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Klarnamen auf dem Kittel unzulässig Alexander Müller, 26.05.2018 08:00 Uhr

Berlin - 

Das war ja klar. Allen falschen Beschwichtigungen zum Trotz hält die Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO) noch ein paar richtig fiese Überraschungen für Apotheker bereit. Und die werden Team und Kunden deutlich mehr belasten als ein paar sinnlose E-Mails, ob man den Newsletter vom Literaturfestival auch künftig noch bekommen möchte. Zum Beispiel, dass Klarnamen des Personals auf den Namensschildern ab sofort verboten sind!

Die Passage in der EU-DS-GVO war den meisten Juristen bei ihrer Analyse der Verordnung nicht weiter aufgefallen: „Das öffentliche zur Schau Stellen personenbezogener Daten ist unzulässig.“ Das klingt einfach zu selbstverständlich. Natürlich druckt kein Apotheker sensible Kundendaten aus und hängt sie ins Schaufester, nicht einmal mit dreifacher Einverständniserklärung.

Aber der kleine Satz meint etwas anderes, wie findige Abmahnanwälte jetzt herausfanden. Auch die Präsentation des eigenen Namens ist demnach untersagt. Und da man am Namensschild zwar nicht das Wesen, gewöhnlich aber den Namen der PTA lesen kann, sind diese Gedächtnisstützen der Kunden jetzt tabu. Das ist EU-seitig als Präventivmaßnahme für die eigenen Daten gedacht (die sogenannte Rumpelstilzchen-Klausel), aber auch zum Schutz des Gegenübers, der nicht mit unnötigen Informationen behelligt werden soll. Passive Datensparsamkeit ist der Fachausdruck.

Im Apothekenalltag bedeutet das: Selbst abgekürzte Angaben wie „S. Hempel“ sind nicht mehr erlaubt. Mindestens 50 Prozent der Buchstaben müssen geschwärzt werden. S. H****l. Erlaubt sind dagegen Kunstnamen wie „Super-PTA“ oder „Mr. Medikationsplan“. Vorsicht ist dagegen bei echten Promiadaptionen geboten, hier droht wiederum Abmahngefahr.

Noch ungeklärt ist, was mit der Sichtwahl passiert. Nach ganz ganz strenger Auslegung der DS-GVO darf nämlich kein Kunde erfahren können, was der andere an Medikation bekommt. Entsprechend müssten entweder alle Packungen hinter dem HV-Tisch in einfarbiges Packpapier eingeschlagen werden oder die komplette Sichtwahl hinter einer Gardine verschwinden. Aber es scheint, als ob sich die Abmahnliga hier falsche Hoffnungen macht.

Mehr als diese Dystopie soll hier heute nicht mehr vorkommen von der DS-GVO. Sie wurden in den vergangenen Wochen mit steigender Intensität genug damit beschossen. Zuletzt hieß es vor allem wieder, dass es doch vielleicht alles nicht so schlimm wird. Allenfalls die Rampensäue unter Ihnen sollten sich lieber auch mit den Details befassen.

Aber auf Kleinigkeiten und das Kleingedruckte zu achten gehört zum täglichen Sport der Apotheker. Zum Beispiel bei der Hilfsmittelversorgung. NARZ/AVN hat fragen lassen, wie groß der Aufwand wirklich ist. Thüringens Verbandschef S. F**k zeigt das sehr anschaulich durch sein mit Verträgen tapeziertes Büro. Tipp: Es gibt mittlerweile digitale Lösungen ;)

Und natürlich müssen wir über den Versandhandel sprechen: DocMorris hat sich mal wieder einen – soll man sagen Konkurrenten? – einverleibt und Apo-Rot geschluckt. Wobei die Inhaberin B. D***e Wert auf die Feststellung legt, dass die vier Hamburger Apotheken in ihrem Besitz bleiben. Obwohl DocMorris mit den eigenen fremdbesitzenden Ambitionen bislang nicht erfolgreich war, feiert das Manager Magazin Zur Rose-Chef W. Ob**h***li.

Das dürfte auch daran liegen, dass der Abgesang auf das Rx-Versandverbot weitergeht. Der arme Minister J. S***n wird schon mit grünen und gelben Fragen der Jamaika-Verweigerer gelöchert (und von der SPD blockiert). Immerhin die ABDA zählt Petitionen nicht zu den Mitteln ihrer Lobbyarbeit und verschont den Minister damit. Und am Ende wird er den Koalitionsvertrag wohl weit auslegen. Im Sinne von: Hätte man machen können. In Apotheken kennt man das. Bestellte, aber nie abgeholte Exotenpräparate. Da hilft dann auch keine Abholbox und vermutlich auch kein Botendienst. Wann die Kasse trotzdem zahlt.

Die Rezeptabrechnung ist ein heißes Thema. Der Deutsche Apothekerverband (DAV) hat die Rechenzentrumsfürsten einbestellt, nachdem die die Unverfrorenheit hatten, einen eigenen Verein zu gründen. Hat aber nichts miteinander zu tun, es soll über das E-Rezept gesprochen werden und andere große Themen. Die, die da kommen, kommen nicht mehr Hand in Hand. Der kartellsuchende Frieden unter den Rechenzentren ist zerbrochen.

Was sehr natürlich zu den Großhändlern führt. Gehe strukturiert weiter um. Phoenix kratzt an den 9 Milliarden, möchte aber endlich mit den Apotheken in Deutschland auch wieder Spaß haben. Und man überlege, was das bedeuten kann (vgl. typischer vs. durchschnittlicher Großhändler).

Aber man muss die Großhändler auch einmal loben. Ein Apotheker aus Detzmold hat das jetzt getan. Na ja, nicht direkt, aber immerhin findet er die Wannen besser als die riesigen Päckchen, in denen Pharma Mall einzelne Arzneimittel verschickt. Da hat J. Sp***n gleich wieder Post bekommen. Ebenso wie der Arbeitgeberverband Deutscher Apotheker. Das ist eine gute Nachricht für die Angestellten, eine nur halb gute für die Inhaber: Die Adexa bläst wieder zu Tarifverhandlungen. Schon im Sommer könnte es mehr Geld für PTA geben.

Und wenn Sie die sieben Schrecken der Offizin und alle „Problemkunden" und sich prügelnden Fastkunden in dieser Woche überstanden haben und auf keinen falschen Google-Mitarbeiter hereingefallen sind, dann haben Sie sich jetzt wirklich ein schönes Wochenende verdient. Viele Grüße, Ihr A. M****r.