7. Das Auto putzen lassen (innen/außen)
    Klassische Gratis-Dienstleistung, wie gemacht für Apotheken
  8. Impfpass auffrischen
    Apotheken dürfen jetzt impfen. „Wie, nur gegen Grippe? Ach Quatsch, jetzt machen Sie schon, Sie haben das doch alles da! Oder soll ich wegen Ihnen an Gelbfieber sterben?!“
  9. Als Weihnachtsmann verkleiden
    Wenn der Botendienst eh noch mit den Carminativa kommt, kann er doch bei Ihnen auch eben den Weihnachtsmann geben. Wunschzettel liegt draußen.
  10. Umzugshelfer
    Das zählt zu den Gemeinwohlpflichten einer Apotheke. Das können Sie ohne schlechtes Gewissen einfordern.

Zurück in die Wirklichkeit: Man muss fairerweise zugeben, dass von den Apotheken zumindest wirtschaftlich diesmal kein allzu großes Opfer verlangt wird. Mit 6 Euro Staatszuschuss pro Maske lässt sich handeln, die Marge liegt diesmal nicht nur im Einkauf, sondern zum Teil auch im Ministerium. Und selbst wenn Spahn nur so hoch gegriffen hätte, um seine eigene Shoppingtour Anfang des Jahres besser aussehen zu lassen; den Apothekern könnte es egal sein. 490 Millionen Euro abzüglich Warenwert – dafür muss man lange pharmazeutisch dienstleisten. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz schimpft schon über den „warmen Geldregen für Apotheken“. Wenn man sich jede Woche für irgendwen über irgendwas aufregen soll, können einem die Metaphern schon mal entgleisen, nicht wahr Herr Brysch?

Spannender ist, ob sich die durchschnittlich 4351 Masken pro Apotheke noch beschaffen lassen bis Dienstag. Der Ansturm ist längst da. Seit dieser Woche werden wieder Schilder ausgedruckt und in die Eingangstür geklebt. Diesmal nicht zu Desinfektions-Etikette oder Abstandsregeln, sondern zu Spahns Timing: „Die Masken werden erst ab dem 15. Dezember verteilt.“ Das hilft in einigen Fällen, in anderen nicht. Im Durchschnitt hat jede Apotheke jeden Tag bis Silvester 111 Kunden mehr in der Apotheke. Ja, auch an Heiligabend.

FDP-Ikone Wolfgang Kubicki weist darauf hin, dass damit viele unnötige Kontakte geschaffen werden. Die Apotheken könnten die Masken doch auch ausfahren – gegen Honorar. Schön ist auch, was Kubicki im Videointerview (fast ganz am Ende) auf die Frage antwortet, ob er Spahn Kanzler zutraut: „Jens Spahn ist zu allem in der Lage, zu allem fähig.“ Den Satz sollte man sich aufheben.

Wem das Set FFP2-Masken als Sicherheit nicht reicht, der möchte zusätzlich getestet sein. Die Noweda startet dazu ein Pilotprojekt: Apotheken werden in der Durchführung von Antigen- und PCR-Tests geschult. Seit diesem Mittwoch dürfen Apotheken aber nur noch 60 Cent pro Corona-Test abrechnen. So will es eine weitere Verordnung aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG). Preisbindung kann so einfach sein.

Bei dem Wort zzuckt man im Apothekerhaus kollektiv zusammen. Das Thema wird bleiben, trotz VOASG und auch unter neuer Leitung: Die Abda wird künftig erstmals von einer Fau geführt: Gabriele Overwiening wurde von der Mitgliederversammlung mit großer Merheit zur ersten Präsidentin gewählt. Herzlichen Glückwunsch und gutes Gelingen! Friedemann Schmidt hinterlässt eine gemischte Bilanz, wie mein Kollege Lothar Klein treffend analysiert. Mathias Arnold hat noch nicht genug und bleibt Abda-Vize.

So, und jetzt nochmal tief durchatmen. Die nächste Woche wird vermutlich hart. Das Jahr irgendwie zu Ende bringen, mit Maskenausgabe hinter Plexiglas. Der Weihnachtsbummel fällt vermutlich sowieso ausund wo er stattfindet ist er nicht immer eine Erfüllung… Schönes Adventswochenende!

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