Verunreinigtes Valsartan

So gehen Apotheken mit dem Rückruf um Nadine Tröbitscher, 11.07.2018 15:12 Uhr

Berlin - 

Seit Donnerstag werden Valsartan-haltige Arzneimittel zurückgerufen. Ein Apotheke aus Ostfriesland geht in die Offensive und kommuniziert das Thema aktiv mit den Patienten. „Wir haben die betroffenen Kunden der letzten drei Monate kontaktiert“, erzählt ein Apotheker.

In einem vertretbaren Aufwand wurden beziehungsweise werden Kunden kontaktiert, die in den vergangenen drei Monaten mit den vom Rückruf betroffenen Valsartan-haltigen Präparaten versorgt wurden. „Einige Kunden kamen selbst in die Apotheke und fragten nach, ob ihr Arzneimittel vom Rückruf betroffen ist. Manche Ängste der Kunden konnten wir entkräften, wenn wir sagen konnten, dass deren Präparate nicht betroffen waren“, erzählt der Apotheker. Schließlich bestehe keine akute Gesundheitsgefahr, so das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).

„Uns ist es wichtig, offen zu kommunizieren“, sagt der Apotheker aus dem ostfriesischen Landkreis Leer. Die Rückrufe wurden zeitnah bearbeitet und als klar war, welche Hersteller nicht vom Rückruf betroffen sind, wurden entsprechend größere Mengen geordert. So könne man die Kunden sofort versorgen, wenn sie vom Arzt ein neues Rezept bringen.

Selbst wenn der Arzt ein betroffenes Arzneimittel verschrieben hat, könne man schnell reagieren und auf ein nicht betroffenes Alternativpräparat ausweichen. Im Einzelfall sei der Vertragspartner der Kasse betroffen, dann würde vom Sonderkennzeichen und einem handschriftlichen Vermerk Gebrauch gemacht. Bis jetzt konnte stets auf ein Präparat ohne Festbetragsaufzahlung ausgewichen werden, das Original komme aktuell noch nicht vor. „Bislang haben wir mit den Kunden und Ärzten nur gute Erfahrungen gemacht. Uns hat die Situation nicht überlastet“, erzählt der Apotheker.

Erklärungsbedarf herrscht auch bei der Zuzahlung. Kunden hätten gelesen, dass Apotheken die Präparate zurücknehmen, entsprechend fordern einige die gesetzliche Zuzahlung zurück oder verlangen ein anderes Medikament, erzählt der Apotheker. Einige Kunden seien verärgert, wenn sie mit leeren Händen die Apotheke wieder verlassen müssen, weil sie ein neues Rezept benötigen.

Unglücklich sei der Ablauf der Kommunikation. „Große Medien berichteten über den Rückruf, ohne zu wissen, welche Packungen betroffen sind.“ Dies habe bei den Patienten für Verunsicherung und bei den Apothekern für Erklärungsnot gesorgt. „Wir waren auch gar nicht darauf vorbereitet, die AMK-Meldungen stündlich abzurufen. Das die Informationen stückchenweise kamen, hat die Arbeit erschwert.“ Die Reihenfolge der Meldungen beschreibt der Apotheker als „unglücklich“.

Eine Übersicht mit den betroffenen und nicht betroffenen Präparate zum Download finden Sie hier.
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