Repetitorium Immunsuppressiva

Gefährliches Duo: Azathioprin und Allopurinol APOTHEKE ADHOC, 28.06.2018 14:31 Uhr

Berlin - 

Vermeidbare Wechselwirkung: Müssen Azathioprin und Allopurinol kombiniert werden, ist eine Dosisreduktion des Immunsuppressivums einzuhalten. Die Ursache liegt in der Blockade des Enzyms Xanthinoxidase.

Fall: Ein Patient mit Morbus Crohn wird auf Azathioprin eingestellt. Dies sei nötig, um die Cortison-Dosis zu reduzieren. Der Hausarzt habe kürzlich festgestellt, dass die Harnsäurewerte erhöht sind, und außerdem Allopurinol angesetzt.

Analyse: Allopurinol unterbricht den Purinabbau zu Harnsäure. Daher wird es auch als Urikostatikum zur Behandlung von Gicht sowie zu hoher Harnsäurespiegel eingesetzt. Der Arzneistoff hemmt kompetetiv das Enzym Xanthinoxidase, das Hypoxanthin zu Xanthin und Xanthin ebenso wieder zu Harnsäure abbaut. Hypoxanthin und Xanthin entstehen, wenn Purine wie Adenosin und Guanin metabolisiert werden. Allopurinol wird in der Regel einmal täglich nach der Mahlzeit eingenommen.

Das Immunsuppressivum Azathioprin kann in Kombination mit anderen Wirkstoffen der Substanzklasse zur Vorbeugung von akuten Abstoßungsreaktionen nach Transplantationen von Leber, Niere, Herz, Lunge oder Pankreas eingesetzt werden. Außerdem kommt der Arzneistoff bei schweren Fällen von beispielsweise rheumatoider Arthritis, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Autoimmunhepatitis oder schubförmiger Multiplen Sklerose zum Einsatz, um die Corticoid-Dosis zu senken – wenn diese nicht vertragen werden oder die Therapie nicht wirksam ist.

Azathioprin wird während einer Mahlzeit mit reichlich Flüssigkeit eingenommen. Es gilt zu bedenken, dass die Wirkung erst nach einigen Wochen oder gar Monaten einsetzt. Das Immunsuppressivum wird in den aktiven Metaboliten 6-Mercaptopurin umgewandelt. Die Xanthinoxidase wandelt die Substanz wiederum in einen oxidierten inaktiven Metaboliten – die Thioharnsäure – um.

Allopurinol hemmt jedoch die Xanthinoxidase. Demnach bleibt die Umwandlung von 6-Mercaptopurin in den inaktiven Metaboliten aus. Die Folgen sind eine Erhöhung der Bioverfügbarkeit des Immunsuppressivums um das Fünffache, eine Verlängerung der Wirkung sowie eine schwere Knochenmarkstoxizität.

Beratung: Eine Kombination der Wirkstoffe ist zwar möglich, aber nur bei Dosisreduktion von Azathioprin. Der Kunde sollte demnach umgehend mit dem Arzt Rücksprache halten.

Therapie: Ist eine Kombination der Wirkstoffe unerlässlich, ist die Azathioprin-Dosis auf ein Viertel der üblichen Wirkstärke zu reduzieren. Für eine Langzeitanwendung sollten – wenn möglich – andere Wirkstoffe mit Azathioprin kombiniert werden.