Lieferausfälle

Frontal 21: Engpass in der Apotheke APOTHEKE ADHOC, 21.10.2019 17:38 Uhr

Berlin - 

Lieferengpässe nehmen in Apotheken zu. Die Aufmerksamkeit für das Problem steigt: Immer mehr Publikumsmedien berichten über das Thema. Morgen informiert das ZDF im Politmagazin Frontal 21 ab 21 Uhr über Defekte. Immer häufiger heiße es „Medikament nicht lieferbar“ in Apotheken, Krankenhäusern oder Arztpraxen, kündigt der Sender an und sucht nach Gründen.

Zahlreiche Apotheken machen über soziale Netzwerke ihrem Ärger über Lieferengpässe Luft. Auch immer mehr Lokalmedien berichten über die Probleme „ihrer Apotheke vor Ort“ mit nicht verfügbaren Arzneimitteln. Auch überregional machen immer mehr Medien auf die knappe Versorgung aufmerksam. Bild.de wagte zuletzt einen Erklärungsversuch und auch in der Klatschpresse bei Bunte.de wurde das Thema gesetzt.

Der Beitrag in der ZDF-Sendung trägt den Titel „Engpass in der Apotheke – Wenn Medikamente knapp werden“. Lieferengpässe nehmen demnach jedes Jahr zu. Während 2013 dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) nur 40 Medikamente mit Lieferproblemen neu gemeldet wurden, waren es im Jahr 2018 schon 264 – Impfstoffe nicht mitgezählt, heißt es.

Lieferengpässe gebe es bei Antibiotika, Schmerzmitteln, Blutdrucksenkern, Insulinpräparaten, Psychopharmaka und sogar bei überlebenswichtigen Krebsmedikamenten. Ein Grund für die derzeitigen Lieferprobleme sei die Verlagerung der Wirkstoffproduktion in Billiglohnländer wie Indien oder China. Dort herrschten zudem schwache Hygiene- und Sicherheitsüberprüfungen. Deshalb gebe es nur noch wenige Arzneimittel „Made in Europe“.

Auch insgesamt sei die Zahl der Fabriken gesunken. Dadurch könne kaum noch auf einen anderen Hersteller ausgewichen werden kann, wenn es zu Produktionsausfällen komme. Die Sendung spricht auch aus der Apotheker-Perspektive: Die Pharmazeuten sähen auch die Krankenkassen in der Mitverantwortung, da diese Rabattverträge mit Generikaherstellern abschließen.

Dadurch werde die Gewinnspanne der Pharmaunternehmen kleiner. Damit sie Geld sparen, produzierten die Hersteller nur noch nach Bedarf und legten kaum noch Vorräte an. Pharmakritiker dagegen behaupten laut ZDF, Medikamente in Deutschland seien auch deshalb knapp, weil Pharmahersteller bevorzugt Länder beliefern würden, in denen sie die höchsten Preise erzielen können.

Erst vergangene Woche entbrannte ein Schlagabtausch, wer Schuld an der Misere ist. Nach einer eigenen Analyse des Ersatzkassenverbands vdek ist die Situation in Wirklichkeit deutlich weniger schlimm als gemeinhin angenommen. Vor allem seien die Rabattverträge der Krankenkassen nicht schuld an etwaigen Engpässen. Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) konterte erwartungsgemäß: Natürlich gebe es einen Zusammenhang zwischen den Rabattverträgen der Kassen und den aktuellen Lieferengpässen. Auch ABDA-Präsident Friedemann Schmidt äußerte sich in der MRD-Sendung „Hauptsache gesund“ zum Thema Lieferengpässe von Arzneimitteln. Sein Fazit: „In den Apotheken ist es so schlimm, wie es seit 30 Jahren nicht mehr gewesen ist.“