Vertretungsoption für PTA

„Ich habe keine Angst vor ‚Apotheker-Light‘“ Carolin Ciulli, 11.11.2019 10:48 Uhr

Berlin - 

An der PTA-Reform scheiden sich die Geister. Mehr Verantwortung und Arbeit ohne Aufsicht sieht die ABDA kritisch. Apotheker Stefan Leugermann findet aber, dass mit einer solchen Verweigerungshaltung Probleme auf den Berufsstand zukommen. Viele Angestellte wünschten sich eine optionale, aber „offizielle Zusatzqualifikation“. Aus diesem Grund sieht er auch die Aufteilung des Praktikums in Blöcke kritisch.

Leugermann will nicht auf das Pflichtpraktikum verzichten: „Das halbjährige PTA-Praktikum ist wichtig für Apotheken, da wir gute Praktikanten als angestellte Mitarbeiter gewinnen wollen.“ Wenn es aufgespalten würde, könne man nicht mehr so in die Tiefe gehen und die eigenen Arbeitsabläufe nicht mehr so gut vermitteln. „Wir haben in den Apotheken einen eigenen Ausbildungsplan für die Praktikantinnen und versuchen, frühzeitig eine gewisse Selbstständigkeit zu vermitteln.“

Eine PTA, die namentlich nicht genannt werden will, pflichtet ihm bei. „Zwei Jahre Schule sind ausreichend“, betont die Angestellte, die seit fünf Jahren in einer Vor-Ort-Apotheke tätig ist. Man werde als Schüler gut vorbereitet und habe im Pflichtpraktikum ausreichend Zeit, sich mit der Praxis auseinanderzusetzen. Seit zwei Jahren begleitet sie als Lehrassistentin auch Schüler im Galenik- und Chemie-Praktikum.

Die PTA kritisiert den diskutierten Blockunterricht an Schulen. „Das würde bedeuten, dass die Schüler während der Ausbildung öfter in die Apotheke gehen. Das hilft aber keiner Apotheke.“ Die angehenden PTA seien zu Beginn keine große Unterstützung in der Offizin, da sie sich nicht gut auskennen würden. „Ich stelle mir das für Inhaber sehr schwierig vor.“ Block-Praktika bedeuteten für die Chefs einen größeren Mitarbeitereinsatz und es sei fraglich, ob PTA-Schüler dabei mehr lernten als in der halbjährigen Praxiszeit nach der Schule.

Leugermann befürwortet stattdessen eine Zusatzausbildung. „Ich denke, eine optionale Zusatzqualifikation wäre für viele PTA in Apotheken interessant. Der Beruf wird von manchen PTA und interessierten Schülerinnen als ‚Sackgasse‘ gesehen, für diese gebe es dann eine sehr attraktive Möglichkeit einer zusätzlichen Karrierestufe.“ PTA, die mehr wollten, könnten sich auch neben dem Beruf weiter qualifzieren und beispielsweise wie Pharmazieingenieure in Apotheken angestellt sein. Auch mehrere Kollegen bestätigten ihm gegenüber seine Meinung.

Auch eine Vertretungsoption für PTA wäre für ihn denkbar. Erst dann könnte sich die angespannte Personalsituation in der Offizin entspannen. „Diesen Mitarbeitern würde ich auch mehr bezahlen. Angst vor ‚Apotheker-Light‘ habe ich nicht. Es gibt ja jetzt schon Pharmazieingenieure.“ Die ABDA pocht dagegen in ihrer Stellungnahme zur PTA-Reform ohne Ausnahme auf den Erhalt der umfassenden Aufsichtspflicht des Apothekers.

Der PTA-Beruf würde durch mehr Kompetenzen und eine Zusatzqualifikation auf einen neues Attraktivitätsniveau gehoben – sowohl für Berufseinsteiger, als auch für PTA, die schon länger in der Apotheke tätig seien, hält Leugermann dagegen. Auch mehrere PTA sprechen sich für eine halbjährige Zusatzausbildung in der Schule aus. Diese sei sinnvoll, da es sich um „etwas Offizielles“ inklusive Prüfung handele, sagt eine Angestellte. Man sei nicht auf den Inhaber angewiesen, der über die zusätzliche Verantwortung entscheide.