Ablehnung bei der Auslieferung

Ärztin verweigert AstraZeneca-Impfstoff Carolin Ciulli, 19.04.2021 15:22 Uhr

Nein, danke: Eine Berliner Ärztin hat der Apotheke ein Vial Vaxzevria wieder mitgeschickt. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Ab heute erhalten Hausarztpraxen erstmals zwei Corona-Impfstoffe: Zur Lieferung von Comirnaty kommt der Vektorimpfstoff von AstraZeneca dazu. Das Vakzin hat einen schlechten Ruf unter den Mediziner:innen. Eine Apotheke in Berlin wurde das Vial des britischen Herstellers gar nicht los. Die Ärztin schickte die Lieferung zurück und nahm nur Biontech entgegen.

Die Ablehnung vieler Ärzt:innen gegenüber den Vektorimpfstoff von AstraZeneca ist bekannt. Bereits das Bestellverhältnis 1:1 erzeugte vielerorts heftige Diskussionen zwischen den Heilberuflern. In Berlin hat eine Ärztin einem Apotheker die Annahme des Impfstoffs von AstraZeneca komplett verweigert. Der Inhaber konnte schnell umdisponieren und wurde das Vial in einer anderen Praxis los. „Wir konnten das glücklicherweise über eine befreundete Ärztin regeln.“

Insgesamt kann der Inhaber verstehen, dass sich die Praxen mit dem Impfstoff von AstraZeneca schwertun. „Es wurde ihnen aufgezwungen. Die Patienten wollen den Impfstoff nicht mehr.“ Auch in seiner Apotheke riefen Kunden an und wollten wissen, welche Praxis wie viel von Biontech und welchen Impfstoff von AstraZeneca erhielten, damit sie letzteren meiden können. „Wir können natürlich aufgrund der Datenschutzvorgaben keine Informationen rausgeben und verweisen an die Praxen.“

Der Apotheker hält die schlechte Kommunikation von AstraZeneca und anderen über das Produkt für das größte Problem. „Das habe alles vernichtet, was an Vertrauen da war.“ Er belieferte in der dritten Runde drei Praxen. In der kommenden Woche, wenn nur Biontech-Impfstoff bestellt werden könne, gehe er von vier Abnehmern aus.

Auch in Nordrhein-Westfalen haben es Apotheken nicht leicht, den Impfstoff aktuell in die Praxen zu bringen. „Als ein Arzt bei uns erfahren hat, dass er nur im Verhältnis 1:1 bestellen kann, hat er es gleich ganz gelassen“, sagt ein Apotheker. Insgesamt sei die Impfbereitschaft der Mediziner:innen zurückhaltend: Auffällig sei, dass die Praxen nur die Mindestmengen bestellen.

Die kommende Woche dürfte diesbezüglich ruhiger werden: Vom 26. April bis zum 2. Mai erhalten die Arztpraxen keinen Corona-Impfstoff von AstraZeneca mehr. Doch die Bestellung wird mit dieser kurzfristigen Entscheidung erschwert. Denn bei bereits aufgegebenen Bestellungen können Ärzt:innen die eingereichten Rezepte ersetzen. Tun sie das nicht, verfällt ihre AstraZeneca-Bestellung. In dieser Woche soll laut KBV mit zwei Millionen Dosen deutlich mehr Comirnaty verfügbar sein als bisher avisiert war. Das hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) am Freitagnachmittag mitgeteilt. Ursprünglich sollten in der letzten Aprilwoche rund 1,5 Millionen Impfstoffdosen an die Praxen gehen, davon drei Viertel Biontech und ein Viertel AstraZeneca.