VISION.A 2018

Dümmel: Apotheken müssen attraktiver werden Marion Schneider, 15.03.2018 17:16 Uhr

Berlin - 

Ralf Dümmel kennen die meisten als Investor aus der TV-Show „Die Höhle der Löwen“. Seit zwei Jahren unterstützt der Unternehmer in dieser Funktion junge Unternehmen dabei, innovative Produkte auf den Markt zu bringen. Eines dieser Produkte – das Nahrungsergänzungsmittel Veluvia – hat es in die Apotheke geschafft. Bei VISION.A, der Digitalkonferenz von APOTHEKE ADHOC und Apotheken Umschau, berichten Dümmel und Veluvia-Geschäftsführer Jörn-Marc Vogler, welche Hürden sie dabei überwinden mussten.

Bevor Dümmel in der dritten Staffel zu „Die Höhle der Löwen“ kam, hatte die Show ein Problem: Viele der Deals, die im TV-Format geschlossen wurden, platzten, sobald die Kameras aus waren. Investoren und Gründer hatten einfach zu unterschiedliche Ansichten, wie es mit dem gemeinsamen Projekt weitergehen soll. Dümmel brachte neuen Schwung – in Form von neuen Deals und mehr Zuschauern. Mit seinem Unternehmen DS Produkte vertreibt er seit fast drei Jahrzehnten Konsumgüterprodukte. Er weiß, was am Markt ankommt: „Die Produkte müssen innovativ sein und für den Kunden einen Mehrwert haben“, sagt er.

„Die Höhle der Löwen“ wird im Frühjahr aufgezeichnet und im Herbst ausgestrahlt. Investoren und Start-ups bleiben zwischen vier und sieben Monate, um die Produkte auf den Markt zu bringen. Wenn in der Show ein Deal geschlossen wurde, bemühen sich Dümmel und sein Team, die Verträge möglichst schnell in trockene Tücher zu bringen. „In der Sendung verloben wir uns“, sagt er, „dann müssen wir schnell heiraten.“ Innerhalb von zehn Tagen sprechen die Start-ups bei DS Produkte in Hamburg vor. Dort wird unter anderem über die strategische Ausrichtung gesprochen, die Rechtsabteilung hat bereits geprüft, ob alles richtig angemeldet wurde.

Wenn die Verträge geschlossen sind, ordert DS Produkte die Artikel in großer Stückzahl bei Produzenten in Asien, Europa oder Deutschland. Dafür geht das Unternehmen in Vorkasse. „In der dritten Staffel habe ich 3,1 Millionen Euro in der Sendung investiert und später noch einmal 22 Millionen Euro als Working Capital“, berichtet Dümmel. Seine Mitarbeiter bringen die Produkte direkt in die Handelsketten, 40.000 Filialen beliefert das Unternehmen. Wenn die Folge ausgestrahlt wird, stehen sie bereits am nächsten Morgen in den Regalen.

Mit Veluvia hat Dümmel im vergangenen Jahr zum ersten Mal ein Produkt in die Apotheken gebracht. Das Nahrungsergänzungsmittel ist bei Gehe, Phoenix und Alliance Healthcare gelistet. Damit erreicht das Unternehmen auf einen Schlag rund 14.000 Apotheken. Die Apothekenbranche ist Neuland für Dümmel und sein Team. „Wir sind hier noch im ersten Lehrjahr“, sagt er. Vieles sei hier anderes als im Einzelhandel. Apotheken seien natürlich an gesunden Produkten interessiert, die einen längeren Lebenszyklus haben. Außerdem hätten sie relativ wenig Platz zum Aufstellen der Produkte und Displays.

Die Reaktion der Apotheken sei unterschiedlich. Einige seien skeptisch, andere stellten die Produkte aus „Die Höhle der Löwen“ schon einen Tag vor der Sendung in die Freiwahl, um auf die Nachfrage vorbereitet zu sein. „Es gibt in der Branche Leute, die extrem innovativ und kreativ sind“, sagt Dümmel.

Die Apotheken treffe jetzt das, was einige Einzelhändler schon vor Jahre ereilt habe: Mehr und mehr Arzneimittel würden online bestellt. „Apotheken müssen sich Gedanken machen, wie ihr Geschäft attraktiver wird“, so Dümmel. Niemand könne es sich leisten, sich zurückzulehnen. „Ein Unternehmen wie unseres, mit innovativen Artikeln, ist ein guter Partner.“

In der dritten Staffel der TV-Sendung hatte Dümmel 22 Deals geschlossen, bei 18 wurde letztendlich ein Vertrag unterzeichnet. In der vierten Staffel war die Quote 18:13. Neben Veluvia investierte er unter anderem in das Zahnfleischpflege-Gel Parodont, Abflussfee und das Backkonzept Kinderleichte Becherküche. Einige Produkte schaffen es nicht, andere werden sogar weiterentwickelt. „Nachhaltigkeit ist uns wichtig“, sagt Dümmel.

Dümmel kam als 21-Jähriger zu DS Produkte, zuvor arbeitete er in einem Bad Segeberger Möbelhaus. Den Gründer des Unternehmens, Dieter Schwarz, lernte Dümmel durch einen Zufall kennen: Seine damalige Freundin betreute als Babysitterin die Kinder des Firmenchefs. Zehn Jahre später wurde Dümmel Teilhaber.

Schwarz verkaufte 2008 seine Anteile an einen Investmentfonds, der das Unternehmen mit einer Wachstumsfinanzierung ausstattete, blieb aber weiterhin als Gesellschafter im Unternehmen. Vier Jahre später kauften Dümmel, Schwarz und ihr neuer Geschäftspartner, Hanno Hagemann, die Firma wieder zurück. Heute hat DS Produkte einen Umsatz von 260 Millionen Euro und betreibt Büros in Hongkong und dem chinesischen Ningbo.

Neben Dümmel und Vogler geben sich aus VISION.A noch weitere Top-Speaker wie Kai Diekmann, Thomas Schulz und Thea Dorn die Klinke in die Hand. Tickets für das Event gibt es hier.