Lieferengpässe

Novaminsulfon bleibt Zentivas Sorgenkind APOTHEKE ADHOC, 29.08.2016 14:37 Uhr

Berlin - 

Erst die Tropfen, dann Tabletten, jetzt wieder Tropfen: Novaminsulfon-Lichtenstein (Metamizol) ist bis zum 21. September defekt, wie Hersteller Zentiva gegenüber Apotheken mitteilt. Mit dem Präparat ist die Sanofi-Tochter bei fast allen Krankenkassen Rabattpartner.

Aufgrund von Produktionsengpässen kommt es Zentiva zufolge ab dieser Woche zu einer Nicht-Lieferfähigkeit der Einheit mit 50ml und 500mg Wirkstoff (PZN: 03507946). „Abhängig von den individuellen Apothekenbeständen kann es sein, dass vorübergehend ein austauschfähiges Alternativpräparat abgegeben werden muss“, so der Hersteller. Die Krankenkassen seien bereits informiert. Den Apotheken wird vom Hersteller eine entsprechende Bescheinigung zur Verfügung gestellt.

Bereits im Juli waren die Metamizol-Tropfen von Zentiva von Lieferschwierigkeiten betroffen. Und auch 2015 war das Produkt wochenlang nicht lieferbar. Betroffen waren damals die Tropfen in drei Packungsgrößen. Grund waren Engpässe bei der Produktion eines Lohnherstellers. Ende August gab es zumindest bei der Großpackung wieder Nachschub.

Vom 10. bis zum 20. August dieses Jahres war Novaminsulfon-Lichtenstein zudem in Tablettenform nicht lieferfähig, auch hier wurden Produktionsengpässe als Grund genannt. Betroffen waren die Einheiten mit 500 mg Wirkstärke, als N3-Packung mit 50 Filmtabletten (PZN: 01798000) und als N2 mit 30 Stück (PZN: 00262467). Mit dem nichtopioiden Analgetikum ist die Sanofi-Tochter auch in dieser Darreichungsform bei nahezu allen Krankenkassen Rabattpartner.

Zu Metamizol hat Zentiva meist exklusive Rabattverträge unter anderem mit der AOK, Barmer GEK, DAK Gesundheit, KKH sowie der beiden BKK-Dienstleister GWQ und Spectrum K geschlossen. Laut Arzneiverordnungsreport 2014 ist Zentiva mit Abstand das meist verordnete Arzneimittel in der Klasse der Pyrazolderivate.

Laut Hersteller ist die weltweit steigende Nachfrage nach Metamizol ein Grund für die Lieferschwierigkeiten. Hierzulande steigt der Bedarf nach Herstellerangaben jährlich um zwei Millionen Packungen oder 9 Prozent. Laut Arzneiverordnungsreport wurden 2014 insgesamt 137 Millionen Tagesdosen des Präparats von Zentiva abgegeben. Der starke Anstieg um mehr als ein Viertel im Vergleich zum Vorjahr lag aber vor allem an Verschiebungen bei den Rabattverträgen zu Metamizol. Die Gesamt-DDD der Pyrazolderivate lag 2014 bei 175 Millionen Tagesdosen.

Novaminsulfon-Lichtenstein lag zudem laut Arzneiverordnungsreport als Einzelpräparat auf Platz 20 der Arzneimittel mit den höchsten Netto-Kosten im Jahr 2014. Diese beliefen sich demnach auf 189,2 Millionen Euro, 38 Millionen oder 26 Prozent über Vorjahr. Metamizol wurde 2014 mehr als 19 Millionen Mal verschrieben; seit Jahren legen die Zahlen kontinuierlich zu: 2005 noch 67 Millionen Tagestherapiedosen (DDD) verordnet. Ein Grund könnte – den bekannten Risiken der Agranulozytosen und Schockreaktionen zum Trotz – die Erstattungsfähigkeit sein. Die Ausgaben der Kassen lagen bei 242 Millionen Euro, Rabatte nicht berücksichtigt.