Streit um Belieferung

Ärzte klagen: Apotheker nehmen Impfstoff weg - AVWL widerspricht dpa, 15.10.2021 09:35 Uhr aktualisiert am 15.10.2021 14:47 Uhr

Die Hausärzte beklagen Lieferengpässe bei den Grippe-Impfstoffen – und sehen die Schuld dafür bei den Apotheken. Foto: APOTHEKE ADHOC
Köln - 

Die Hausärzte beklagen Lieferengpässe bei den Grippe-Impfstoffen – und sehen die Schuld dafür bei den Apotheken. Sie sorgten „durch eigene Impfangebote für eine künstliche Verknappung des Impfstoffes und behindern die Impfungen in den Arztpraxen”, kritisierte Oliver Funken, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Nordrhein, am Freitag in einer Mitteilung. „Impfen ist eine originäre ärztliche Aufgabe. Leider kommen aktuell die bestellten Mengen nicht überall vollständig an.”

Viele Apotheken würden ihren Kunden in diesem Jahr „aktiv” die Grippe-Impfung anbieten, klagte Funken. Dabei würden sie oft auf Impfstoff zugreifen, der für die Arztpraxen vorgesehen sei. „Die Apotheken sollen die Versorgung mit Impfstoffen und Medikamenten 24 Stunden an sieben Tagen flächendeckend sicherstellen. Das ist ihre Kernaufgabe. Und das gilt auch für die Auslieferung der Grippeimpfstoffe an die Arztpraxen.” Für das Impfen fehle den meisten Apothekerinnen und Apothekern die entsprechende ärztliche Aus- und Weiterbildung, monierte der Mediziner.

Für seine Region schloss der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) eine durch die Apotheken herbeigeführte Verknappung der Impfstoffe für Ärzte aus. Entsprechende Berichte wies AVWL-Sprecherin Nina Grunski auf Anfrage zurück. „Jeder Arzt bekommt den Impfstoff, den er bestellt hat. Unsere Apotheken müssen sich ihren Impfstoff zusätzlich besorgen”, sagte Grunski der Deutschen Presse-Agentur. Der benötigte Impfstoff gehe nicht zu Lasten des Kontingents für die Hausärzte, die die Grippe-Vakzine bereits vor einem halben Jahr ordern mussten.

Seit kurzem können Grippeschutz-Impfungen für Versicherte der AOK Nordwest auch in Apotheken angeboten werden. Dafür hatte man ein entsprechendes Modellprojekt auf den Weg gebracht, an dem sich laut Grunski bislang etwas mehr als 40 Apotheken beteiligen. Die Apothekerinnen und Apotheker würden geschult, bevor sie überhaupt impfen dürfen. Ziel des Modellprojektes sei es, die Quote bei den Grippe-Impfungen insgesamt zu erhöhen.

Laut Funken hätten sich die Ärzte auf den zu erwartenden Ansturm auf die Grippeschutz-Impfungen in den dafür günstigsten Monaten Oktober bis Dezember gut eingestellt. Schon im Frühjahr seien von den Praxen Impfstoffe in ausreichender Menge bestellt worden. Anhand der Patientenzahlen und der Erfahrungswerte der Vorjahre könnten die Arztpraxen die benötigten Mengen „sehr genau kalkulieren”, schrieb der Verband. Funken: „Wir haben alle deutlich mehr Grippeimpfstoff bestellt, da wir aufgrund von Corona schon im April mit einer Nachfragesteigerung bei den Grippeschutzimpfungen gerechnet haben. Die Anfragen der Patienten bestätigen unsere Einschätzung.”

Den Angaben des Verbandes zufolge hat das Paul-Ehrlich-Institut bis zum 10. Oktober bereits 25 Millionen Impfstoffdosen nach erfolgreicher Chargenprüfung freigegeben. Insgesamt stünden in diesem Jahr bundesweit 27 Millionen Impfstoffdosen zur Verfügung.