Rezeptpflicht

Bloggerin: Apotheken schaufeln sich ihr Grab Maria Hendrischke, 25.01.2016 14:15 Uhr aktualisiert am 25.01.2016 16:57 Uhr

Berlin - 

Die Bloggerin Béa Beste hat zwei Apotheken im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg gerüffelt. Der Grund: Sie hatten sich geweigert, ihr die Anti-Baby-Pille ohne Rezept abzugeben. Auf ihrem Blog Tollabea hat Beste einen Artikel veröffentlicht, in dem sie beide Apotheken scharf kritisiert. Nachdem ihr Kommentatoren die gesetzliche Lage erklärt hatten, ruderte sie zurück.

Beste schreibt über Elternthemen und erreichte mit ihrem Blog zuletzt fast 90.000 Nutzer im Monat. „Warum meine zwei Kiez-Apotheken selbst ihr Grab schaufeln“ betitelte sie den Beitrag vom vergangenen Freitag. Darin beschreibt sie, dass sie in ihre Stammapotheke ging, als sie ihre letzte Pille „Cerazette“ aufgebraucht hatte. Beste wollte eine neue Packung kaufen. Ein Rezept hatte sie jedoch nicht: Das befand sich noch auf dem Postweg.

Entsprechend weigerte sich die Linda-Apotheke in der Danziger Straße, ihr die Pille abzugeben. Ein gefaxtes Rezept mit Arzt-Rücksprache hätte die Apotheke akzeptiert; doch die Praxis war wegen Mittagspause geschlossen. Beste sagt der Apothekerin, dass sie Stammkundin sei. Ihre früheren Käufe seien im System abrufbar gewesen. Beste schlug vor, dass ihr nur eine Pille abgegeben werde und sie die restliche Packung am nächsten Tag mit dem Rezept abhole. Die Apothekerin blieb jedoch standhaft.

Beste zog daraufhin weiter zur nahe gelegenen Apotheke Zum Kreuz. „Name ist Programm“, schrieb sie: Denn auch dort war man nicht bereit, die Tablette abzugeben, obgleich inzwischen ein gefaxtes Rezept vorlag. Zur Begründung erklärte der Inhaber, dass Beste eine Testkäuferin sein könnte, die anschließend die Apotheke verklagen würde.

Das konnte Beste nicht nachvollziehen. „Ganz ehrlich, liebe Leute, wenn das der örtliche Einzelhandel mit dem persönlichen Verhältnis zum Kunden ist... dann gönne ich den Online-Apotheken den Erfolg“, schrieb sie. Dort sei sie zwar nur eine Nummer im System, aber immerhin erhalte sie ihre Medikamente zum günstigen Preis. Neben dem Eintrag wirbt die Versand-Apotheke shop-apotheke.com.

Von ihrer Stammapotheke erwartet Beste mehr Entgegenkommen in Notlagen. „Wenn meine Kiez-Apotheke nur noch bürokratisch agiert und nicht auf nachvollziehbare Bedürfnisse achtet, brauche ich sie nicht.“ Kommentatoren wiesen sie darauf hin, dass sich ein Apotheker strafbar mache und die Approbation verlieren könne, wenn er ein verschreibungspflichtiges Medikament ohne Rezept abgebe. Es sei daher „unfair, dass die Apotheken so dermaßen angeprangert werden“, fand eine Kommentatorin.

Das sah Beste ein. Sie veröffentlichte unter dem Artikel eine Richtigstellung, in der sie sich für die Rückmeldungen bedankte. Sie gab zu, dass sie beim Schreiben des Eintrags sehr frustriert gewesen sei. Versöhnlich gestimmt habe sie allerdings eine andere Berliner Apotheke, die das Faxrezept nach Rücksprache mit dem Arzt akzeptiert habe.