Masern

Kinderärzte: Pflichtimpfung vor Kita dpa, 13.06.2014 12:07 Uhr

Impfnachweis vor Kita: BVKJ-Präsident Dr. Wolfram Hartmann fordert einen Nationalen Impfplan, um die Masern in Deutschland bis 2015 ausrotten zu können. Foto: BVKJ
Berlin - 

Deutschlands Kinderärzte wollen eine bessere Durchimpfungsrate erreichen und fordern einen Nationalen Impfplan: „Nur mit zusätzlichen Maßnahmen können wir das Ziel erreichen, bis 2015 die Masern bei uns auszurotten. Alle Appelle an Freiwilligkeit in den letzten zwei Jahrzehnten haben nicht ausgereicht“, sagte Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Kinder sollen demnach künftig geimpft werden, bevor sie in die Kita dürfen.

Vor allem sehr kleine Kinder seien ansteckungsgefährdet, weil mit einer Durchimpfungsrate von derzeit 80 Prozent die „Herdenimmunität“ nicht gegeben sei. Dafür seien 95 Prozent erforderlich. „Vor der Aufnahme in eine Kindertagesstätte sollte deshalb eine Impfbescheinigung vorliegen“, forderte Hartmann.

Dabei sei der Besuch einer Kindertagesstätte für viele Mädchen und Jungen wichtiger denn je. „Ein Fünftel der Kinder im Vorschulalter hat inzwischen dringenden pädagogischen Förderbedarf, oft weil bei ihnen zu Hause Entwicklungsanregungen fehlen“, so der Kinderarzt. Das dürfe man nicht durch Sprach- oder Ergotherapien „medikalisieren“. „Das muss aus dem medizinischen Bereich ausgelagert werden, hin zu pädagogischen Angeboten in gut ausgestatteten Kitas.“

Mögliche Probleme sehen die Kinderärzte auch durch den intensiven Antibiotikaeinsatz in der Tiermast auf den Nachwuchs zukommen. Die Medikamente könnten mittelbar auch die Darmflora der Kinder verändern. „Die frühe Prägung des Immunsystems durch die individuelle Zusammensetzung der Darmflora wird als ein wichtiger Faktor für die zunehmende Entwicklung von Allergien oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen besonders bei jungen Kindern gesehen“, sagte Professor Dr. Klaus-Michael Keller vom BVKJ. „Die Kinderärzte sind bei der Vergabe von Antibiotika in den vergangenen Jahren deshalb sehr viel zurückhaltender geworden“, so Hartmann.