Lieferengpässe

Heumann fällt mit Tamsulosin aus APOTHEKE ADHOC, 03.05.2019 07:49 Uhr

Heumann ist mit seinem Rabattarzneimittel Tamsulosin derzeit nicht lieferfähig. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Heumann kann sein Rabattarzneimittel Tamsulosin aktuell nicht liefern. Das Prostatamittel ist flächendeckend als defekt gemeldet. Offiziell äußert sich auf Nachfrage beim Hersteller niemand zu dem Engpass, gegenüber Apotheken wird eine Verfügbarkeit für Anfang Juni in Aussicht gestellt.

Heumann ist mit seinem Tamsulosin-Präparat Rabattpartner bei allen großen Ersatzkassen und Nummer 3 im Markt hinter der dominierenden Basics und 1A Pharma. Die Tochter der indischen Torrent-Gruppe bei der Barmer, Techniker Krankenkasse, KKH und DAK als Partner gelistet. Zum Glück sind im Mehrpartnermodell je nach Kasse Ratiopharm/AbZ, Aliud, Zentiva, 1A Pharma, Aurobindo oder Basics mit an Bord. Bei der AOK ist Zentiva exklusiver Rabattpartner und auch verfügbar.

Die Heumann-Produkte sind dagegen derzeit auch über Verbundabfragen beim Großhändler nicht zu bekommen. Die Branchenführer Phoenix und Noweda etwa zeigen an, dass das Rabattarzneimittel nicht lieferfähig ist. Das Mittel zur Behandlung von Symptomen der benignen Prostatahyperplasie (BPH) haben Apotheker für gewöhnlich an Lager.

Trotz mehrfacher Nachfrage hat sich der Hersteller bislang nicht zu dem Grund für den Engpass oder dessen voraussichtlicher Dauer geäußert. Apotheken werden in der Hotline auf einen Termin Anfang Juni vertröstet. Hilfestellung bekommen sie aber nicht: Eine schriftliche Bestätigung des Engpasses verweigert Heumann – wohl aus Angst vor Vertragsstrafen gegenüber den Krankenkassen. Die Apotheker müssen sich also beim Großhandel darum bemühen und hoffen, dass das von der Kasse widerstandslos akzeptiert wird.

Zuletzt hatten die Apotheken vor allem mit Valsartan-Engpässen erneut zu kämpfen. Seit dem Skandal um verunreinigte Wirkstoffe im vergangenen Sommer waren Präparate mit dem Wirkstoff immer wieder knapp, da fast alle Hersteller ihre Ware vom Markt nehmen mussten. Zunächst waren nur noch Mylan und TAD lieferfähig; beide Firmen hatten die Substanz nicht beim betroffenen chinesischen Lieferanten bezogen; bei Aurobindo waren nur bestimmte Chargen von den Rückrufen betroffen. Doch im November musste auch Mylan eine bis dahin nicht bekannte Verunreinigung melden. So blieb neben dem Originalhersteller Novartis – mit extrem hoher Aufzahlung – nur TAD als einziger Anbieter übrig.

Auch bei TAD kam es zuletzt zu Engpässen – die aber vorerst überwunden scheinen. Offenbar könnte es bald mehr Nachschub geben. Die Teva-Töchter Ratiopharm und AbZ stehen nun in den Startlöchern, Hexal und 1A Pharma wollen in wenigen Monaten wieder lieferfähig sein.

Lieferengpässe sind an der Tagesordnung. Glück im Unglück, wenn in der Apotheke auf Alternativen ausgewichen werden kann. Im Labor können sich Apotheker und PTA austauschen, wie sie auf Ausfällen – auch im OTC-Bereich – reagieren? Haben die Hersteller in der kommenden Saison wieder eine Chance auf einen Platz in der Sichtwahl oder haben das Vertrauen verspielt? Jetzt mit diskutieren: Im LABOR von APOTHEKE ADHOC – „powered by“ Pohl-Boskamp.