Apobank-Studie

Der „ideelle Wert“: Apotheken werden 12 Prozent teurer Tobias Lau, 15.07.2019 10:00 Uhr

Berlin - 

Die Schere zwischen gut laufenden Apotheken in bester Lage und kleinen Offizinen in schwieriger Gesamtsituation geht immer weiter auseinander. Darauf deuten die Ergebnisse der Studie „Apothekengründung 2018“ der Apobank hin. Im Durchschnitt haben Gründer vergangenes Jahr 12 Prozent mehr investiert als 2017 – und sind zwei Jahre jünger als in den vorangegangenen Jahren.

458.000 Euro hat eine Apotheke im Jahr 2018 durchschnittlich gekostet, das sind 73.000 Euro mehr als noch im Vorjahr. Dabei sind die höheren Gesamtinvestitionen vor allem auf einen starken Anstieg beim „ideellen Wert“ zurückzuführen, der sich unter anderem aus der Kundenstruktur, dem bisherigen Umsatz und dem Standort der Apotheke zusammensetzt. Während er um 23 Prozent stieg, stagnierte der materielle Wert, also die Summe der Kosten für Einrichtung, IT-Ausstattung und Warenlager. Letzteres kostete 2018 im Durchschnitt 108.000 Euro, im Vorjahr waren es noch 114.000. Auch bei den sonstigen Investitionen ist ein leichter Rückgang von 37.000 auf 32.000 Euro zu verzeichnen. Der Standort wird also immer wichtiger.

Die gesamten Gründungskosten – also ideeller und materieller Wert sowie Warenlager und sonstige Investitionen zusammen – lagen im Durchschnitt bei 598.000 Euro, 12 Prozent mehr als die 536.000 Euro aus dem Vorjahr. Dabei zeigt sich: Der Markt bleibt gespalten. Zwar hat jede vierte Apotheke einen Kaufpreis von mehr als 600.000 Euro erzielt, mit 23 Prozent der verkauften Offizinen hat aber ein fast genauso großer Anteil weniger als 150.000 Euro gekostet.

„Auf der einen Seite steigt der Anteil der sehr gut laufenden Apotheken, für die auch die Existenzgründer bereit sind, hohe, teils siebenstellige Kaufpreise zu bezahlen. Auf der anderen Seite stehen zahlreiche kleine Apotheken zum Verkauf, für die nur geringe Preise gezahlt werden“, erklärt Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik bei der Apobank. „Tatsächlich ist es ein schmaler Grat zwischen den Apotheken, für die nur ein kleiner oder gar symbolischer Preis gezahlt wird und denen, die mangels Nachfolger schließen und vom Markt verschwinden.“ Diese Entwicklung beobachte man bei der Apobank schon seit längerem.

Die Zusammensetzung des Marktes für Apothekengründungen bleibt hingegen weitgehend stabil. Er ist „bereits seit Jahren ein klassischer Übernahmemarkt“: Die absolute Mehrheit sind mit 55 Prozent Übernahmen als Einzel- oder Hauptapothekengründung. 2017 war der Anteil mit 59 Prozent noch etwas höher, dafür 2016 mit 54 ein wenig niedriger als vergangenes Jahr. Nur 3 Prozent der Gründer entschlossen sich für die Neugründung einer Einzel- beziehungsweise Hauptapotheke. Die Zahl ist in den vergangenen drei Jahren relativ stabil.

Mit 440.000 Euro inklusive Warenlager gaben sie immerhin 148.000 Euro weniger aus als die Übernehmer einer Einzel- oder Hauptapotheke. 5 Prozent haben eine Filiale neu gegründet. Zusammen mit den übernommenen Filialen machen sie 31 Prozent der Apotheken unter neuer Führung aus. Leicht bergauf ging es beim Anteil der OHG-Apotheker: Machten die Offenen Handelsgesellschaften 2017 noch 5 Prozent aus, waren es 2018 schon 8 Prozent.

Recht stabil ist auch der Anteil der Apotheken, die im Verbund gekauft werden. Er liegt bei rund einem Fünftel. Während der Anteil in den vergangenen drei Jahren stabil ist, steigt der Kaufpreis seitdem kontinuierlich: Wurden 2016 für durchschnittlich 2,1 Apotheken 1,35 Millionen Euro ausgegeben, waren es 2018 schon 1,72 Millionen für durchschnittlich 2,3 Apotheken. „Der erneute Anstieg der Übernahmepreise spricht dafür, dass größere Apothekeneinheiten an Bedeutung gewinnen“, schlussfolgert die Apobank. Die kleinste Verbundvariante aus Haupt- und einer Filialapotheke ist zwar immer noch die häufigste, doch größere Verbundübernahmen mit zwei oder drei Filialen nehmen zu – auch weil es immer mehr Verbünde aus mehreren Apotheken gibt.

Das Alter der Existenzgründer nimmt hingegen ab: Mit 36,3 Jahren haben sich Apotheker der Apobank-Studie zufolge zum ersten mal niedergelassen. Ein Jahr zuvor waren sie im Schnitt 38,5 Jahre alt. Die Altersgruppenverteilung zeigt dabei, dass vor allem der Anteil junger Existenzgründer stark gestiegen ist: 73 Prozent der Apothekengründer waren 2018 unter 40 Jahre alt, im Vorjahr waren es 60 Prozent. Der Anteil der Gründer ab 45 Jahren ist hingegen deutlich zurückgegangen,von 22 Prozent im Jahr 2017 auf 11 Prozent 2018.

Für Zehnich ist das ein gutes Zeichen: „Es stimmt sehr zuversichtlich, dass es trotz aller Unsicherheiten nach wie vor zahlreiche junge Pharmazeuten gibt, für die mit der Niederlassung in der eigenen Apotheke ein Lebenstraum in Erfüllung geht.“ Und das sei in der Regel auch finanziell schon nach kurzer Zeit ein lohnendes Unterfangen: „Unsere Auswertungen belegen, dass die Existenzgründer bereits im ersten Jahr einen Umsatz erzielen, der in etwa dem Durchschnitt der gesamten Apothekerschaft entspricht.“

Das durchschnittlich erzielte Betriebsergebnis liege dabei bei rund 150.000 Euro. Es „kann sich durchaus sehen lassen, denn es erreicht nach so kurzer Zeit bereits etwa 95 Prozent des Ergebnisses aller ausgewerteten Apotheken“, so Zehnich. „Um eine solche Benchmark zu erreichen, ist es von Vorteil, wenn der pharmazeutische Nachwuchs auf vorhandene solide Strukturen aufbauen kann.“