Ottonova sammelt 60 Millionen ein

Pro Sieben investiert in Digital-PKV APOTHEKE ADHOC, 09.12.2019 14:48 Uhr

Online versichert: Ottonova wirbt damit, die erste rein digitale Krankenversicherung zu sein.
Berlin - 

Das Start-up Ottonova hat sich vorgenommen, als erste vollkommen digitale Krankenversicherung überhaupt den Markt für private Krankenversicherungen umzukrempeln – und kann das nun mit einem noch größeren Haufen Geld angehen. In einer zweiten Finanzierungsrunde konnte es von seinen Investoren 60 Millionen Euro einsammeln. Das Geld soll genutzt werden, um mehr Kunden zu akquirieren, wobei vor allem einer der Geldgeber behilflich sein kann.

Vier der fünf Investoren, die jetzt Geld zuschießen, sind bereits bei Ottonova engagiert: Die PKV Debeka, die Investmentgesellschaft btov sowie die Risikokapitalgesellschaften des Holtzbrinck-Verlags und des Thermomix-Herstellers Vorwerk. Neu dazugekommen ist hingegen SevenVentures, die Risikokapitalgesellschaft des Medienkonzerns ProSiebenSat.1. Der soll Ottonova nun zu noch größerer Bekanntheit verhelfen. Seit Oktober laufen zu diesem Zweck Ottonova-Werbespots auf den Sendern der Mediengruppe.

„Das Kapital fließt insbesondere in Vertriebs- und Marketinginitiativen, damit wir unseren Kundenstamm weiter vergrößern können“, erklärt Ottonova-Gründer und -CEO Roman Rittweger. „Und wir werden auch weiterhin in unseren technologischen Vorsprung investieren, um unser Alleinstellungsmerkmal als rein digitaler Krankenversicherer mit der höchsten Kundenzufriedenheit in Deutschland weiter auszubauen.“

Es soll nicht die letzte Geldspritze für das 2015 gegründete Unternehmen sein. Bereits im ersten Halbjahr 2020 erwarte man weiteres Kapital. Parallel dazu soll auch die Zahl der Versicherten wachsen. Anlässlich der letzten Finanzierungsrunde hatte Ottonova mit dem zuvor kommunizierten Grundsatz gebrochen, keine Versichertenzahlen zu veröffentlichen: Deren Zahl sei bereits auf über 5000 gestiegen und zwar bei einer Abwanderungsrate von nahezu null Prozent. Gleichzeitig blickt Ottonova zuversichtlich in die Zukunft: „Dieses Wachstum wird sich 2020 forsetzen.“

Im Sommer hatte Ottonova neue Krankenversicherungstarife auf den Markt gebracht und dafür einiges an guter Presse bekommen: In der Wirtschaftswoche wurde die Krankenvollversicherung Testsieger, die Zahnzusatzversicherung gewann bei Stiftung Warentest. Mit dem Vergleichsportal Check24 und dem Digitaldienstleister Blau Direkt schlossen die Münchner währenddessen Vertriebspartnerschaften und lancierten eine langfristig ausgerichtete Markenkampagne, die ebenfalls neue Versicherte anlocken soll.

Sein Konzept verkauft Ottonova aber auch an andere Versicherungen. Über das Joint Venture Global Scale Solutions bietet das Unternehmen digitale Lösungen für die Versicherungsbranche an, die Geschäftsprozesse optimieren und Kundenerlebnisse verbessern sollen. Das Joint Venture betreibt Ottonova gemeinsam mit der Global Side Group, einem Softwareanbieter aus der Versicherungs- und Finanzdienstleistungsbranche, der auf Produkte zur Rechnungsprüfung und -regulierung bei gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen spezialisiert ist.

Teil der digitalen Identität von Ottonova war von Anfang die Telemedizin. Seit November 2017 bot Ottonova Video-Konsultationen bei Ärzten in der Schweiz. Damit handelte sich das Start-up Ärger ein. Im Juli verbot das Landgericht München I dem Unternehmen, für ärztliche Fernbehandlungen in Form eines digitalen Arztbesuches zu werben. Das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig.