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Ein gutes Team: Medikations-Check und pharmazeutische Bedenken

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Berlin -

Durch das Angebot der Medikationsanalyse haben Apotheker:innen nicht nur die Möglichkeit den Medikationsplan auf Wechselwirkungen und Kontraindikationen zu überprüfen, sondern auch die Chance ihre Patient:innen besser kennenzulernen. In über einer Stunde Beratungsgespräch können Probleme bei der Compliance gut erkannt und durch Anwendung von pharmazeutischen Bedenken eingegrenzt werden.

Es gibt verschiedene Gründe, weshalb die Apotheke Gebrauch von pharmazeutischen Bedenken macht. Dazu gehören unter anderem auch die Faktoren Multimorbidität und Alter. Vor allem ältere Patient:innen mit mehr als fünf Medikamenten täglich sind in vielen Fällen mit der Einnahme überfordert. Das gilt erst recht, wenn sich durch geltende Rabattverträge die Packungen – und damit auch das Aussehen der Tabletten – verändert. Im Handverkauf werden die Probleme mitunter nicht immer deutlich. Die neue Möglichkeit der Medikationsanalyse ermöglicht es den geschulten Apotheker:innen in einen engeren Austausch mit dem/der Patient:in zu gehen.

Erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation: Die Ziele dieser Dienstleistung sind das Erfassen und Bewerten eventueller Neben- und Wechselwirkungen oder sonstiger Schwierigkeiten im Rahmen des Therapieregimes. Das oberste Ziel ist die Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) durch das Erkennen und Lösen bestehender oder die Prävention potenzieller arzneimittelbezogener Probleme (ABP). Die Effektivität der Arzneimitteltherapie soll erhöht werden.

Fresh-Up: Pharmazeutische Bedenken

Sollte sich bei der Bearbeitung der Rezepte die Abgabe oder der Wechsel zu einem rabattbegünstigten Arzneimittel, zu einem preisgünstigeren Arzneimittel oder zu einem preisgünstigeren Import als problematisch erweisen, so sollten Apotheker:innen unter Umständen Gebrauch von pharmazeutischen Bedenken machen. Dies gilt insbesondere dann, wenn Beratung & Co. an der Unsicherheit des/der Patient:in nichts ändern können und die Apotheke davon ausgehen muss, dass es unter der Medikation zu Einnahmefehlern kommen könnte.

Bei Anwendung der pharmazeutischen Bedenken muss an die Sonder-PZN 02567024 mit dem jeweiligen Faktor 8 oder 9 gedacht werden. Zusätzlich sollte eine kurze Erläuterung in Stichpunkten handschriftlich auf dem Rezept vermerkt werden. Wie immer gilt: Abzeichnen mit Datum und Unterschrift.

Patient – Grunderkrankungen berücksichtigen

Oftmals führen Erkrankungen dazu, dass gewisse Darreichungsformen nicht geeignet sind. So kann ein Mensch mit Schluckstörungen keine großen Antibiotika-Tabletten einnehmen. Ebenfalls schwer wird es bei Allergien – Hilfsstoffe wie Laktose sind immer wieder ein Grund zum Austausch. Nicht zuletzt kann auch die Religion eine Rolle spielen. Spricht der Patient im Beratungsgespräch an, dass er Kapseln, die aus Gelatine bestehen, nicht einnehmen wird, so wäre es grob fahrlässig dennoch solch ein Präparat abzugeben. Im besten Falle spricht man mit dem behandelnden Arzt/der behandelnden Ärztin, sodass ein Austausch erfolgen kann. Im Rahmen der Medikationsanlayse werden sich zahlreiche neue Möglichkeiten für Apotheker:innen zur Steigerung der Arzneimittelsicherheit ergeben – auch fernab von pharmazeutischem Wissen.

Bedenken geltend machen

Den pharmazeutischen Bedenken steht oft die Angst vor Retaxierung im Wege. Aber Apotheker:innen und PTA sollten nie vergessen: Gelingt es nicht, alle Fragen und Bedenken zur vorliegenden Verordnung auszuräumen, darf das Arzneimittel nicht abgegeben werden – das regelt die Apothekenbetriebsordnung. Eine ausführliche Beratung kann sogar therapiegefährdende Faktoren aufdecken. So kann durch den Austausch mittels pharmazeutischer Bedenken die Compliance gestärkt werden. Oftmals wissen die Ärzt:innen nicht, dass eine Tablette zu groß, oder aufgrund fehlender Dragierung zu schwer zu schlucken ist. Durch die Medikationsanalyse erhalten die Patient:innen die Möglichkeit etwas schriftliches mit nach Hause zu nehmen und die Besonderheiten des Gespräches nachträglich noch einmal mit ihrem Arzt/ihrer Ärztin zu besprechen. Hier können neben Wechselwirkungen und optimierten Einnahmezeitpunkten auch Darreichungsformen oder Anwendungsschwierigkeiten besprochen werden.

Mehrwert für viele: Expert:innen gehen davon aus, dass rund 10 Prozent aller Krankenhauseinweisungen in der Altersgruppe ab 65 Jahre aufgrund oder im Zusammenspiel von Neben- und Wechselwirkungen erfolgt. Zudem zeigten Personen, die fünf oder mehr Arzneistoffe pro Tag einnehmen müssen, eine mangelnde Therapietreue. Die Apotheke kann durch die Einführung der pharmazeutischen Dienstleistungen nun besser und detaillierter auf Probleme bei der Therapietreue eingehen.

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