Versandhandel

DocMorris + Apotheken: „Das ist die Zukunft“ APOTHEKE ADHOC, 09.12.2018 11:11 Uhr

Berlin - 

„Multichannel“ lautet die Devise von Walter Oberhänsli, CEO von Zur Rose. Der Kauf von Profarma hat gezeigt, dass auch der DocMoris-Mutterkonzern in Richtung Plattform plant. Ob er glaubt, die Apotheker überzeugen zu können, wurde Oberhänsli im Interview mit der Welt am Sonntag gefragt.

Für sein Marktplatzkonzept will Oberhänsli auch lokale Apotheker als Partner gewinnen. Auf die Frage, ob er trotz starken Widerstands der ABDA damit rechne, Kooperationspartner finden zu können, sagte Oberhänsli: „Ich denke schon. Das wird die Zukunft sein.“

Laut Oberhänsli erreicht Zur Rose nach der Übernahme von Medpex in Deutschland einen Marktanteil im Arzneimittelversand von 31 Prozent. Ein Ende des Wachstums auf dem deutschen Markt sieht er nicht: „Die Konsolidierung ist in unserer Branche längst nicht vorbei. Die Zur-Rose-Gruppe wird in diesem Prozess ihre Chancen nutzen, gerade im größten Versandmarkt Deutschland“, sagte er.

Italien und Frankreich seien ebenfalls „interessante Märkte“. „Der Anteil des Online-Handels liegt bei Arzneimitteln gerade erst bei rund 2 bis 3 Prozent in Europa.“ Damit bleibe erheblicher Spielraum für Wachstum.

Sollte Zur Rose selbst Gegenstand zum Übernahmekandidaten werden, werde er rational reagieren, sagte Oberhänsli. „Für mich ist am wichtigsten, dass die Zur-Rose-Gruppe dahin kommt, wo sie in der gegebenen Situation nur hinkommen kann. Mit welchen Aktionären dies geschieht, ist letztlich zweitrangig.“

Zur Rose ist mit dem Kauf der spanischen Marktplatz-Plattform Promofarma europaweit in die Plattform-Ökonomie à la Amazon für Apothekenware eingestiegen. Über die Internetseite der in Barcelona sitzenden Firma werden apothekenübliche Produkte aus den Bereichen Gesundheit, Kosmetik und Körperpflege vertrieben. Mit diesem „Internationalisierungsschritt“ will Zur Rose laut eigenen Angaben seine Tech-Kompetenz in einem der fünf größten Technologie- und Innovationszentren Europas ausbauen.

Die Plattform könnte auch als Blaupause für Deutschland, den wichtigsten Markt der niederländischen Tochter DocMorris, dienen. Das Verschicken übernehmen bei Promofarma rund 500 Partner, insbesondere Apotheken, aber auch Pharmahersteller selbst. „Wir wollen das Amazon des Gesundheitswesens werden und wir sind bestens dafür aufgestellt, das zu schaffen“, so DocMorris-Chef Olaf Heinrich bei einer Investorenkonferenz. Klares Ziel von Zur Rose sei es, Profarma massiv zu erweitern und zu einem umfassenden Online-Gesundheitsversorger auszubauen. „Wir werden ein Ökosystem errichten, das in Europa unerreicht ist“, kündigt er an. Heinrichs Vision: Eine Kunde ist krank. Er wendet sich an einen Teledoktor, der ihm ein E-Rezept ausstellt, das der Kunde wiederum bequem an das DocMorris-Netzwerk weiterleitet. Dort könne man aufgrund der Daten, die man ohnehin schon vom Kunden hat, dessen Medikationsmanagement übernehmen und ihn beliefern.

„Sie müssen nicht mehr zum Arzt gehen, Sie müssen nicht mehr in die Apotheke gehen, Sie kriegen das alles online“, verspricht er und legt noch nach: „Sie kriegen basierend auf den Daten einen besseren Service und wir beliefern Sie innerhalb einer Stunde in ganz Europa. Das ist unsere Vision und vor allem durch die Übernahme von Promofarma sind wir bestens vorbereitet, das zu erreichen.“