Mineralstoffmangel

Magnesium-Mangel: Mehr als nur ein Wadenkrampf Alexandra Negt, 10.12.2019 09:06 Uhr

Magnesium ist nicht nur an der Muskelfunktion beteiligt – der Mineralstoff spielt auch eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Osteoporose, Depressionen, Arteriosklerose und koronaren Herzkrankheiten. Quelle: Dmitriy Khvan / Shutterstock.com
Berlin - 

Die ausreichende Versorgung des Körpers mit Magnesium ist nicht nur für die Muskelfunktion wichtig: Bereits mehrere Studien weisen darauf hin, dass ein Magnesium-Mangel in Zusammenhang mit weiteren Erkrankungen wie Depressionen, Osteoporose und Herzrhythmus-Störungen steht.

Die typischen Symptome eines Magnesiummangels sind Lidzucken, Wadenkrämpfe und allgemeine Abgeschlagenheit. Magnesium ist an einer Vielzahl von Körper- und Stoffwechselfunktionen beteiligt. Mangelerscheinungen zeigen sich auch durch Symptome wie Unruhe, Reizbarkeit und Verstopfung. Der Mineralstoff wird für die Energiebereitstellung und Reizübertragung an Nerven und Muskeln benötigt, ein Mangel begünstigt kardiovaskuläre Ereignisse und Arteriosklerose. In Studien konnte gezeigt werden, dass ein Mangel auch zur Entstehung von Depressionen beitragen kann. Eine ausgewogene Ernährung oder eine gezielte Supplementierung könnte laut Wissenschaftlern die Entstehung dieser Krankheiten verhindern.

Magnesium und Hirnstoffwechsel

Zu wenig Magnesium kann Stoffwechselvorgänge im Gehirn verändern und depressive Verstimmungen begünstigen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass sich in Hypothalamus und Amygdala der Neurotransmitter-Rezeptorkomplex N-Methyl-D-Aspartat-Rezeptor-GluN1-Komplex verändert. Die Folge: Er arbeitet nur noch eingeschränkt. Der Hypothalamus ist umgangssprachlich das Steuerzentrum des vegetativen Nervensystems. Die Amygdala ist an der Entstehung von Emotionen wie Angst und Trauer beteiligt. Arbeiten diese Strukturen in Folge eines Magnesiummangels im geringeren Umfang, können depressive Störungen auftreten.

Norwegische Forscher konnten zeigen, dass magnesiumreiche Kost das Risiko für Depressionen lindern konnte. Die Wissenschaftler befragten im Rahmen der Studie 5708 Norweger nach ihren Ernährungsgewohnheiten und erfassten ihre depressiven Symptome. Das Ergebnis: Je mehr Magnesium die Patienten zu sich nahmen, desto seltener und geringer waren Anzeichen einer Depression. Deshalb empfehlen die Wissenschaftler bei der Erstuntersuchung eines depressiven Patienten eine Abklärung des Mineralstoffhaushaltes.

Magnesium und koronare Herzkrankheiten (KHK)

Bereits seit längerem ist der Zusammenhang zwischen Magnesium-Unterversorgung und Herzrhythmus-Störungen bekannt. Die intravenöse Gabe von Magnesium kann akute Herzrhythmusstörungen beseitigten. Die Gesellschaft für Magnesiumforschung spricht sich explizit für eine generelle Magnesium-Supplementierung bei Herzrhythmus-Störungen von 240 bis 480 mg Magnesium pro Tag aus. Magnesium trägt zur Aufrechterhaltung des Elektrolytgleichgewichts der Herzmuskelzelle bei.

