IT-Umstellung

Apobank: Kammerkonto im Account

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Berlin -

Auch wenn die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) gebetsmühlenartig von Einzelfällen spricht: Die Probleme der Kunden nach der IT-Umstellung sind massiv. Dabei geht es nicht nur um kleine Pannen, sondern offenbar auch um systematische Fehler bei der Zuweisung von Konten.

Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC hatten mehrere Kammerpräsidenten nach der Umstellung über ihren privaten Account plötzlich Zugriff auf verschiedene Konten ihrer jeweiligen Kammer. Dies hängt offenbar mit den Zeichnungsberechtigungen zusammen. Für die Kunden kam das sehr überraschend. So berichtet Apotheker Michael Mantell, dass er nach der IT-Umstellung plötzlich die Konten seiner drei Kinder einsehen konnte. Laut einer Sprecherin hat sich die Ansicht geändert: Alle bevollmächtigten Konten sind auf sichtbar gestellt; Nutzer könnten das aber jederzeit ändern.

Die neue Banking-App ist jetzt auch im Play-Store von Google zu finden, auf ihrer Website hat die Apobank mittlerweile auch einige Anleitungen zur Nutzung eingestellt. Die Hotline wurde laut den Angaben „massiv personell aufgestockt“, trotzdem komme es noch zu längeren Wartezeiten, räumt die Apobank ein. Apotheker berichten, dass sie bis zu 1,5 Stunden gewartet hätten – um dann an den Kundenbetreuer verwiesen zu werden. Andere Kollegen warten seit Tagen auf Rückruf.

Doch auch in den Niederlassungen sind nur schwer Mitarbeiter zu erreichen. „Mitunter hören Sie die Meldung ‚Der Teilnehmer ist nicht zu erreichen‘: Diese Ansage erfolgt aufgrund der großen Auslastung der Leitung. Die Nummern sind aktiv und unsere Berater befinden sich alle in Gesprächen“, schreibt die Apobank auf ihrer Website.

Dort findet sich mittlerweile auch eine Anleitung zur Installation der App – und auch der Hinweis, dass Kunden, deren Konto gesperrt wurde oder die keinen Aktivierungsbrief erhalten haben, eine E-Mail an [email protected] schicken sollen. Wer Darlehenskonten oder Kontoauszüge im Online-Banking vermisst, soll noch etwas Geduld haben: „Diese werden auf jeden Fall nachgeliefert.“

Was die Nutzung von externer Finanzsoftware wie StarMoney angeht, räumt die Apobank ein, dass gewisse Funktionen noch nicht zur Verfügung stehen. Kunden sollen bei dringenden Angelegenheiten das Online-Banking über die Website nutzen. Immerhin: Bei einigen Apothekern scheint das neue System bereits zu funktionieren; andere berichten von immer wieder auftretenden Ausfällen.

Besonders pikant: Europas Bankenwelt schaut auf die Apobank; selbst große Wirtschaftsmedien wie Heise oder Handelsblatt haben bereits über die Schwierigkeiten berichtet: „Naturgemäß läuft der Start bei einer solchen komplexen IT-Umstellung in der Anfangszeit noch nicht ganz reibungslos. Zum Beispiel stand das Onlinebanking für unsere Kunden erst am Nachmittag zur Verfügung“, wird hier eine Sprecherin zitiert. Insgesamt bewertete sie die Umstellung am Pfingstwochenende aber als „erfolgreich“.

Die IT-Umstellung ist nach Einschätzung von Bankenexperten eine der größten Migrationen. 2017 hatte die Apobank entschieden, aus dem IT-Verbund der Raiffeisenbanken auszuscheren und sich ein eigenes System zu schaffen. Nach Angaben der Apobank sollte die Umstellung einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag kosten. Inzwischen sind jedoch Berichte über eine Kostenexplosion aufgetaucht. Das Internet-Portal „Finanzszene“ schätzt die Kosten auf 500 Millionen Euro plus jährliche zweistellige Millionenkosten für den Betrieb. Für die Züricher Bankensoftwareschmiede Avaloq sei die Umstellung der IT der Apobank auf dem deutschen Bankenmarkt ein Vorzeigeprojekt, heißt es.

 

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