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Fachpresseinformation

Klimawandel bringt neue Herausforderungen für die Allergologie

Witten/Ismaning -

Anthropogene Einflüsse haben den natürlichen Klimawandel beschleunigt und die negativen Folgen des Zusammenspiels von globaler Erwärmung und Luftverschmutzung werden zunehmend evident. Die Erforschung der komplexen Wechselwirkungen steht zwar noch am Anfang, doch die Herausforderungen für Allergologen werden zunehmen, so der Konsens des LETI-Symposiums „Klimawandel und Allergien“ auf dem Deutschen Allergiekongress 2019 in Hannover [1].

Panik ist nicht angebracht, aber die Lage ist ernst, wie dem Vortrag von Professor Karl-Christian Bergmann (Charité, Berlin) zu entnehmen war: Nach einer dramatischen Zunahme seit den 1970er-Jahren ist die Prävalenz manifester Allergien mit annähernd 30 Millionen Betroffenen in Deutschland sehr hoch [2]. Auch die Sensibilisierungsraten steigen immer noch. Laut der KiGGS-Kohortenstudie reagieren in Deutschland 37,1 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 3 und 17 Jahren auf das standardisierte Allergengemisch SX1. Trotz der erhöhten Sensibilisierungsrate bleiben die Erkrankungsraten aber seit etwa 10 Jahren auf hohem Niveau stabil [3].

Linderung durch allergenspezifische Immuntherapien
Die Behandlung der Betroffenen erfolgt kausal mit einer allergenspezifischen Immuntherapie (AIT). Sie wird gegenwärtig von 30 Prozent der 11- bis 17-jährigen Allergiepatienten in Anspruch genommen. „Die Qualität dieser Therapien ist hoch“, so Bergmann auf dem DAK-Symposium. Eine aktuelle Metaanalyse belegt beispielsweise die Wirksamkeit von Depigoid®-Extrakten mit einer Effektstärke von 1,9 gegenüber Placebo [4]. Unterstützt von neuen Technologien, wie zum Beispiel maßgeschneiderten Handyprogrammen (Apps) zur Verbesserung der Therapietreue, wird die AIT auf absehbare Zeit das Mittel der Wahl bleiben, vermutet Bergmann.

Pollen fliegen früher und länger
Als Treiber für die zunehmende Sensibilisierung stehen massive Veränderungen beim Pollenflug unter Verdacht, die als Folge der globalen Erwärmung auftreten. Dies wird durch Daten der seit 1983 tätigen Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst auch belegt. Die Analyse zeigt, dass die Blühzeiten etwa von Haselnuss, Erle und Birke im Zeitraum 2011 bis 2016 gegenüber 2000 bis 2007 früher stattfinden und komprimiert sind, sodass mehr Pollen gleichzeitig freigesetzt werden. Bei Gräsern gibt es zwar wenige Veränderungen. Kräuter wie das hochallergene, eingeschleppte Beifußgewächs Ambrosia verlängern die Pollenflugsaison aber bis in den November. Eine kürzlich präsentierte Hochrechnung kommt zu dem Schluss, dass die Zahl der von Ambrosia betroffenen Europäer von 33 Millionen in der Periode 1986 bis 2005 auf 77 Millionen im Zeitraum 2041 bis 2060 steigen wird. Einen der stärksten Zuwächse wird es demnach in Deutschland geben, wo die Ambrosia-Allergie im Vergleich zu anderen Ländern noch relativ selten ist [5].

Temperaturschwankung befeuert Neurodermitis-Symptome
Der Klimawandel und die globale Erwärmung sowie der damit einhergehende Anstieg von Luftschadstoffen treffen auch Patienten mit Neurodermitis, wie eine auf der Jahrestagung der European Academy of Allergy and Clinical Immunology (EAACI) präsentierte Studie nahelegt [6]. So hat man 60 Neurodermitis-Patienten ab 5 Jahren bezüglich ihrer Symptome beobachtet und nach einem Zusammenhang mit meteorologischen Daten gesucht. Das Ergebnis: Jede Zunahme des Tag-Nacht-Temperaturunterschieds (diurnal temperature range, DTR) um 5 Grad Celsius steigerte das Risiko, Neurodermitis-Symptome zu entwickeln, um mehr als 200 Prozent auf der SCORAD-Skala (SCORing Atopic Dermatitis). Die Zunahme der Konzentration an Luftschadstoffen wie Feinstaub, Stickstoffdioxid, Ozon oder Gesamtpollenzahl um einen Zehnerlogarithmus erhöhte das Risiko für Neurodermitis-Symptome am selben Tag um 3,0–5,9 Prozent.