In einer Kohorten-Studie konnte außerdem gezeigt werden, dass ein niedriger Serum-Magnesium-Wert mit einer erhöhten KHK-Sterblichkeit und einem erhöhten Risiko für plötzlichen Herztod assoziiert ist. Eine Supplementierung ist bei der dauerhaften Einnahme von Diuretika, Digitalis-Glykosiden und weiteren Pharmaka mit vermehrter Magnesium-Ausscheidung sinnvoll. Magnesium wirkt antiinflammatorisch und kann Calcium am Calciumkanal antagonisieren – somit kommt es zu keiner Überladung mit dem Mineralsstoff.

Ein Forscherteam aus Japan zeigte, dass magnesiumreiche Kost einen Einfluss auf die Entstehung von KHK hat: Die Wissenschaftler befragten 85293 Japaner zwischen 45 und 74 Jahren, die zu Beginn der Studie nicht an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung litten, nach ihren Essgewohnheiten. Die Teilnehmer wurden etwa 15 Jahre lang beobachtet. In dem Beobachtungszeitraum erkrankten 1283 Personen an einer KHK und es kam zu 4110 Schlaganfällen. Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Männer, die mehr Magnesium zu sich nahmen, ein geringeres Risiko hatten, an KHK zu erkranken, als Männer, die ihrem Körper nur sehr wenig Magnesium zuführten. Interessant: Diese Kausalität konnte nicht bei Frauen beobachtet werden.

Magnesium und Arteriosklerose

Magnesium wirkt sich auch positiv auf die Gefäße bei vorliegender Arteriosklerose aus, die Arterienwände können durch die regelmäßige Einnahme von Magnesium wieder elastischer werden, dies bestätigte eine randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudie. Studienteilnehmer waren 52 übergewichtige ältere Männer und Frauen mit einem Durchschnittsalter von 62 Jahren, bei denen bei Studienbeginn und bei Studienende die Pulswellengeschwindigkeit gemessen wurde. Dieser Parameter beschreibt die Geschwindigkeit, mit der die durch die Kontraktion des Herzens erzeugte Blutdruckwelle das arterielle Gefäßsystem durchläuft – je starrer die Gefäßwand ist, desto schneller ist die Pulswelle.

Die Studienteilnehmer erhielten über 24 Wochen entweder Magnesium (dreimal 117 mg oder 350 mg pro Tag) oder Placebo. Das Ergebnis zeigte eine Verlangsamung der Pulswelle. Diese Daten belegten, dass eine tägliche Magnesium-Einnahme die Arteriensteifigkeit reduzieren und die Elastizität der Gefäße verbessern kann.

Magnesium und Osteoporose

Für einen optimalen Knochenaufbau wird nicht nur Calcium, Vitamin D und Vitamin K benötigt – auch Magnesium hat positive Auswirkungen auf das Skelett. Nach aktuellem Kenntnisstand besitzt der Mineralstoff ebenfalls stabilisierende Funktionen beim Knochenaufbau. In der sogenannten „Women‘s Health Initiative-Studie“ zeigte sich: Eine niedrige Magnesium-Aufnahme geht mit einer geringeren Knochendichte an Hüfte, Schenkelhals und Radius einher. Das Risiko für Stürze und Frakturen war signifikant erhöht. Eine höhere Magnesium-Aufnahme ist umgekehrt unter anderem mit einer höheren Muskelmasse assoziiert, welche sich protektiv auf Stürze und Brüche auswirkte. Ärzte sollten den Ausgleich erniedrigter Magnesium-Spiegel im Osteoporose-Management berücksichtigen, fordert Professor Dr. Franz Jakob vom Orthopädischen Zentrum für Muskuloskelettale Forschung (DVO).

Der Bindungspartner des Magnesiums bestimmt die Art des vorliegenden Salzes und somit den Wirkeintritt: Organische Verbindungen (Magnesiumcitrat, Magnesiummalat) sind besser resorbierbar und somit schneller wirksam. Anorganische Verbindungen (Magnesiumoxid, Magnesiumcarbonat) werden langsamer vom Körper aufgenommen, der Mineralstoff wird kontinuirlich über die gesamte Darmpassage abgegeben.