Valsartan-Rückruf

PTA: „Kunden sind genervt und unsicher“ Carolin Bauer, 11.07.2018 14:59 Uhr

Berlin - 

Seit Freitag dreht sich in Apotheken alles um Valsartan. Nach der ersten offiziellen Meldung fingen bundesweit PKA, PTA und Pharmazeuten an, die Lagerbestände durchzugehen. Auch die aktuellen Sendungen mussten angesichts der verzögerten Meldungen im Auge behalten werden. Nachdem sich die Lage im Backoffice normalisiert, müssen die Angestellten vor allem verärgerte Kunden aufklären und beruhigen. Eine PTA berichtet.

Die PTA ist in einer Berliner Apotheke tätig. Angesichts der großen Mitarbeiter-Zahl war nicht eine bestimmte Angestellte für die Valsartan-Rückrufe verantwortlich. „Wir sind hier so viele Schichten“, sagt sie. Der diensthabende Apotheker habe ein Auge auf die komplette Situation und die aktuelle Lage gehabt. „Jeder hat sich morgens über den derzeitigen Stand informiert.“

Die Arbeit im Backoffice drehte sich die vergangenen Tage hauptsächlich um den Blutdrucksenker. „Die Lagerbestandskontrolle war bei uns nicht so aufwendig“, sagt die PTA. Die Apotheke verfügt über einen Komissionierautomaten. Bei dem System von BD Rowa seien die betroffenen Chargen eingegeben worden. Daraufhin sei eine Liste aus dem System gezogen worden und die Packungen automatisch ausgelagert worden.

„Wir haben die Packungen alle in einer gesonderten Kiste gesammelt, damit es keine Verwirrung gibt.“ Seit Freitag füllt sich die Wanne im Quarantäne-Bereich im Backoffice des Betriebs. „Inzwischen sind es rund 70 Packungen“, sagt die PTA. Die Apotheke warte noch auf die entsprechenden APG-Formulare, bevor die Ware an den Großhandel zurückgeschickt wird.

Die Rückrufwelle sei dem Team bisher nicht auf die Stimmung geschlagen. Die Situation sei natürlich ein großer Aufwand neben dem eigentlichen Tagesgeschäft, sagt die PTA. „Jeder weiß, was in dieser Lage zu tun ist.“ Dennoch sei die Situation besonders gewesen. „Wir waren anfangs schon aufgeregt, weil immer mehr Rückrufe dazugekommen sind.“ Zudem habe anfangs Gefahr bestanden, dass ein zurückgerufenes Präparat abgegeben werde. „Deshalb haben wir auch die Warenlieferungen untersucht. Dabei wurden sogar zwei bereits zurückgerufene Packungen entdeckt.“

„Die AMK war überfordert“, konstatiert die PTA. Die Rückrufe weiterer Hersteller seien sehr zügig eingegangen. „Wir mussten uns auch bei anderen Quellen informieren.“ Daraufhin seien betroffene Chargen nach und nach herausgesucht worden. Nicht nur die Lagerbestände wurden kontrolliert: „Wir mussten auch die laufende Ware durchsuchen, da immer wieder neue Rückrufe veröffentlicht wurden.“

Nachdem sich die Lage im Backoffice langsam beruhige, steige die Anspannung am HV. „Die Kunden sind wütend, ängstlich, besorgt, verunsichert und verstehen die Situation nicht.“ Die Anspannung schlage dem Team auf die Nerven, besonders weil manche Kunden sich gegenüber PTA und Apothekern „unschön verbal äußern“. Mit dem Begriff Rückruf könne die Mehrheit nichts anfangen. „Die Patienten denken, sie bekommen Geld zurück.“ Die Angestellten müssen derzeit viel Zeit in die Beratung investieren. „In der Publikumspresse wird das Prozedere nicht richtig erklärt.“ Das sei schon anstrengend.

Eine Übersicht mit den betroffenen und nicht betroffenen Präparate zum Download finden Sie hier.