Laut Professor Torsten Zuberbier (Charité, Berlin) hat die Prävalenz der Neurodermitis in der Vergangenheit ebenfalls zugenommen. Es steht aber noch nicht fest, ob sich dieser Trend fortsetzt [7]. Die Tatsache, dass die Pollenexposition einer der Mediatoren für die Hautsymptome der Neurodermitis ist, erklärt die Empfehlung der Leitlinie, auch bei allergischen Patienten mit Neurodermitis eine spezifische Immuntherapie durchzuführen [8].

Angesichts neuer Daten, die saisonale Veränderungen bei den Aeroallergenen im weltweiten Maßstab dokumentieren [9], werde die interdisziplinäre und grenzüberschreitende Zusammenarbeit immer dringender, so Zuberbier. „Der Blick hat sich erweitert und wir beginnen die Gesamtheit der Einflüsse auf das Allergiegeschehen – das Exposom – zu erfassen.“ Die Beiträge von Umweltschadstoffen, Genetik, Bakterien und anderen Faktoren wie dem Klimawandel zu verstehen, werde in Zukunft eine der größten Herausforderungen für die Allergologie darstellen.


Literatur
1. Karl-Christian Bergmann (Vorsitz): Allergien in den Zeiten des Klimawandels. Industriesymposium LETI Pharma GmbH, Deutscher Allergiekongress, Hannover 2019
2. Roma Schmitz, Ronny Kuhnert, Michael Thamm: 12-Monats-Prävalenz von Allergien in Deutschland, Journal of Health Monitoring · 2017 2(1)
DOI 10.17886/RKI-GBE-2017-011.2
3. Roma Thamm, Christina Poethko-Müller, Antje Hüther, Michael Thamm: Allergische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland – Querschnittergebnisse aus KiGGS Welle 2 und Trends, Journal of Health Monitoring · 2018 3(3) DOI 10.17886/RKI-GBE-2018-075
4. Mösges R, Valero Santiago A, Allekotte S, Jahed N, Astvatsatourov A, Sager A, Sánchez-López J. Subcutaneous immunotherapy with depigmented-polymerized allergen extracts: a systematic review and meta-analysis. Clin Transl Allergy. 2019 Jun 5;9:29.
5. Iain Lake, Felipe Colon, Natalia Jones: Quantifying the health effects of climate change upon pollen allergy: a combined cohort and modelling study. The Lancet Planetary Health, Meeting Abstract, 28. Mai 2018 (online)
6. Vincenzo Patella, Giovanni Florio, Ada Giuliano: Climate change and air pollution - their impact on atopic dermatitis patients. Vortrag OA0051, European Academy of Allergy and Clinical Immunology, Lissabon 2019

7. Stephan Weidinger, Lisa A. Beck, Thomas Bieber, Kenji Kabashima, Alan D. Irvine. Atopic dermatitis. Nat Rev Dis Primers. 2018 Jun 21;4(1):1
8.
Werfel T et al. S2k guideline on diagnosis and treatment of atopic dermatitis – short version. Allergo J Int 2016;25: 82–95 (www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/013-027.html)
9. Ziska LH et al. Temperature-related changes in airborne allergenic pollen abundance and seasonality across the northern hemisphere: a retrospective data analysis. Lancet Planet Health. 2019 Mar;3(3):e124-e131. doi: 10.1016/S2542-5196(19)30015-4

LETI Pharma GmbH ist in Deutschland seit dem Jahr 2000 mit depigmentierten Allergoiden für die subkutane spezifische Immuntherapie (SCIT) unter dem Handelsnamen Depigoid® etabliert. Das patentierte Verfahren der Depigmentierung besitzt eine gute Verträglichkeit bei belegter Wirksamkeit. Die rasche Aufdosierung an einem Tag ermöglicht einen patientenfreundlichen Therapiestart. Neben den Standardallergenen sind verschiedene Individualallergene verfügbar. Als Experte für Allergie und Haut blickt LETI Pharma GmbH auf eine 100-jährige Expertise in der medizinischen Forschung zurück. Das ganzheitliche Portfolio von LETI hat die individuellen Bedürfnisse von Allergikern im Blick. LETI bietet ein breites Spektrum, von der Allergiediagnostik über die Basispflege für atopische Haut bis hin zu ursächlichen Therapien.
LETI Pharma GmbH, Gutenbergstraße 10, 85737 Ismaning, www.leti.de

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