Rx-Versandverbot

Wegner (CDU): „Apotheken sind Stabilitätsanker“ Eugenie Ankowitsch, 09.02.2017 08:07 Uhr

Berlin - 

Mit Kai Wegner und Markus Grübel haben sich zwei weitere CDU-Bundestagsabgeordnete Apotheken in ihren Wahlkreisen angeschaut und sich über die Abläufe und Aufgaben der Apotheken vor Ort informiert. Während Wegner ein Rx-Versandverbot ausdrücklich unterstützt, zeigt sich Grübel zurückhaltender und verweist auf die zuständigen Fachpolitiker.

Kiez-Apotheken bräuchten eine rechtssichere Zukunft, forderte Wegner im Anschluss an seinen Besuch in der Melanchton-Apotheke im Berliner Stadtteil Spandau. Die Bundesregierung müsse auf die neueste Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) umgehend reagieren. Deutsche Kiezapotheken dürften nicht schlechter gestellt werden als ausländische Versandapotheken.

Apothekerin Nicole Häußler und ihr Team hatten Wegner fünf Stunden lang als Praktikanten durch alle Bereiche der Apotheke geführt und ihm erklärt, was dort alles geleistet wird. Beim CDU-Abgeordneten trafen die Sorgen des Apothekenteams auf offene Ohren.

„Eines meiner Kernanliegen ist es, dass man in seinem Kiez alles vorfindet, was man zum Leben braucht: vom Supermarkt über die Bank bis hin zum Arzt und schlussendlich auch die Apotheke“, teilte Wegner. Wenn äußere Einflüsse wie eben das EuGH-Urteil dazu führen, dass diese „Stabilitätsanker der Kiezversorgung“ plötzlich Existenznöte bekommen, müsse die Politik reagieren.

Nach Auffassung des Politikers können Versandapotheken nicht die „liebevoll geführte Kiezapotheke von nebenan“ ersetzen. In den seltensten Fällen erhalte man bei einer Versandapotheke ein vergleichbares Beratungsangebot. Auch der kurze Weg vom Arzt zur Arzneiversorgung sei sehr wichtig, wenn man krank sei, betonte Wegner. „Krankheiten sind akut, da kann man nicht bis zum nächsten oder übernächsten Tag warten.“

Er kündigte an, das von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) vorgeschlagene Rx-Versandverbot zu unterstützen. Wegner will sich dafür einsetzen, dass ein solches Verbot noch in dieser Legislaturperiode gesetzlich verankert wird. Auf seiner Facebook-Seite weist er seine Fans auf die Unterschriftenaktion der ABDA hin und ruft sie auf: „Geht in Eure Apotheke und unterstützt sie mit Eurer Unterschrift!“

Grübel sagte nach seinem Besuch in der Bären-Apotheke in Esslingen: „Rx-Arzneimittel unterliegen bundesweit aus gutem Grund einem einheitlichen Preis. Kranke Menschen sollen in ihrer Not nicht auch noch Preise vergleichen müssen.“

Grübel und der Landtagsabgeordnete Andreas Deuschle hatten sich dort über die Auswirkungen des EuGH-Urteils informiert. „Wenn das eigene Kind mit hohem Fieber im Bett liegt, will niemand auf den Paketboten mit den benötigten Medikamenten warten“, so Grübel weiter. In so einer Situation sei jeder glücklich, dass zu jeder Tages- und Nachtzeit eine Apotheke in der näheren Umgebung offen hat und man vor Ort wertvolle Tipps und eine kompetente Beratung bekomme.

„Das kann keine Versandapotheke leisten“, betonte er. Auch wenn der CDU-Politiker ein Versandhandelsverbot für Rx-Medikamente „grundsätzlich für vertretbar“ hält, wären zu diesem Zeitpunkt jedoch keine belastbaren Aussagen möglich. Grübel verwies darauf, dass sich aktuell die zuständigen Fachpolitiker mit einem „möglichen Verbot“ befassen würden.

Die beiden Vorsitzenden des Apothekenverbandes für die Region Esslingen/Göppingen, Daniela Hemminger-Narr und Christof Mühlschlegel, sehen die Apotheken vor Ort durch das Urteil erheblich benachteiligt. Gerade kleinere und auf dem Land gelegene Apotheken würden um ihre Existenz fürchten. Das Urteil erlaube ausländischen Versandapotheken Rosinenpickerei zu betreiben, kritisierten beide Apotheker im Gespräch mit den beiden CDU-Politikern. Versandapotheken würden in die Lage versetzt, sich einen Großteil des Arzneimittelumsatzes zu sichern, ohne aber wichtige Leistungen für das Gemeinwohl, wie Not- und Nachtdienste, Rezepturanfertigungen und persönliche Beratung erbringen zu müssen.

„Alle wollen helfen, nur die Lösungsansätze unterscheiden sich noch. Klar ist, dass schnell gehandelt werden muss. Das Urteil braucht eine politische Antwort“, sagte Deuschle. „Das Land Baden-Württemberg sieht in dem Urteil eine konkrete Gefährdung deutscher Apotheken und damit auch der flächendeckenden Arzneimittelversorgung“. Die CDU-Landtagsfraktion will daher ein Verbot des Rx-Versandhandels unterstützen, kündigte Deuschle an.