Bundeskartellamt

Noweda darf Ebert+Jacobi schlucken APOTHEKE ADHOC/ dpa, 20.12.2016 11:42 Uhr

Berlin - 

Die Noweda darf Ebert+Jacobi aus Würzburg übernehmen. Das Bundeskartellamt gab am Dienstag den Zusammenschluss der Großhändler frei. Die Essener Genossenschaft stärkt ihre Position als Nummer 2 im Großhandelsmarkt hinter Phoenix und vor Gehe, Sanacorp und Alliance Healthcare. Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, begründet den Entschluss so: „In allen regionalen Märkten bleiben die Pharmagroßhändler Phoenix und/oder Alliance Healthcare Marktführer, allerdings rückt Noweda mit dem Erwerb an die zweite beziehungsweise dritte Stelle.“

Den Apotheken stünden auch nach dem Zusammenschluss noch mehrere Pharmagroßhändler als Alternative zur Verfügung, so Mundt. Die bisherige Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen der Branche fährt Noweda künftig zurück. Aufgrund der Bedenken des Bundeskartellamtes werde ein bestehender IT-Dienstleistungsvertrag mit einem Unternehmen der Pharma Privat Gruppe beendet.

Anfang November war die geplante Übernahme verkündet worden. Es ist der letzte große Coup des scheidenden Noweda-Chefs Wilfried Hollmann. Als Ebert+Jacobi auf die Noweda zugekommen sei, habe man sehr schnell „die vielen Gemeinsamkeiten“ erkannt, sagt Hollmann. Da wären vor allem die komplementären Belieferungsgebiete: Für die Noweda war Bayern bislang ein weißer Fleck auf der Landkarte, den man aus eigener Kraft wohl so schnell nicht hätte mit Farbe füllen können.

Dafür schluckt die Genossenschaft so manche Kröte: Zwischen Würzburg, Mosbach, Böblingen und Heidenheim liegen jeweils nur rund 100 Kilometer, genauso wie zwischen Spangenberg und Erfurt. Auch wenn die Noweda versprochen hat, alle Häuser des Privatgroßhändlers zu erhalten: Um eine Konsolidierung werden Hollmanns unternehmerische Erben nicht herumkommen.

Ebert+Jacobi ist mit einem Umsatz von mehr als 750 Millionen Euro der führende Privatgroßhändler in Deutschland. Mehr als ein Drittel des Umsatzes von Pharma Privat entfallen auf das bayerische Unternehmen, das nach Jahren des Wachstums zuletzt leicht Marktanteile verloren haben soll. Der Verbund verliert nicht nur die Abdeckung in Bayern, sondern erstmals auch ein Unternehmen aus den eigenen Reihen an einen Mitbewerber: W. Kapferer war beim Verkauf an die Noweda nicht mehr bei Pharma Privat. Der von der Sanacorp gekaufte nordrhein-westfälische Großhändler von der Linde war nie Mitglied.

Am Ende wurde Ebert+Jacobi offenbar die eigene Größe zum Verhängnis: Firmenchef Ralph-D. Schüller soll Probleme mit den finanzierenden Banken gehabt haben. Schon im Frühjahr machte er sich nach Informationen aus Finanzkreisen auf die Suche nach Investoren, im September wurden auch die Mitbewerber angesprochen. Pharma Privat soll noch vor zwei Wochen ein Konzept vorgelegt haben, wie die Probleme innerhalb des Verbunds gelöst werden könnten. Am Ende setzte sich aber Noweda-Chef Wilfried Hollmann durch – vermutlich mit einem Angebot, bei dem kein anderer Interessent mithalten konnte.

Mit der Übernahme von Ebert+Jacobi durch die Noweda verändert sich die Tektonik im deutschen Pharmagroßhandel. Der Großhandelsverbund Pharma Privat verliert ein Drittel seines Umsatzes und seine Flächendeckung. In Bayern gibt es für die Apotheken keine inhabergeführte Alternative mehr. Die Rabattschlacht und eigene unternehmerische Entscheidungen haben den führenden Privatgroßhändler in die Knie gezwungen.